Umwelthilfe kritisiert: Handel boykottiert Mehrweg-Quoten

Autor: dpa, Redaktion (lw) | Kategorie: Freizeit und Technik | 18.08.2021

Kritik der Deutschen Umwelthilfe: Handel boykottiert Mehrweg-Getränkeverpackungen
Foto: Shutterstock/indyeyes

Die Mehrwegquote für Getränkeverpackungen stagniert bei rund 42 Prozent, obwohl laut Gesetz 70 Prozent erreicht werden sollen. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) wirft großen Abfüllern und Händlern deshalb vor, sie würden die vorgeschriebene Quote "boykottieren" und stellt darüber hinaus Forderungen. 

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert, große Abfüller und Händler würden wiederverwendbare Flaschen absichtlich nicht ins Sortiment nehmen. Die DUH verweist dazu auf die jüngsten Mehrwegquoten, die das Umweltbundesamt (UBA) veröffentlicht hat: Demnach waren 2019 lediglich 41,8 Prozent der Getränkeverpackungen Mehrweg, die Vorjahreszahlen lagen mit 41,2 Prozent fast auf dem gleichen Niveau. 

Um die gesetzlich vorgesehene Mehrwegquote von 70 Prozent zu erreichen, fordert die DUH von der kommenden Bundesregierung deshalb die Einführung einer sogenannten "Lenkungsabgabe" auf Einweg-Plastikflaschen und Getränkedosen von mindestens 20 Cent – zusätzlich zum bereits bestehenden Pfand.

Umwelthilfe fordert 20 Cent Extra-Pfand

Die negativen Umweltauswirkungen von Einweg müssten sich – auch im Sinne des Klimaschutzes – im Produktpreis widerspiegeln, so die DUH. Die Einnahmen aus der neuen Einweg-Abgabe sollten entsprechend zur Förderung von Mehrweg-Maßnahmen eingesetzt werden.

In der aktuellen Fassung des Verpackungsgesetzes, das 2019 in Kraft trat, ist ein Mehrweganteil von 70 Prozent vorgegeben. Diese Quote ist im Gesetz allerdings nur als Ziel vorgeschrieben und mit keiner Frist versehen.

Im Handel bleiben deshalb Einweg-Plastikflaschen mit rund 51 Prozent Marktanteil vorherrschend. Pro Jahr werden in Deutschland etwa 17,4 Milliarden Einweg-Plastikflaschen hergestellt, pro Stunde rund 2 Millionen Stück. Die DUH bemängelt auch den gestiegenen Verkauf von Getränkedosen, der um 10 Prozent auf 3,9 Milliarden Stück zunahm – was rund 40 Getränkedosen pro Jahr und Kopf entspricht.

Das Problem: Einwegflaschen und -dosen sind wenig ökologisch und – im Fall der Dosen – sogar verhältnismäßig klimaschädlich. Mehrwegflaschen hingegen helfen, Ressourcen zu sparen und Abfälle zu vermeiden.

Mehrwegflaschen sparen CO2 und Ressourcen

"Allein bei alkoholfreien Getränken könnten durch die Nutzung von Mehrwegflaschen im Vergleich zu Einweg-Flaschen jährlich 1,4 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden", rechnet Barbara Metz, die stellvertretende DUH-Bundesgeschäftsführerin, vor.

Metz scheut sich auch nicht, Namen zu nennen: "Vor diesem Hintergrund ist es unverantwortlich, dass Akteure wie Aldi und Lidl ausschließlich auf Einweg setzen und zudem das Comeback der besonders klimaschädlichen Getränkedose pushen. Auch große Abfüller wie Coca-Cola, Pepsi, Danone oder Nestlé setzen die Mehrwegquote von 70 Prozent nicht einmal annähernd um."

Die Verbraucherschützerin fordert Konsequenzen: "Die kommende Bundesregierung muss diesem Treiben ein Ende setzen und die Marktakteure durch eine Abgabe auf Einweg dazu bringen, Mehrwegflaschen anzubieten."

Wiederverwendung geht vor Recycling

"Um die wachsenden Plastikabfallberge zu reduzieren, sollten Verpackungen gemäß der im Kreislaufwirtschaftsgesetz festgelegten Abfallhierarchie in erster Linie vermieden und wiederverwendet werden", ergänzt Thomas Fischer, DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft. "Dies leisten jedoch nur Mehrwegflaschen."

Die Forderungen der Umwelthilfe kommen zu einem passenden Zeitpunkt: Erst seit 3. Juli sind EU-weit zahlreiche Einwegprodukte aus oder mit Kunststoff – wie Plastik-Strohhalme oder -Wattestäbchen – verboten. Auch hier sind Mehrweg-Produkte fast immer sinnvolle Alternativen. Viele Anregungen dazu finden Sie in: Tschüss, Einwegplastik! Das sind die Alternativen zu 19 Wegwerf-Produkten

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