Igel stromern jetzt vermehrt durch deutsche Gärten – viele sind wegen der milden Temperaturen zu früh aus dem Winterschlaf erwacht und brauchen darum die Unterstützung von Gartenbesitzern, die ihnen Futter bereitstellen. Noch bietet die Natur nicht genug Nahrung für die Tiere, doch Igel brauchen jetzt Energie, denn die anstrengende Paarungszeit steht an.
Wenn Igel den Winterschlaf unterbrechen
Igel sind flexibel in ihrem Winterschlafverhalten. Doch die zunehmend milden Winter und dadurch häufigeren Unterbrechungen des Winterschlafs stellen eine große Herausforderung für die Tiere dar, erklären Pro Igel und BUND Naturschutz, die beim Thema Igel zusammenarbeiten. Durch das frühzeitige Aufwachen haben Igel oft mit Nahrungsmangel zu kämpfen. Da Insekten und andere Beutetiere noch kaum aktiv sind, finden die Tiere nur wenig Nahrung.
Wer bereits jetzt einen Igel entdeckt, kann aber helfen. Die Tiere haben nach dem Aufwachen zunächst großen Durst. Eine flache Schale mit frischem Wasser im Garten ist eine einfache und wirksame Hilfe. Als Nahrung eignen sich Rührei, hochwertiges Katzenfutter und getrocknete Insekten. "Je fettreicher und proteinreicher das Futter, desto besser", so die Igelexpertin Heike Phillips von Pro Igel.
"Wichtig ist, das Futter an einem geschützten Ort aufzustellen, damit es den Igeln zugutekommt und nicht von anderen Tieren wie Katzen gefressen wird. Schon eine auf den Kopf gestellte Holzkiste, mit einem Stein beschwert und einem eingesägten Eingang von 10x10 cm, schützt das Futter vor Regen und der Igel kann in Ruhe seine Mahlzeit einnehmen."
Besser igelfreundliche Hecken statt Zäune
Jedoch gibt es für die stachligen Säugetiere oft Hindernisse, die verhindern, dass sie überhaupt in die Gärten gelangen. Enge Metallzäune etwa bieten Tieren wie dem Igel keinen Durchschlupf und können zu Gefahrenquelle werden: Wenn sich die Tiere etwa unter einem Drahtzaun hindurchquetschen, können sie sich verletzen.
Besser als ein Zaun ist deshalb eine Hecke als Grundstücksgrenze. Hainbuche, Weißdorn, Wildrose oder Feldahorn eigenen sich gut: Unter ihnen finden Igel Durchschlupf und Verstecke und unten im Blattwerk tummeln sich Insekten als Igelnahrung.
Soll es dennoch ein Zaun im Garten sein, empfiehlt die Deutsche Wildtier Stiftung Modelle, die Igeln Durchschlupf gewähren. "Das sind Zäune, die nicht bis zum Boden reichen. Oder eine Latte im Holzzaun wird herausgenommen, am besten dort, wo keine Straße liegt", rät Lea-Carina Mendel, Artenschützerin bei der Deutschen Wildtier Stiftung.
Steht ein Zaun bereits, sollte er einen Durchgang aufweisen. Ein Igel-Durchschlupf misst am besten mindestens 13 x 13 Zentimeter im Durchmesser. Mit Säge und scharfer Schere können Zäune auch nachträglich präpariert werden. Die Ränder des Durchgangs sollten nach dem Schneiden unbedingt sauber sein, damit sich kein Igel oder ein anderes Wildtier daran verletzt.
Mit der Gartenarbeit noch etwas warten
Zudem ist Gartenarbeit im Frühjahr problematisch. "Vor allem das Aufräumen von Laub- und Reisighaufen oder Holzlagerplätzen kann dazu führen, dass Igel aufgescheucht werden und ihren Unterschlupf verlieren. Unsere große Bitte an die Bevölkerung: Lassen Sie die Gartenarbeiten noch ein wenig ruhen. Die Igel brauchen diese Verstecke dringend", erklärt BN-Expertin Martina Gehret vom BUND Naturschutz.
Die Bepflanzung der Gärten kann für die Igel manchmal abschreckend sein. Ein zu aufgeräumter Garten mit kurzem Rasen und nicht einheimischen Pflanzen bietet Insekten, Schnecken und Würmern kein Zuhause – und sie sind die bevorzugte Nahrung der Igel.
Das Tier des Jahres 2024 unterstützen
Die Deutsche Wildtierstiftung kürte den Igel vergangenes Jahr zum Tier des Jahres 2024. Die Auszeichnung soll darauf aufmerksam machen, dass die Wildtiere gefährdet sind.
Wer einen wirklich igelfreundlichen Garten möchte, der sichert Gefahrenstellen für die kleinen Tiere ab: So verunglücken manche Igel etwa in offenen Keller- und Lichtschächten, andere ertrinken in Teichen mit steilen, rutschigen Kanten, zählt Wohlers auf. Dafür sollte man ihnen etwa kleinere Wasserstellen anbieten.
Zusätzlich gilt: In der Dämmerung und nachts besonders vorsichtig, also bremsbereit und vorausschauend, Autofahren. Besonders Igelmännchen haben in der Paarungszeit einen großen Bewegungsradius und überqueren dabei auch Straßen.
Weiterlesen auf oekotest.de: