Statistisch läuft die Flimmerkiste in den meisten Haushalten mehrere Stunden am Tag. Nur drei bis vier Prozent der Haushalte besitzen gar kein TV-Gerät, in vielen anderen stehen dafür gleich mehrere. Im vergangenen Jahr hat deshalb jeder von uns 195 Minuten pro Tag ferngesehen, wie die Arbeitsgemeinschaft Videoforschung ermittelt hat, was sich im Jahr auf rund 1.200 Stunden (= über 49 Tage) TV-Konsum addiert. Noch mehr Zeit verbringen wir nur am Smartphone, dessen Betrieb allerdings vergleichsweise günstig ist, nämlich nur zwei bis drei Euro Strom pro Jahr kostet (siehe: Was kostet es eigentlich, sein Handy aufzuladen?).
Wie sieht es da im Vergleich mit dem Flimmerkasten aus? Wie teuer kommt uns unser TV-Konsum jedes Jahr zu stehen? Wir rechnen nach: Um die laufenden Kosten eines Elektrogeräts zu bestimmen, braucht man eigentlich nur zweierlei, den eigenen Strompreis (in Euro pro Kilowattstunde) sowie den Verbrauch des Geräts innerhalb einer bestimmten Zeit (ebenfalls in Kilowattstunden). Dann ist alles nur simple Multiplikation.
So teuer ist Fernsehen – einfach erklärt
Was den Strompreis angeht, ist der Wert zurzeit sehr einfach zu ermitteln, denn: Die überwiegende Mehrheit der deutschen Haushalte zahlt momentan die gedeckelte Summe von 40 Cent pro Kilowattstunde (kWh) für Elektrizität, zumindest für 80 Prozent des eigenen Vorjahresvorbrauchs. Wer die Strompreisbremse bereits gerissen hat, zahlt um die 60 Cent/kWh; wer hingegen gerade den Anbieter gewechselt hat (oder das jetzt tut), kann schon wieder bei 30 Cent/kWh oder drunter landen (und die Energiebremse damit unterbieten).
Etwas schwierig ist der Verbrauch des Fernsehers zu ermitteln, denn natürlich sind hier – je nach Alter, Größe und Ausstattung des Geräts und je nach individuellem Nutzungsverhalten – große Unterschiede möglich.
Einen ersten und sinnvollen Anhaltspunkt, um sich dem Verbrauch zu nähern, bietet deshalb das EU-Energielabel: Es ist seit 2011 auch für TV-Geräte vorgeschrieben und weist seit 2021 sogar wieder eine verständliche Einstufung von A (dunkelgrün = sehr effizient) bis G (rot = verschwenderisch) auf. Der Blick aufs Label lohnt sich, denn: Auf dem Aufkleber findet sich nicht nur die grüne, gelbe, orangefarbene oder rote Energieeffizienzklasse, sondern auch eine Angabe zum durchschnittlichen Stromverbrauch des jeweiligen Geräts.
EU-Label: Stromkosten beim Fernseher einschätzen
Genauer finden sich dort sogar zwei Stromangaben, nämlich …
- weiter oben eine größere Zahl (blauer Pfeil in der folgenden Abbildung), die den Strombedarf bei 1.000 Stunden 'gewöhnlicher' Fernsehzeit angibt,
- sowie darunter eine kleinere Zahl (violetter Pfeil), bei der davon ausgegangen wird, dass der Flimmerkasten zusätzlich mit HDR-Darstellung arbeitet.
Zum Verständnis: HDR-fähige Fernseher können entsprechende Inhalte – die dazu explizit in HDR ("High Dynamic Range") ausgestrahlt werden müssen – mit mehr Farben, mehr Kontrast und deshalb in besserer Bildqualität ausstrahlen. Das kostet mehr Strom, weshalb der untere Verbrauchswert höher liegt als der obere. (HDR hat übrigens nichts mit HD oder UHD zu tun, die sich auf die Auflösung beziehen.)
In der Praxis ist der untere HDR-Verbrauchswert allerdings noch relativ nutzlos, da noch gar nicht genügend Serien und Filme in der dazugehörigen Codierung angeboten werden; in Zukunft wird aber auf die Massentauglichkeit der Technologie gehofft. Sodass sich die durchschnittlichen Verbrauchswerte immer mehr von der oberen in Richtung der unteren Kilowattstunden-Angabe verschieben werden.
TV-Stromkosten: Diese Werte sind realistisch
Betrachtet man TV-Geräte, die sich aktuell im Handel finden, werden dort so ziemlich alle Verbrauchsangaben zwischen 33 und 155 kWh aufgerufen (jeweils bezogen auf den oberen der beiden Label-Werte). Um einem echten Verbrauch nahezukommen, sollte man die genannten Zahlen noch um drei Kleinigkeiten verfeinern:
- erstens 5 Prozent Stromverbrauch addieren, um einen gewissen Anteil von Programmen abzubilden, die tatsächlich bereits in HDR wiedergegeben werden;
- zweitens weitere 20 Prozent Verbrauch addieren, weil die durchschnittliche deutsche TV-Zeit schließlich bei fast 1.200 Stunden liegt – und nicht bei 1.000 Stunden, wie vom EU-Label angegeben;
- drittens noch mal 20 Prozent Verbrauch addieren, denn: TV-Hersteller versuchen, eine möglichst 'grüne' Einstufung beim Energielabel zu erzielen und richten deshalb ihre Geräte so ein, dass sie in den Werkseinstellungen (in denen der Verbrauch gemessen wird) möglichst wenig Strom verbrauchen. In der Praxis stellen Verbraucher ihre Geräte aber heller ein, was den Verbrauch um geschätzte 20 Prozent steigen lässt.
Multipliziert man die drei genannten Verfeinerungen (5 %, 20 %, 20 %), sollte man den oberen Verbrauchswert des EU-Labels entsprechend um 51,2 % erhöhen. So erhält man eine realistischere Angabe darüber, was ein Gerät tatsächlich im 'Alltagsbetrieb' benötigt. Aus den 33 bis 155 kWh, die zeitgemäße Fernseher im Handel (angeblich) verbrauchen, werden so praxisnähere 50 bis 234 kWh.
Zum Schluss: Legt man nun noch den gedeckelten Strompreis von 40 Cent/kWh zugrunde, landet man bei Stromkosten von 20 Euro (50 kWh * 0,4 Euro/kWh) bis 93,60 Euro (234 kWh * 0,4 Euro/kWh), die zurzeit realistisch pro Jahr anfallen, wenn man von einem handelsneuen TV-Gerät und einem durchschnittlichen TV-Konsum ausgeht.
Fernsehkosten selbst berechnen? Einfach!
Neugierig auf Ihren eigenen Verbrauch geworden?
- Recherchieren Sie das EU-Label Ihres TV-Geräts (geht am schnellsten über die Hersteller-Website).
- Multiplizieren Sie dann den oberen der zwei Verbrauchswerte, den Sie auf dem Label finden, mit 1,51, um die drei 'Verfeinerungen' (siehe oben) zu berücksichtigen, die den Verbrauch in der Praxis um geschätzte 51 % nach oben treiben.
- Ergebnis anschließend mit 0,40 (= Strompreis) multiplizieren – und Sie haben eine plausible Angabe dazu, was Ihr Fernseher Sie im Jahr kostet.
Wichtig zu wissen: Nicht mitberechnet wurden in diesem Artikel unter anderem die Anschaffungskosten, die Kosten für den Stand-by-Betrieb (bei neueren Geräten ca. 1,50 Euro im Jahr) oder der Stromverbrauch von weiteren Empfangsgeräten und Zubehör wie Receiver, Lautsprecher, DVD-Player & Co.
Fernseher älter als 15 Jahre? Austausch könnte lohnen
Zum Schluss: Fernseher sind aufgrund neuerer Technologien (von Röhrenfernsehern zu Plasmafernsehern zu LCD-Fernsehern zu LED-Fernsehern) in den vergangenen 30 Jahren immer stromsparender geworden. Um die Jahrtausendwende waren vor allem Plasmafernseher eine beliebte Wahl, die allerdings seit einigen Jahren vom Markt verschwunden sind. Und zwar zu Recht, denn ihr Stromverbrauch war und ist bedeutend höher als derjenige der LCD-, LED-, QLED- oder OLED-Geräte, die inzwischen das Angebot ausmachen.
Wenn Sie noch ein älteres Gerät besitzen (Plasma oder Röhre), sollten Sie dessen laufende Kosten überprüfen, die sich mit einem Strommessgerät (im Handel ca. 10 Euro) auch direkt an der Steckdose messen lassen. Die alten Energieklassen für Fernseher (gültig zwischen 2011 bis 2021) ließen Stromkosten von weit über 300 Euro im Jahr zu: Eine Summe, für die Sie ein neues TV-Gerät bekommen, das – bei gleicher Laufzeit – vielleicht noch 30 Euro im Jahr kostet.
Strom sparen auf oekotest.de: