Der Wald in Deutschland ist durch den Klimawandel zunehmend gestört. Darauf hat das Potsdamer Institut für Klimaforschung (PIK) in einer Analyse hingewiesen. Die Untersuchung mit Blick auf die vergangenen sieben Jahre zeige, dass Feuer, Trockenheit, Wind und damit einhergehende Insektenschäden dem Wald immer mehr zu schaffen machten, sagte der Waldexperte des Instituts, Christopher Reyer, bei Vorstellung der wissenschaftlichen Untersuchung.
Stürme, Schadinsekten, Feuer, Trockenstress
Diese Erkenntnisse seien nicht neu. Studien zeigten aber nun, dass diese Einflüsse viel mehr interagierten und Schäden im Wald durch dieses Zusammenwirken verstärkten. So folgten auf Stürme auch mehr Schadinsekten durch beschädigtes Holz. Insektenbefall wiederum mache die Bäume anfälliger für Brände oder Feuer, beschrieb der Forscher. Der "Trockenstress führt erst mal gar nicht primär zum großflächigen Absterben, sondern es sind die Folgeereignisse."
So sei in den vergangenen Jahren viel mehr Schadholz angefallen. Waren es nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2014 noch 10 Prozent entnommenes Schadholz, stieg der Anteil 2019 auf 67,8 Prozent. Das führe unter anderem auch zu Verwerfungen auf dem Holzmarkt und beeinflusse zudem die Waldfunktion als Kohlenstoffspeicher, betonte Reyer.
Durch den Waldumbau mit mehr Anpflanzung von Laubbäumen könne mehr Wasser im Wald gehalten werden, führte der Experte aus. Im Frühjahr zähle jeder Milliliter Wasser um die Situation für das Jahr zu entspannen, denn im Sommer gebe es kaum Versickerung für alle Baumarten.
Der Wald in Brandenburg etwa bestehe auf mehr als 70 Prozent Waldfläche aus Kiefernmonokulturen. Welche Baumarten gepflanzt werden sollten, sei seit 15 Jahren der "heilige Gral", sagte Reyer. In jedem Fall erhöhe eine standortgerechte Mischung von Baumarten die Risikostreuung.
Wald muss an Klimawandel 'angepasst' werden
"Der Anstieg der Verdunstung ist stärker als der Anstieg des Niederschlages", ergänzte der Leiter der Arbeitsgruppe Hydroklimatische Risiken am Institut, Fred Hattermann, zu den Niederschlagsverhältnissen. Brandenburg beispielsweise habe etwa 600 Liter Niederschlag pro Quadratmeter im Jahr, die Verdunstung liege bei etwa 450 Liter jährlich je Quadratmeter.
Die Anpassung der Waldbewirtschaftung im Klimawandel sei notwendig, eingebettet in nachhaltige Landschaftsplanung, betonte Reyer. Zudem müsse man ehrlich die Frage stellen, wie viel die Wälder und deren Produkte zum Klimaschutz und zur Bioökonomie beitragen können, wenn sie gleichzeitig gerade unter erschwerten Bedingungen wachsen. Das sei eine gesellschaftliche Diskussion. Es gebe von zu vielen Seiten zu viele Ansprüche an den Wald und seine Produkte, so seine Sorge. Konzepte und Ideen zur Waldnutzung müssten neu überdacht werden.
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