Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kürt dieses Jahr erneut die "dreisteste Umweltlüge des Jahres" mit dem Schmähpreis "Der Goldene Geier". Der Preis wird im September überreicht – ab sofort können Sie aus sechs Nomierten für Ihren "Favoriten" abstimmen. Wir stellen die Finalisten vor.
Goldener Geier 2022: Das sind die Finalisten
Die DUH hat aus rund 1.200 Nominierungen nun sechs Unternehmen und Produkte für die "dreisteste Umweltlüge des Jahres" ausgewählt. Der Vorwurf der Klimaschützer: Die Firmen versprechen Klima-, Umwelt- oder Naturschutz, seien in Wahrheit aber Umweltsünder.
DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz erklärte dazu: "Beinahe täglich täuschen Industrie und Handel die Verbraucherinnen und Verbraucher: ob angeblich klimaneutrale Flüge, sogenannte biologisch abbaubare Kaffeekapseln oder umweltschädliche Einweg-Tüten, die als Mehrwegprodukte angepriesen werden."
"Mit diesem Greenwashing verdienen Unternehmen und Dienstleister mittlerweile Milliarden. Und das ist dreifach schlimm: Während mit klima- und umweltschädlichen Produkten hohe Gewinne erzielt werden, werden Verbraucherinnen und Verbraucher abgezockt und ihr Vertrauen in wirklich grüne Produkte sinkt. Das müssen wir gemeinsam verhindern", so Metz weiter.
Die DUH ruft deshalb auf, jetzt für einen der sechs Finalisten abstimmen.
1. "Klimaneutrales" Tanken bei Shell
Autofahren und Klimaschutz passt für die DUH nicht zusammen, für Shell offenbar schon. Der Vorwurf seitens der DUH: Shell behauptet, dass Autofahrende für nur 1,1 Cent pro Liter getanktem Benzin oder Diesel die CO2-Emissionen der eigenen Fahrt ausgleichen können. Wie genau der klimaschädliche CO2-Ausstoß vollständig kompensiert werden soll, lässt Shell laut DUH offen.
Die Deutsche Umwelthilfe rechnet vor: Mit der Logik von Shell würden rund 225 Millionen Euro jährlich ausreichen, um Deutschland sofort Benzin-klimaneutral zu machen. Doch jeder gefahrene Autokilometer stößt zusätzlich CO2 in die Atmosphäre. Zudem stimme die Kostenberechnung des Mineralöl- und Erdgaskonzerns nicht. Legt man die vom Umweltbundesamt ermittelten Klimakosten einer Tonne CO2 zugrunde, ergebe sich eine deutliche höhere Ausgleichssumme für den gesamten Benzinverbrauch in Deutschland; rund 9,7 Milliarden Euro pro Jahr.
2. "Mehrweg"-Tüte bei Edeka
Seit einigen Monaten sind Einweg-Plastiktüten in Supermärkten in Deutschland verboten. Edeka betreibt für die DUH aus dieser Not heraus Greenwashing. Die Supermarktkette hat ihre Plastiktüten um wenige Mikrometer verdickt, sodass diese nicht mehr unter das Einwegplastik-Verbot fallen.
Zudem vermarktet Edeka diese Tüten als "mehrfach verwendbar". Laut DUH-Experten sind die neuen Plastiktüten jedoch ebenso wenig für eine vielfache Wiederverwendung geeignet wie die inzwischen verbotenen Modelle.
3. Einweg-Plastikflaschen von Volvic
Für die DUH stimmt die Werbung von Danone nicht: Danone bewirbt die Einweg-Plastikflaschen der Marke Volvic als umweltfreundlich, da diese aus 100 Prozent recyceltem PET bestehen sollen. Dabei wird nicht erwähnt, dass auch die Herstellung von Recyclingmaterial Energie, Chemikalien und Ressourcen verbraucht.
Auch den langen Transportweg der Volvic-Flaschen kritisieren die Klimaschützer. Die deutlich bessere Wahl wäre für die DUH – der ÖKO-TEST sich anschließt –, Wasser regional in bis zu 50 Mal wiederbefüllbare Mehrwegflaschen abzufüllen.
4. "CO2-neutrales" Fliegen mit Lufthansa
Die Lufthansa hat einen "Green Fare"-Tarif eingeführt, der CO2-neutrales Fliegen ermöglichen soll. Die entstehenden CO2-Emissionen sollen dabei durch Kompensationsprojekte und den Einsatz "nachhaltiger" Flugkraftstoffe (SAF) ausgeglichen werden. Laut DUH stünden wirklich grüne Kraftstoffe aber noch nicht in ausreichender Menge zur Verfügung. Deren Vorschlag lautet deshalb: Für klimafreundlicheres Reisen könnte die Lufthansa auf innerdeutsche Flüge verzichten und wie bereits vor dreißig Jahren Tickets für die Bahn, vielleicht sogar wieder in Lufthansa-Zügen, anbieten.
5. "BetterM"-Kampagne von McDonald's
Der Fast-Food-Konzern McDonald's wirbt mit dem Slogan: "Wir reden keinen Müll – wir machen einfach weniger". Doch die DUH rechnet vor, dass der jährliche Verpackungsmüll von McDonald's von 2016 bis 2019 um circa 6.000 Tonnen auf über 51.000 Tonnen deutlich gestiegen sei.
Da hilft es für die DUH auch nichts, wenn der Fast-Food-Riese die Materialien der Einweg-Verpackungen verändert oder dünneres Wickelpapier für die Burger verwendet. Nur Mehrweg-Verpackungen könnten das Müllproblem lösen.
6. HelloFresh
Das deutsche Unternehmen HelloFresh bietet Kochboxen an, die mengengenau geliefert werden. Das soll Lebensmittelabfälle reduzieren. Doch die DUH kritisiert, dass die Zutaten bis hin zu Gewürzportionen in "umweltschädlichen und materialintensiven Kleinstverpackungen" verschickt werden. Dabei fällt eine Menge Verpackungsmüll an (siehe Bild oben).
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Die "dreistesten Umweltlügen" der Jahre 2019 bis 2021
Mit dem Goldenen Geier möchte die DUH Aufmerksamkeit für Greenwashing schaffen, Verbraucher warnen und konkrete Produkte enttarnen, mit denen Menschen getäuscht werden. 2021 gewann RWE den Schmähpreis: Die DUH kritisierte, dass sich RWE in Werbekampagnen als nachhaltiges Unternehmen präsentierte, das auf grünen Strom setzt. Tatsächlich lag der Anteil erneuerbarer Energien dort 2020 aber nur bei rund 20 Prozent. Das sind deutlich weniger als im gesamten deutschen Strommix – hier betrug der Anteil immerhin 46 Prozent. Für die DUH ein Fall von Greenwashing.
2020 wurde Daimler für seinen SUV Mercedes GLS mit dem Negativpreis ausgezeichnet. Der Stadtgeländewagen wurde von den Teilnehmern als "ökologisch unsinnig" bewertet.
2019 wurde der Goldene Geier erstmals verliehen, damals ging er an Nestlé. Der Konzern wurde für sein importiertes und in Einweg-Kunststoff verpacktes Mineralwasser prämiert. Lesen Sie dazu: Verpackungswahnsinn: Nestlé gewinnt Preis für unsinnigste Plastikverpackung
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