Immer mehr tote und kranke Amseln: Nabu bittet um Meldungen

Autor: Michelle Sensel | Kategorie: Freizeit und Technik | 27.08.2024

Immer mehr tote und kranke Amseln: Nabu bittet um Meldungen
Foto: nature.capture/Shutterstock

Das Usutu-Virus, dem in Rekordjahren tausende Vögel zum Opfer gefallen sind, verbreitet sich aktuell stark in Deutschland. Der Naturschutzbund (Nabu) bittet deshalb darum, Funde zu melden und tote Vögel zur Analyse einzuschicken.

Immer mehr Vögel infizieren sich derzeit offenbar mit dem tödlichen Usutu-Virus. Seit Wochen werden dem Nabu verstärkt kranke oder tote Amseln gemeldet. "Vor allem aus Nordwestdeutschland haben sich die Meldungen von Verdachtsfällen vervielfacht", erklärt Nabu-Vogelschutzexperte Martin Rümmler in einer Mitteilung.

Das Virus hat sich seit 2011 in weiten Teilen Deutschlands ausgebreitet, tritt aber vermehrt in regnerischen Sommern auf. Dann können sich Stechmücken, die das Virus übertragen, besonders gut vermehren.

Betroffene Vögel online melden und einschicken

Infizierte Vögel wirken krank, apathisch, flüchten nicht mehr und sterben meist innerhalb weniger Tage. Fast immer sind es Amseln, bei denen das Virus festgestellt wird, weshalb die Usutu-Epidemie auch als "Amselsterben" bekannt ist. Aber auch andere Vögel können daran sterben.

Der Nabu bittet darum, kranke oder verendete Tiere online zu melden und bestenfalls an das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) zu senden, wo die toten Vögel untersucht werden (weitere Informationen dazu finden Sie am Ende des Texts). Bei etwa 25 Prozent der Einsendungen wurde Usutu bisher nachgewiesen.

Geringe gesundheitliche Gefahr für Menschen

Für Menschen besteht laut Nabu nur eine geringe gesundheitliche Gefahr, wenn sie von einer Stechmücke gestochen werden, die das Virus übertragen kann. Laut BNITM erfolgt die Übertragung des Virus auf den Menschen eher zufällig.

Es kann zum Usutu-Fieber mit Symptomen wie Fieber, Kopfschmerzen und Hautausschlägen führen. In seltenen Fällen könne es auch zu einer Gehirnentzündung kommen. Dazu liegen laut BNITM allerdings wenige Daten vor: Bisher wurden zwei Infektionen entdeckt, die bei den betroffenen Personen aber keine Erkrankung auslösten.

>>Tote oder kranke Vögel sollten trotzdem nur mit Schutzhandschuhen oder einer umgestülpten Plastiktüte gegriffen werden.

In Rekordjahren über 27.500 tote oder kranke Vögel gemeldet

Auf Amseln wirkt das Virus allerdings seit Jahren immer wieder tödlich. "Hoffentlich wird sich das massive Amselsterben der Jahre 2018/19 nicht wiederholen", sagt Nabu-Vogelschutzexperte Rümmler. Insgesamt wurden dem NABU damals bundesweit 13.420 Verdachtsfälle mit 27.565 toten oder kranken Vögeln gemeldet. Im Rekordjahr 2019 waren über 13.000 Meldungen eingegangen.

Seit dem ersten Nachweis 2011 hat sich das Virus in weiten Teilen Deutschlands ausgebreitet. Zu Beginn waren nur wärmere Regionen entlang des Rheintals und am Untermain betroffen. Seit 2016 stellt der Nabu eine Ausbreitung über Nordrhein-Westfalen nach Norden und vor allem im Hitzejahr 2018 in die nördlichen und östlichen Landesteile fest.

Vögel im eigenen Garten Lebensräume bieten

"Leider kann man Usutu-Infektionen weder verhindern noch behandeln", sagt Rümmler. "Daher sollte man seinen Garten naturnah gestalten, damit Amseln und andere Vögel gute Lebensbedingungen vorfinden." So könnten die Vögel die Verluste durch das Usutu-Virus durch hohe Brutzahlen wieder ausgleichen.

Wer einen Totfund an das BNITM in Hamburg schicken möchte, sollte Folgendes beachten:

  • Obwohl nach aktuellem Wissensstand keine Infektionsgefahr von den Vögeln ausgeht, sollten Sie Handschuhe tragen oder eine umgestülpte Plastiktüte verwenden.
  • Versenden Sie den Vogel gut gepolstert, wasserdicht verpackt und idealerweise mit einem Tiefkühlakku oder alternativ mit gefrorenem Wasser in Plastikflaschen.
  • Schreiben Sie "Freigestellte veterinärmedizinische Probe" auf das Paket.
  • Fügen Sie der Verpackung Informationen zum Absender, den Fundort mit PLZ und das Funddatum bei.
  • Stimmen Sie die Einsendung vor allem vor dem Wochenende am besten telefonisch mit dem BNITM ab.
  • Können Sie das Tier nicht sofort versenden, dann bewahren sie es gut verpackt tiefgefroren auf.

So erreichen Sie das BNITM:
Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin
Prof. Dr. Jonas Schmidt-Chanasit
Bernhard-Nocht-Straße 74
20359 Hamburg
Tel.: 040-285380-862
[email protected]

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