E-Roller aufladen: Wie viel kostet das eigentlich? 12 Cent oder 12 Euro?

Autor: Redaktion (lw) | Kategorie: Freizeit und Technik | 05.08.2024

E-Roller aufladen: Was kostet das eigentlich?
Foto: Shutterstock/Andrei Kuzmik

In Deutschland ist eine sechsstellige Zahl von E-Scootern auf Straßen, Radwegen und Gehsteigen unterwegs. Sie sind übers Handy schnell geliehen, viele Menschen besitzen aber auch einen eigenen E-Scooter. Dabei wissen die wenigsten, wie teuer (oder billig?) es eigentlich ist, einen E-Scooter einmal aufzuladen. ÖKO-TEST hat für Sie nachgerechnet.

Anfang 2019 tauchten E-Scooter hierzulande quasi aus dem Nichts auf, inzwischen sind sie – zumindest in den Städten – allgegenwärtig. Dort punkten die batteriebetriebenen Tretroller als flexible Alternative zum mühsamen Fußmarsch oder zum Warten auf den nächsten Bus. Doch dem Nutzen stehen Nachteile gegenüber: E-Scooter können zur Gefahr für Radfahrer und Fußgänger werden und führen in vielen Städten zu Beschwerden, weil sie die Gehwege blockieren.

E-Scooter: Die Umweltbilanz ist umstritten

Zudem ist ihre Umweltbilanz umstritten: Expertinnen und Experten sind sich nämlich nicht einig, ob Elektro-Scooter andere, umweltschädlichere Formen der Mobilität (wie das Autofahren mit Verbrennungsmotor) ersetzen. Oder ob die Flitzer in Wirklichkeit nur zusätzlichen Verkehr erzeugen, den es ohne sie gar nicht erst gegeben hätte. Früher wäre man schlicht zu Fuß gegangen oder hätte sich aufs Rad geschwungen, so das dazugehörige Argument.

Wäre Letzteres der Fall, wären die E-Scooter selbst Umweltsünder. Denn: Die Tretroller sind mit einem E-Motor samt Batterie ausgerüstet, um auf bis zu 45 km/h beschleunigen zu können. Bei den Batterien handelt es sich fast immer um Lithium-Ionen-Akkus, deren Herstellung Rohstoffe und sehr viel Energie verschlingt. Auch für die tägliche Nutzung benötigen die Flitzer natürlich Strom. Wird dieser nicht aus erneuerbaren Energien gewonnen, sondern aus Kohle oder Gas, verschlechtert das die CO₂-Bilanz der Asphalt-Gleiter noch weiter.

Was zur Frage führt: Wie teuer ist es eigentlich, einen E-Scooter einmal aufzuladen? Sind die batteriebetriebenen Roller eher sparsam oder verschwenderisch unterwegs? Die Antwort dürfte viele interessieren: Laut ADAC besaßen 2022 fast sieben Prozent der Befragten ab 16 Jahren einen eigenen E-Flitzer. Was über 500.000 Personen entspräche, wenn man es auf die deutsche Bevölkerung hochrechnet.

Geben Sie jetzt gern eine Schätzung darüber ab, was das Laden kostet: eher 12 Cent oder eher 12 Euro? Die Auflösung ist zum Glück nicht weiter kompliziert. Um die Ladekosten eines E-Scooters zu berechnen, benötigt man eigentlich nur die Speicherkapazität des dazugehörigen Akkus (in Kilowattstunden) sowie den eigenen Strompreis (in Euro pro Kilowattstunde). Übrig bleibt eine simple Multiplikation.

E-Scooter laden: So teuer wird's wirklich

Zuerst zum Strom: Wer die heimische Steckdose nutzt, zahlt zurzeit etwa 36 Cent für die Kilowattstunde (kWh) Elektrizität. Wie viel davon in den eigenen Scooter-Akku passt, hängt vom Modell ab.

Sieht man sich die Flitzer an, die die beiden hiesigen Marktführer – Xiaomi und Segway – zurzeit im Angebot haben, erkennt man: Die Akku-Kapazitäten reichen dort von mickrigen 54 Wh (rund 0,05 kWh) für die schlichtesten Modelle bis zu stolzen 1.000 Wh (1 kWh) in der Luxusklasse. Gebräuchlich sind Kapazitäten zwischen 0,28 und etwa 0,5 kWh, die man auch benötigt, damit der Asphalt-Gleiter nicht schon nach zehn Kilometern wieder an die Steckdose muss.

Ab hier ist alles Mathematik. Wenn Sie ein Einstiegsmodell mit einem 28-Wh-Akku Ihr Eigen nennen, kostet Sie das Aufladen:

  • 0,28 kWh (Kapazität) * 36 Cent/kWh (Strompreis) = 10,08 Cent.

Wer eine dickere Batterie mit 0,5 kWh spazierenfährt, zahlt entsprechend:

  • 0,5 kWh (Kapazität) * 36 Cent/kWh (Strompreis) = 18 Cent.

Wer's genau nimmt, weiß natürlich, dass sich Akku und Ladegerät beim Aufladen erwärmen. Das bedeutet wiederum, dass dabei Energie verloren geht. Dieser Ladeverlust, der sich nicht ganz verhindern lässt, schwankt mit der verwendeten Technik. Man kann aber plausibel davon ausgehen, dass nur 80 Prozent der aufgewendeten Energie auch wirklich in der Batterie gespeichert werden. Das erhöht die Kosten mathematisch um den Faktor 1,25:

  • Das Laden eines durchschnittlichen 28-Wh-Akkus kostet damit, realistisch betrachtet, nicht mehr 10 Cent, sondern 12,5 Cent.
  • Und für Modelle mit 50-Wh-Speicher werden in Wirklichkeit 22,5 Cent pro Ladung fällig.

Und zum Schluss: Auf welche Kosten haben Sie weiter oben getippt? Wenn Sie sich für 12 Cent entschieden haben, lagen Sie deutlich richtiger als mit 12 Euro. Dieser höhere Wert entspräche 100 vollen Ladungen. Und damit vielleicht dem, was ein E-Scooter in einem ganzen Jahr an Strom benötigt.

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