Bereits zum dritten Mal hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) zur Wahl des Goldenen Geiers aufgerufen, nun steht der Gewinner fest: 2021 geht die Auszeichnung an den Energiekonzern RWE. Der Negativpreis soll die "dreisteste Umweltlüge des Jahres" küren.
Die DUH kritisiert, dass sich RWE in Werbekampagnen als nachhaltiges Unternehmen präsentiert, das auf grünen Strom setzt. Tatsächlich lag der Anteil erneuerbarer Energien dort im vergangenen Jahr aber nur bei rund 20 Prozent. Das sind deutlich weniger als im gesamten deutschen Strommix – hier betrug der Anteil immerhin 46 Prozent.
Für die DUH ein Fall von Greenwashing. Das sahen auch die Teilnehmer des Goldenen Geier 2021 so: Rund 44 Prozent stimmten für RWE. Auf den Plätzen zwei und drei landeten Nespresso und Tetra Pak, die beide ebenfalls als Finalisten zur Wahl standen. Hier der Überblick aller Finalisten:
Die fünf Finalisten für den Goldenen Geier 2021
1. Tetra Pak
Die DUH schickt das Schweizer Unternehmen Tetra Pak ins Rennen um den Goldenen Geier. Der Grund: übertriebene Werbeversprechen zur Recyclingfähigkeit der bekannten Verpackungen. In einer Werbekampagne spricht Tetra Pak von einer "umweltschonenden Getränkeverpackung direkt aus der Natur". Weiter heißt es, das Unternehmen nehme den "Weg zur nachhaltigsten Getränkeverpackung der Welt".
Die DUH urteilt hart: "glatt gelogen". Einige Tetra-Pak-Modelle hätten mehr mit Plastikflaschen gemeinsam als mit Kartons. Die Umwelthilfe sieht in den meisten Tetra Paks schwer recycelbare Verbundverpackungen, die aus Papierfasern, Kunststoff und Aluminium bestehen. Entsprechend niedrig sei die tatsächliche Recyclingquote. Zudem verwendet Tetra Pak für die Herstellung seiner Getränkekartons keineswegs nur recycelte Materialien, sondern auch neue Rohstoffe, so die DUH.
>> Lesetipp: Mehrweg, Einweg, Karton: Welche Getränkeverpackung ist am besten?
2. Nature Box von Henkel und Schwarzkopf
Henkel und Schwarzkopf setzen bei ihrem Naturkosmetik-Shampoo von Nature Box eine Plastikverpackung ein, die zu 98 Prozent aus sogenanntem "Social Plastic" besteht. Dieses Plastik wird an Stränden und vom Boden gesammelt, die Sammler werden von Henkel und Schwarzkopf bezahlt. Den Kunden legt das Unternehmen damit nahe, mit dem Kauf einen sozialen und ökologischen Beitrag zu leisten.
Die DUH kritisiert diese Verwendung von Einwegplastik: Sie sieht darin "ein dreistes Modell, um die Herstellung von noch mehr Einwegplastik zu rechtfertigen." Man könne nur einen sehr kleinen Teil der Plastikmenge überhaupt wieder einsammeln. "Plastik aus dem Meer fischen zu lassen, um mit dem Plastik-Verpackungsirrsinn fortfahren zu können, löst weder das Vermüllungsproblem, noch verbessert es die soziale Lage der Menschen in anderen Ländern", so die DUH weiter.
ÖKO-TEST hat Haarshampoos für Sie getestet – auch feste Shampoos, die ohne Plastikverpackung auskommen:
- Festes Shampoo und Haarseife im Test: Wie gut ist die nachhaltigere Haarpflege?
- Shampoo ohne Silikone im Test: Knapp die Hälfte ist "sehr gut"
- Shampoo für trockenes Haar im Test: Welches ist empfehlenswert?
- Shampoo gegen Haarausfall im Test: Wie gut sind Alpecin, Plantur 21 & Co.?
- Kindershampoo-Test: Oft mit umweltschädlichen Kunststoffen belastet
3. RWE
Der Energiekonzern RWE präsentiert sich in Werbekampagnen als nachhaltiges Unternehmen und erklärt: "Schon heute ist der größte Teil unseres Kerngeschäfts grüner Strom." Für die DUH ein Fall von Greenwashing. Der Anteil erneuerbarer Energien bei RWE lag im letzten Jahr nur bei rund 20 Prozent. Zum Vergleich: Im gesamten deutschen Strommix betrug der Anteil damals bereits 46 Prozent.
Die DUH zählt weitere Gründe für die Nominierung zur Werbelüge 2021 auf: RWE zählt zu den größten CO2-Emittenten Europas, betreibt weiterhin Braunkohleförderungen, siedelt Dörfer um und stemmt sich gegen einen Kohleausstieg vor 2038.
4. Motorräder von BMW
BMW sagt von sich selbst: "Nachhaltigkeit ist für uns nicht nur ein Trend. Wir übernehmen hier und heute Verantwortung und heben Nachhaltigkeit auf eine völlig neue Ebene." Gleichzeitig halten die Motorräder von BMW die Lärmgrenzwerte nur ein, wenn die Drehzahl und Beschleunigung – wie für die Zulassungstests definiert – niedrig sind. Auf der Straße sei das aber untypisch: Sobald Motorradfahrer Gas geben, sind die Maschinen deutlich lauter und belasten Menschen und Tiere mit unnötigem Motorenlärm, so die DUH.
5. Kaffeekapseln von Nespresso
Dass Einwegbecher für Coffee-to-go eine vermeidbare Müllbelastung darstellen, hat sich herumgesprochen, die Nachfrage nach Thermobechern nimmt entsprechend zu. Doch auch beim Kaffee zu Hause kann viel Müll anfallen: Kaffeekapseln verursachen bis 25-mal so viel Abfall wie Kaffee, der aus Großpackungen stammt. Bestehen die Kapseln wie bei Nespresso aus Aluminium, belastet das die Umwelt doppelt, denn das Leichtmetall ist in der Herstellung besonders energieaufwendig.
Nespresso verspricht deutschen Kunden, bis Ende des Jahres "alle Kapseln für zu Hause mit 80 Prozent Recyclingmaterial" herzustellen, was die DUH für unplausibel hält. In Nespresso-Filialen können Kunden ihre gebrauchten Kaffeekapseln bereits jetzt dem Recycling zuführen, was bei einer normalen Entsorgung über den Gelben Sack nicht möglich sei, so die DUH. Die Umwelthilfe gibt jedoch zu bedenken, dass nur ein Bruchteil der Kapseln in die Läden zurückgebracht werde.
>> Lesetipp: Plastik vermeiden: So einfach reduzieren Sie Ihren Plastikmüll
Die Gewinner des Goldenen Geiers 2020 und 2019
Im vergangenen Jahr gewann Daimler den Negativpreis für seinen SUV Mercedes GLS. Der Stadtgeländewagen erhielt die meisten Stimmen und wurde von den Teilnehmern als "ökologisch unsinnig" bewertet.
2019 wurde der Goldene Geier erstmals verliehen, damals ging er an Nestlé. Der Konzern wurde für sein importiertes und in Einweg-Kunststoff verpacktes Mineralwasser prämiert. Weiterlesen: Verpackungswahnsinn: Nestlé gewinnt Preis für unsinnigste Plastikverpackung
Die DUH möchte mit dem Schmähpreis Goldener Geier Aufmerksamkeit für Greenwashing schaffen, Verbraucher warnen und konkrete Produkte enttarnen, mit denen Menschen getäuscht werden.
Weiterlesen auf oekotest.de: