Lüften bei Regen: Ja oder Nein? Das raten Energie-Experten

Autor: Benita Wintermantel | Kategorie: Freizeit und Technik | 19.02.2025

Schimmel vermeiden: So lüften Sie richtig bei Regen
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Lüften ist wichtig für ein gesundes Raumklima und um Schimmel zu vermeiden. Aber ist Lüften auch bei Regen sinnvoll – oder kommt dann zu viel Feuchtigkeit ins Haus? Dieser Artikel räumt mit Mythen auf und zeigt, wie man auch bei Schmuddelwetter richtig lüftet.

Durch Atmen, Duschen, Kochen und andere Aktivitäten reichern wir die Raumluft mit Feuchtigkeit an. Diese Feuchtigkeit muss abtransportiert werden, damit sich kein Schimmel bildet. Das Zauberwort heißt: Lüften. Was aber, wenn es draußen regnet? Viele sind unsicher, ob sie dann überhaupt die Fenster öffnen sollen. Schließlich kann so die feuchte Luft von draußen in die Wohnung gelangen. Ist diese Sorge berechtigt?

Die kurze Antwort lautet: Nein. "Die Annahme, dass Lüften bei Regen die Luftfeuchtigkeit erhöht, ist ein weit verbreiteter Irrglaube", erklärt Martin Brandis von der Energieberatung der Verbraucherzentrale.

Denn: Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kalte. "Kommt also beim Lüften feuchte, kalte Luft in die warme Wohnung, sinkt ihre relative Luftfeuchtigkeit, sobald sie sich erwärmt", erklärt Norbert Endres, Energieberater für die Verbraucherzentrale Bayern, das physikalische Phänomen. Laut dem Umweltbundesamt gilt folgende Faustregel: Der maximale Wassergehalt der Luft verdoppelt sich etwa alle zehn Grad Celsius.

Lüften sorgt für trockenere Luft

Entscheidend ist der Temperaturunterschied zwischen drinnen und draußen, erklärt Norbert Endres: "Je kälter die Luft ist – Regen hin oder her – desto trockener ist sie, wenn sie sich der Lufttemperatur von meist etwa 20 Grad in der Wohnung angepasst hat." Nach dem Lüften ist die Luft also in den allermeisten Fällen trockener als vor dem Lüften.

Fazit: Lüften ist bei jeder Witterung und zu jeder Jahreszeit wichtig. Nur bei extremen Unwettern, Stürmen und Gewittern sollte man warten, bis sich die Lage beruhigt hat.

Aber nicht nur Lüften ist wichtig: Wer im Winter Schimmelpilzbefall vermeiden will, sollte nicht nur lüften, sondern auch heizen.

Warum Lüften bei Regen wichtig ist

Wenn es regnet, bedeutet das nicht automatisch eine hohe Luftfeuchtigkeit. Die Luftfeuchtigkeit entsteht durch den Wasserdampf, der sich bildet, wenn das Regenwasser verdampft. Entscheidend ist die relative Luftfeuchtigkeit, die unter anderem von der Temperatur abhängt.

  • Feuchtigkeitsabtransport: Auch wenn es draußen regnet, ist die kalte Außenluft in der Regel trockener als die warme Innenluft.
  • Frischluftzufuhr: Lüften sorgt für frische Luft und reduziert Schadstoffe, Staub und schlechte Gerüche in der Wohnung.

So lüften Sie bei Regen richtig

1. Stoßlüften: "Bei hoher Luftfeuchtigkeit ist Stoßlüften die effektivste Maßnahme für einen Luftaustausch", erklärt der Energieexperte Martin Brandis. Beim Stoßlüften werden die Fenster für kurze Zeit (5 bis 15 Minuten, je nach Außentemperatur) vollständig geöffnet. So wird die verbrauchte Raumluft rasch durch frische Außenluft ersetzt. Diesen Vorgang mehrmals täglich wiederholen: "Drei bis vier Mal am Tag sind ideal, egal, wie das Wetter ist", erklärt Martin Brandis. Vor allem morgens und abends ist Stoßlüften ein Muss.

2. Beachten Sie die Windrichtung: Bei Regen die Fenster auf der windabgewandten Seite öffnen, um Spritzwasser zu vermeiden.

3. Heizung während des Lüftens abdrehen: Wenn Sie die Heizung während des Lüftens laufen lassen, zieht die warme Luft nach draußen – wertvolle Energie wird verschwendet.

4. Hygrometer verwenden: Ein Hygrometer zeigt die relative Luftfeuchtigkeit an und hilft, den optimalen Lüftungszeitpunkt zu bestimmen. Lüften Sie, wenn die Luftfeuchtigkeit über 45 Prozent steigt. Wenn Sie den Wert des Hygrometers nach dem Lüften erneut überprüfen, sollten Sie einige Minuten warten. Das Gerät zeigt erst dann zuverlässige Werte an, wenn sich die Frischluft auf Raumtemperatur erwärmt hat.

Hinweis: Diese Tipps gelten übrigens auch für das Lüften bei Nebel und Schnee.

Lüften bei Regen: Was gilt im Sommer?

Wenn die Außentemperatur und Innentemperatur etwa gleich sind, kann das Lüften bei Regen nicht unbedingt für einen effektiven Feuchtigkeitsaustausch sorgen. Lüften ist dennoch wichtig, um die verbrauchte Luft gegen frische auszutauschen. An warmen Tagen sind die Morgen- und Abendstunden die besten Zeiten zum Lüften.

Im Sommer, wenn es regnet, ist es zwar schwieriger, die Luftfeuchtigkeit in den Innenräumen durch Lüften zu reduzieren – dafür ist aber die Schimmelgefahr in der warmen Jahreszeit deutlich geringer. "Im Sommer besteht nicht die Gefahr, dass sich die Feuchtigkeit an kalten Flächen wie Fensterscheiben und Wänden niederschlägt", erklärt Brandis.

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