Forschende der JMU haben in der Studie herausgefunden, dass für Honigbienen unschädliche Pestizidmengen in Kombination miteinander das Bienensterben erhöhen. "Das ist ein alarmierender Befund, da Honigbienen durch ihren großen Flugradius mit vielen verschiedenen Pflanzenschutzmitteln in Kontakt kommen", sagt Forscherin Sarah Manzer.
Ziel der Studie war es, herauszufinden, welchen Einfluss in der EU zugelassene Insektizide allein und in Kombination mit Fungiziden auf die Entwicklung von Honigbienen haben. Dafür zogen die Forschenden Honigbienen im Labor auf und mischten ihnen ein Insektizid und Fungizide ins Futter – zum einen in Konzentrationen, wie sie in der Umwelt vorkommen, zum anderen in zehnfach höherer Dosierung.
Letztes in der EU zugelassenes Neonikotinoid Teil der Studie
Dafür nutzten die Forscher das letzte in der EU noch zugelassene Neonikotinoid Acetamiprid – ein Gift, das gegen den Rapsglanzkäfer und andere saugende Insekten eingesetzt wird. Außerdem fütterten sie eine Mischung der Fungizide Boscalid und Dimoxystrobin, sowie eine Kombination aus dem Insektizid Acetamiprid und den zwei Fungiziden.
Allein gefüttert, führte das Insektizid in der hohen Konzentration dazu, dass mehr Larven starben. Während in der Kontrollgruppe 90,4 Prozent überlebten, waren es in der Pestizid-Gruppe nur 79,8 Prozent. Auch auf lange Sicht zeigten sich negative Auswirkungen: Erwachsene Bienen, die mit der hohen Dosis des Insektizids gefüttert wurden, starben früher als ihre Artgenossinnen in der Kontrollgruppe.
Geringe Konzentrationen erhöhen in Kombination die Sterblichkeit
In der geringeren Konzentration, die in der Umwelt auch so vorkommen würde, hatte das Insektizid aber keinen Effekt auf die Sterblichkeit der Bienen. Enthielt das Larvenfutter nur die Fungizide, wirkte sich das ebenfalls nicht auf die Überlebensrate aus. Entsprechend überraschend war es für die Forschenden, dass die geringen Konzentrationen gefährlich wurden, wenn sie zusammen verfüttert wurden. So starben die Bienen früher, wenn sie die niedrigere Insektizid-Dosierung in Kombination mit den Fungiziden verabreicht bekamen – sie starben im Alter von 27 Tagen, die Bienen in der Kontrollgruppe erst nach 31 Tagen.
Ein weiterer unerwarteter Effekt: Die höhere Insektizid-Dosierung, die für sich allein schädlich wirkte, zeigte in Kombination mit den Fungiziden wiederum keinen Effekt auf die Sterblichkeit der Bienen.
Einzeln lebende Wildbienen stärker betroffen
Die Forschenden gehen davon aus, dass sich die Kombinationseffekte auf das gesamte Bienenvolk auswirken können, weil bereits die Larven geschädigt werden. Allein lebende Wildbienen könnten sogar besonders stark betroffen sein. Der Grund: Als Einzelgängerinnen sind sie direkt betroffen, die Honigbienen könnten die Effekte in ihren großen Völkern hingegen zum Teil abpuffern.
Die Studie, die kürzlich in der Fachzeitschrift "Environmental Pollution" veröffentlicht wurde, fand im Rahmen des Projektverbunds BayÖkotox statt. Das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz hat den Verbund universitätsübergreifend ins Leben gerufen. Ziel ist es, rechtzeitig gefährliche Entwicklungen durch chemische Produkte in der Umwelt zu erkennen.
Weiterlesen auf oekotest.de:
- Pestizide: Diese Risiken bergen die Spritzgifte für Mensch und Umwelt
- Pestizide in Paprikagewürz als großes Problem – immerhin 15 mit "sehr gut"
- Wraps im Test: Probleme mit Pestiziden und Mineralölrückständen
- Früherdbeeren im Test: Schlecht fürs Klima und oft mit Pestiziden belastet
- Kritik: Landwirte erhalten EU-Gelder auch ohne neue-Flächen für Biodiversität
- Honigbienen & Wildbienen: 12 Tipps, mit denen Sie Bienen helfen können