Wenn es im Winter draußen trist und dunkel ist, erfreuen grüne Lichtblicke in den eigenen vier Wänden. Zimmerpflanzen steigern nicht nur das subjektive Wohlbefinden, sondern können auch objektiv für mehr Lebensqualität sorgen. Beispielsweise dadurch, dass sie die trockene Innenluft mit Feuchtigkeit versorgen, die sie über ihre Blätter abgeben.
Doch nicht allen Pflanzen bekommen die Wintermonate gut, in denen es an Sonnenlicht und der gewohnten Wärme mangelt. Auch verträgt nicht jede Pflanze die Nähe zur Heizung. Für anderes Grünzeug gilt das Gegenteil: Ihnen macht die kalte Jahreszeit kaum etwas aus. Entweder, weil sie von Natur aus an vergleichbare Bedingungen gewohnt sind. Oder weil sie – wie Kakteen und Agaven – ohnehin zu den hartnäckigen Gewächsen zählen.
Diese Zimmerpflanzen sind der Heizung gewachsen
Wir haben mit Frank Werner gesprochen, dem Vorsitzenden des Bundesverbands Zierpflanzen (BVZ). Er hat Tipps gegeben, wie man Zimmerpflanzen gut durch die kalte Jahreszeit bringt. Und natürlich auch, welche reizvollen Zimmerpflanzen sich in winterlichen Innenräume besonders wohlfühlen.
"Wird im Winter geheizt, trocknet natürlich die Luft aus", sagt Werner. "Das tut auch unseren Zimmerpflanzen, die meist aus den Tropen stammen, nicht gerade gut. Egal ob sie direkt über der Heizung stehen oder nicht." Der Fachmann rät zunächst dazu, grundsätzlich für eine ausreichend hohe Luftfeuchtigkeit im Zimmer zu sorgen. Ein Klassiker, das Wassergefäß auf oder an der Heizung, hilft Mensch wie Pflanze, nicht auszutrocknen.
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Ist die Luft winterlich trocken, brauchen die Pflanzen außerdem mehr Wasser als gewöhnlich. "Bitte nicht nach dem Kalender gießen, sondern dann, wenn es nötig ist", sagt Experte Werner. Auch hier hilft ein alter Trick: die Fingerprobe, die alle paar Tage angesagt ist. Dazu einfach den Zeigefinger ein bis zwei Zentimeter in die Erde oder das Substrat stecken: Fühlt sich das Erdreich trocken oder staubig an, ist Gießen angesagt. Wer sich nicht die Finger schmutzig machen will, kann auch einfach den Topf anheben: Ist er besonders leicht, hat sich das Gießwasser verflüchtigt – und die Pflanze leidet Durst.
Lieber einmal zu wenig gießen als einmal zu viel
Zu viel Flüssigkeit darf es aber auch nicht sein, Heizungsluft hin oder her. Denn: Staut sich das Wasser im Topf, gelangt kein Sauerstoff mehr an die Wurzeln, was den Pflanzen schlecht bekommt. "Lieber mal zu wenig gießen als zu viel", rät Werner. Eine ausgedörrte Pflanze kann sich wieder erholen – bei einem schimmeligen oder faulenden Gewächs stehen die Überlebenschancen schlechter.
Ebenfalls wichtig: Den Pflanzen soll nicht (zu) kalt werden. Schließlich stammen die meisten unserer Zimmerpflanzen ursprünglich aus den Tropen, erläutert Werner, weshalb sie es nicht mögen, wenn im Zimmer dauerhaft weniger als 18 Grad herrschen. Deshalb ist es beispielsweise empfehlenswert, seine Pflanzen im Winter aus dem kühleren Schlaf- ins wärmere Wohnzimmer umzusiedeln, so der Experte. Denn: Wird es den Pflanzen auf Dauer zu kalt, können sie Nekrosen entwickeln, bei denen Teile des Gewächses unwiederbringlich absterben.
Wovon der Experte außerdem abrät: im Winter zu düngen. Denn in der kalten Jahreszeit halten auch Pflanzen gewissermaßen Winterschlaf und sind deshalb nicht besonders auf Wachstum oder gar Fortpflanzung bedacht. Deshalb sollte man die Gewächse in ihrer Ruhephase nicht unnötig aus dem Gleichgewicht bringen. Erst ab März sei es wieder sinnvoll, vorsichtig mit dem Düngen zu beginnen, so Werner.
Diese Zimmerpflanzen sind zurzeit nachgefragt
Wer eine neue Pflanze sucht, die dem Winterwetter gut gewachsen ist, für den hat der Experte folgende Tipps: "Wer sich für krautige Pflanzen interessiert, kann beispielsweise auf einen Philodendron zurückgreifen", sagt Werner, "den gibt es in allen möglichen Varianten, als Hängepflanze, Kletterpflanze oder auch freistehend in buschigeren oder schlankeren Formen."
Als Alternative kommt auch das Einblatt (Spathiphyllum) infrage, das wegen seines hohen Zierwerts geschätzt wird: Einige Spathiphyllum-Arten punkten mehr mit ihren dekorativen Blättern, andere mehr mit ihren attraktiven, lange haltbaren Blütenständen. Ein weiter Winter-Tipp ist der graublaue Goldtüpfelfarn (Phlebodium aureum), der sich "wegen seines Vintage-Looks" zurzeit großer Beliebtheit erfreut, wie Werner erklärt.
Ebenfalls prädestiniert, den Winter im Zimmer zu verbringen, sind Gewächse aus der Gattung Ficus. So sind beispielsweise der Mistel-Feigenbaum (Ficus deltoidea), der Gummibaum (Ficus elastica) oder die Geigen-Feige (Ficus lyrata) robust und auch in beheizten Räumen leicht zu pflegen. Ein Dauerbrenner rund ums Jahr ist auch die Birkenfeige (Ficus benjamina). Werner rät zudem, einmal einen prüfenden Blick auf die tropische Zamia zu werfen: Das halb-sukkulente, palmenartige Gewächs lässt sich hierzulande auch im Winter bei Zimmertemperatur kultivieren.
Kakteen gehen immer – auch im Winter
Als Blattschmuckpflanzen in letzter Zeit ebenfalls sehr beliebt seien Strelitzien (Strelitziaceae) und Alokasien (Alocasia). Letztere hat große, schmucke Blätter, die sich dem Licht entgegenstrecken, wenn die Exotin nicht ausreichend Sonne bekommt. Bei der Strelitzie ist allerdings auf eine ausreichend hohe Luftfeuchtigkeit zu achten. Wer es etwas kühler mag, könnte auch mit dem Bogenhanf (Sansevieria) gut bedient sein, rät Werner, denn dieser sei ausgesprochen robust und vertrage auch mal niedrigere Temperaturen.
Und natürlich gibt es noch eine Pflanzenfamilie, die warme, trockene Luft von zu Hause kennt und die sich deswegen auch überhaupt nicht daran stört, in unmittelbarer Nähe der Heizung zu wohnen. Klar, die Rede ist von Kakteen. Für die Wüstenbewohner darf es zudem gerne ein Stellplatz sein, an dem sie mit ausreichend Sonne verwöhnt werden.
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