Habeck ruft zum Energiesparen auf: Jede eingesparte Kilowattstunde hilft

Autor: dpa | Kategorie: Geld und Recht | 30.03.2022

Habeck ruft zum Energiesparen auf: Jede eingesparte Kilowattstunde hilft
Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

Um die Abhängigkeit von russischen Energieimporten zu verringern, haben Politik, Organisationen und auch die Wirtschaftsweisen die Verbraucher zum Energieeinsparen aufgerufen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck appelliert an alle: Jede eingesparte Kilowattstunde Energie helfe. Das können Sie beitragen.

Deutschland droht ein Stopp der Gaslieferungen aus Russland. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) setzte deswegen am Mittwoch in Berlin die Frühwarnstufe des so genannten Notfallplans Gas in Kraft. Dies diene der Vorsorge, die Versorgungssicherheit sei weiterhin gewährleistet. "Es gibt aktuell keine Versorgungsengpässe", betonte Habeck. Die Gesamtversorgung aller deutschen Gasverbraucher sei weiter gesichert, so das Ministerium.

Jede eingesparte Kilowattstunde hilft

Es ist ein Appell an uns alle: Wir sollen so viel Energie wie möglich einsparen, sagt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Jede eingesparte Kilowattstunde Energie helfe, sagte der Grünen-Politiker.

Die gute Nachricht ist: Wir alle können gemeinsam etwas dazu beitragen. Und dass ohne vorher Tausende Euros in neue Heizanlagen investieren zu müssen, auch ohne Komfortverlust oder gar frieren zu müssen. Denn oft genug verschwenden wir unnötig Energie aus Steckdose und Heizung - ohne sie wirklich zu nutzen.

Die gemeinnützige Beratungsgesellschaft co2online hat Berechnungen angestellt, wie viele Geld sich mit bestimmten Maßnahmen sparen lassen - basierend auf den jährlichen Durchschnittswerten des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) bei Strom und Gas für 2021. Bei den aktuell steigenden Preisen dürfte die Einsparsumme also noch höher liegen.

Jetzt kaufen: Ratgeber Bauen und Wohnen

Tipps für weniger Energieverbrauch beim Heizen

1. Ein Grad runterregeln

Meist braucht man gar nicht so hohe Temperaturen im Raum, um sich wohlzufühlen. So empfiehlt das Umweltbundesamt tagsüber sogar nur rund 20 Grad in den Wohnräumen. Für die Küche reichen auch 18 Grad, im Schlafzimmer 17 Grad. Damit lässt sich sparen: Mit einem Grad weniger sinken laut co2online die Gaskosten zum Heizen in einem 110-Quadratmeter großen Einfamilienhaus (drei Personen) um rund 75 Euro pro Jahr, für Mieter einer 70-Quadratmeter-Wohnung im Mehrfamilienhaus um rund 35 Euro (zwei Personen).

Noch ein Tipp: Nachts kann man gut die Wärmeregelung um 5 Grad absenken, bei Abwesenheiten die Raumtemperatur auf 15 Grad setzen.

2. Heizkörper freihalten

Wer kennt das nicht: Die Heizung ist auf 20 Grad eingestellt, aber die gefühlte Temperatur liegt weit darunter? Unter Umständen ist das tatsächlich so. Denn: Zum Beispiel Gardinen über und Möbel vor den Heizkörpern behindern die Wärmeabgabe an die Raumluft, so die Initiative Wärme+. Und wenn dann noch die Thermostatventile verdeckt sind, können sie die Raumtemperatur nicht richtig erfassen und regulieren die Wärmeabgabe falsch.

3. Heizsystem entlüften

Wenn der Heizkörper vor allem im oberen Bereich nicht richtig warm wird, bringt es nichts, den Thermostat voll aufzudrehen. Dann befindet sich Luft in den Leitungen, die man ablassen muss. Man spricht hierbei vom Entlüften. Dafür mit einem Vierkantschlüssel das Ventil an der Seite des Heizkörpers aufdrehen und so lange offen lassen, bis nur noch Wasser nachkommt.

Durch das Entlüften kann in einem 110-Quadratmeter großen Einfamilienhaus Gas für rund 60 Euro eingespart werden, in einer 70-Quadratmeter-Wohnung im Mehrfamilienhaus für rund 30 Euro.

4: Nicht mit gekippten Fenstern lüften

Während der Heizperiode sollte man Fenster nicht lange in Kippstellung offen lassen. Zum einen wird bei kipp nur wenig Luft ausgetauscht. Zum anderen steigen damit die Heizkosten. Denn während die Fenster lange geöffnet sind, kühlen die Wände um die Fenster aus, was den Räumen zusätzlich Wärme entzieht. Geraten wird daher zum mehrmaligen Stoßlüften für wenige Minuten.


Tipps für weniger Stromverbrauch

1. Elektrogeräte ganz ausschalten

Fernseher, Computer und andere Elektrogeräte im Stand-by sind heimliche Stromfresser. Bis zu 115 Euro pro Jahr kann man laut co2online sparen, wenn man Geräte ganz ausschaltet.

Das heißt konkret: Es sollte kein leuchtendes kleines Lämpchen für den Stand-by- oder Ruhemodus an Elektrogeräten anbleiben. Und Geräte ohne Lämpchen bleiben am besten nicht angesteckt, wenn man sie gerade nicht benutzt. Praktisch sind hier Steckdosenleisten mit Schalter, um mehrere Geräte gleichzeitig vom Netz zu nehmen. Übrigens: Auch das Ladekabel zieht Strom, wenn es in der Steckdose hängt, selbst wenn das Smartphone nicht dranhängt.

2. Eco-Programme an Spül- und Waschmaschine nutzen

Es ist nur eine andere Taste an der Wasch- und Spülmaschine oder eine Zusatzeinstellung, die sie drücken müssen - und schon sparen Sie bis zu 33 Euro Stromkosten beim Waschen und 83 Euro beim Spülen pro Jahr ein.

3. Kochen mit Deckel und Restwärme

Liegt ein passender Deckel auf dem Kopftopf und verwendet man Kochgeschirr, das zur Größe der Herdplatte passt, kann weder aus dem Topf noch von der Herdplatte Wärme ungenutzt verfliegen. Hier liegt ein Einsparpotenzial von rund 20 Euro im Jahr.

Ähnlich effizient ist die Nutzung von Restwärme beim Kochen und Backen. Denn Gerichte werden auch fertig, wenn man den Herd und Ofen früher abschaltet und deren Restwärme nutzt. So spart man besonders bei älteren und trägen Elektrokochplatten Geld, laut co2online Strom für bis zu 20 Euro im Jahr.

Beim Backofen kann man noch weitergehen: Die wenigsten Gerichte brauchen einen bereits vorgewärmten Ofen. Auflauf, Pizza und Kuchen können direkt reinkommen, es verlängern sich nur Gar- und Backzeiten.

Wirtschaftsweise rufen Verbraucher zum Energiesparen auf

Auch die 'Wirtschaftsweisen' rufen die Verbraucherinnen und Verbraucher zum Energiesparen auf. "Die Menschen müssen jetzt weniger verbrauchen", sagte Monika Schnitzer, Mitglied des Sachverständigenrates, am Mittwoch in Berlin. Sie sollten Fahrgemeinschaften bilden, langsamer fahren und wenn möglich den öffentlichen Nahverkehr nutzen, forderte Schnitzer.

Sie kritisierte geplante Maßnahmen der Bundesregierung, die den Benzinpreis künstlich niedriger hielten als er aktuell sei. Auch eine Verlängerung der Laufzeiten von Kernkraftwerken könnte aus Sicht der 'Wirtschaftsweisen' einen Beitrag für mehr Energieunabhängigkeit von Russland leisten.

Die 'Wirtschaftsweise' Veronika Grimm sagte, es sei wichtig Signale zu setzen, die darauf hindeuteten, dass es eine brisante Lage geben könnte im Falle eines Lieferstopps russischer Energielieferungen - ein solches Signal könnte die Einführung eines generellen Tempolimits auf Autobahnen sein. 

Hintergrund für die Ausrufung der Frühwarnstufe

Russland bleibt bei seiner Forderung nach Bezahlung russischer Gaslieferungen nach Westeuropa in Rubel. Die Lieferung von Gas und die Bezahlung seien getrennte Prozesse, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch. Die Anweisung von Präsident Wladimir Putin, auf Rubel-Zahlungen umzustellen, sei noch nicht für diesen Donnerstag gültig. Putin will sich an dem Tag mit Vertretern des russischen Gasriesen Gazprom und der Zentralbank treffen, um sich über den Stand der Dinge informieren zu lassen.

Putin hatte vergangene Woche verkündet, dass Russland Gas an Deutschland und weitere 'unfreundliche Staaten' nur noch gegen Zahlung in Rubel liefern werde. Dies würde die unter Druck geratene russische Währung stützen. Die Gruppe der G7-Wirtschaftsmächte, darunter Deutschland, sowie die Europäische Union insgesamt lehnen Zahlungen in Rubel für Gas jedoch ab. Ungeachtet der Sanktionen westlicher Staaten können Energielieferungen aus Russland bislang weiterhin in Dollar oder Euro bezahlt werden, weil nicht alle russische Banken sanktioniert worden sind.

Weiterlesen auf oekotest.de: