Studie: Mikroplastik wandert bei Mäusen ins Gehirn, wo es demenzähnliches Verhalten verursacht

Autor: Redaktion (lw) | Kategorie: Freizeit und Technik | 30.08.2023

Studie: Mikroplastik verteilt sich bei Mäusen im ganzen Körper – bis in Gehirn
Foto: Shutterstock/chayanuphol

Plastik ist ein massives Umweltproblem, Mikroplastik könnte zudem ein Gesundheitsrisiko darstellen. Umso schlimmer, dass die winzigen Teilchen allgegenwärtig sind. Nun liefert eine neue Studie aus den USA, die an Mäusen durchgeführt wurde, weitere beunruhigende Ergebnisse.

Mikroplastik ist überall, wirklich überall. Egal wo Forscher in den vergangenen Jahren nachgesehen haben, haben sie die winzigen Teilchen gefunden – vom Mount Everest bis zum Marianengraben, von Spinnennetzen bis zum Inhalt von Säuglingswindeln.

Der Grund ist offensichtlich: Die Menschheit bringt seit über 100 Jahren Kunststoffe in immer größeren Mengen hervor. Kunststoffe, die sich unter natürlichen Bedingungen kaum abbauen, sondern nur in kleine und kleinere Teile zerfallen. Kleinere Teile, die über Luft und Wasser ihren Weg in Nahrungsketten und schließlich in Organe finden. Hinzukommt, dass Mikroplastik nicht nur als "Zerfallsprodukt" von größeren Kunststoffen entsteht, sondern teilweise sogar gezielt hergestellt und verbreitet wird, beispielsweise, um als Schleifpartikel in Kosmetika zu dienen.

Risiken von Mikroplastik sind weiterhin unklar

Welche gesundheitlichen Folgen die immer stärkere Mikroplastikbelastung für den Menschen hat, ist weitgehend ungeklärt. Die bisher bekannten Untersuchungen, die an Lebewesen oder Zellen durchgeführt wurden, versprechen aber nicht viel Gutes: Bislang ist beispielsweise bekannt, dass Mikroplastik unter anderem Entzündungsreaktionen in tierischen Zellen auslösen kann.

Ein weiteres Puzzlestück zur Antwort auf die Frage nach den Risiken, die mit Mikroplastik verbunden sind, liefert nun eine neue Studie, die an der University of Rhode Island in den USA durchgeführt wurde.

Mikroplastik könnte das Verhalten verändern

Die Autoren wollten herausfinden, wie die Versuchstiere auf eine gezielte Verabreichung von Mikroplastik reagieren. Dazu wurde 60 älteren und jüngeren Mäusen über einen Zeitraum von drei Wochen ausschließlich Wasser zu trinken gegeben, das mit Mikroplastik (Polystyrol) im Durchmesser von 0,1 bis 2 Mikrometer (μm) versetzt worden war. Die Dosierung lag dabei zwischen 0,0025 und 0,125 Milligramm pro Liter, während eine Kontrollgruppe von 20 Mäusen reines Wasser erhielt.

Anschließend wurden die Tiere verschiedenen Verhaltenstests unterzogen. Die belasteten Versuchstiere hätten bei den Tests Verhaltensweisen gezeigt, die einer Demenz beim Menschen ähneln, so die Forscher. So legten die Mäuse, die mehr Mikroplastik aufgenommen hatten, längere Strecken zurück und richteten sich zudem häufiger auf: ein Verhalten, dass die Tiere in freier Wildbahn typischerweise zeigen, wenn sie versuchen, sich zu orientieren. Die Ergebnisse seien bei den älteren Tieren sogar noch auffälliger gewesen als bei den jüngeren.

Mikroplastik wandert bei Mäusen auch ins Gehirn

Bei anschließenden Gewebeuntersuchungen der sezierten Tiere sei klar zu sehen gewesen, dass sich die Plastikpartikel in Leber, Niere, Lunge, Milz, Herz und Magen-Darm-Trakt der Tiere angesammelt hatten, so die Studie, darüber hinaus in Urin und Kot, was zeigt, dass zumindest ein Teil des Mikroplastiks wieder ausgeschieden wird.

Die Kunststoffteilchen hatten sich aber auch im Gehirn der Mäuse angesammelt, was bedeutet, dass das Mikroplastik die Blut-Hirn-Schranke passiert hatte.

"Die Blut-Hirn-Schranke ist eigentlich sehr schwer zu durchdringen", so Hauptautor Jaime Ross. "Sie bildet einen Schutzmechanismus gegen Viren und Bakterien. Trotzdem sind die Partikel hindurchgelangt. Sie waren tief ins Hirngewebe eingedrungen." Die Forscher schreiben in ihrer Studie, aus ihren eigenen und vergleichbaren Befunden sei offensichtlich, dass die Mikroplastik-Teilchen "im Gehirn schädliche Wirkungen entfalten können".

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