Wenn man einer Online-Umfrage aus dem Jahr 2017 glauben darf, wird in jedem zweiten Haushalt mehrmals pro Woche staubgesaugt. In jedem dritten Haushalt zumindest einmal pro Woche (die restlichen 17 Prozent saugen seltener). Läuft der Staubsauger einmal wöchentlich für 30 Minuten, macht das pro Jahr rund 25 Stunden reine Saugzeit, also etwas mehr als einen Tag.
Als Belohnung gibt es eine staub-, krümel- und tierhaarfreie Wohnung. Aber was muss man dafür zahlen? Wir haben mal ausgerechnet, was Staubsaugen eigentlich kostet.
Stromverbrauch: Das braucht ein Staubsauger
Die Antwort müsste eigentlich leicht zu finden sein, nämlich durch den Blick aufs EU-Energielabel, das man auch von Kühlschränken, Computermonitoren & Co. kennt. Auf dem Sticker findet sich nämlich nicht nur die Energieeffizienzklasse (von A bis G), sondern immer auch der durchschnittliche Stromverbrauch eines Elektrogeräts. Bei Staubsaugern jedoch: Pech gehabt! Denn: Die hilfreiche Kennzeichnung gab es in dieser Geräteklasse zwar einmal – sie wurde aber 2019 auf Betreiben von Hersteller Dyson wieder abgeschafft.
Laut EU soll das Staubsauger-Label zwar wiederkommen; im Handel ist damit aber nicht vor 2025 zu rechnen. Also hilft vorerst nur: selber schlaumachen.
Einen ersten Anhaltspunkt dazu bietet die Ökodesign-Verordnung der EU. Dort ist nachzulesen, dass Staubsauger inzwischen nur noch eine "Nennleistungsaufnahme von maximal 900 Watt" haben dürfen.
Bedeutet: Der erwähnte Watt-Wert gibt an, wie viel Leistung das Gerät im Dauerbetrieb auf höchster Stufe maximal aufnehmen darf, nämlich 900 Watt. Und damit auch, wie viel Strom es in einer Stunde maximal verbrauchen kann, nämlich 900 Wattstunden. "Nennleistungsaufnahme" heißt der Wert nur deshalb, weil die Zahl vom Hersteller unter Normbedingungen erhoben und angegeben ("genannt") wird. Aber in der Realität mehr oder weniger stark vom angegebenen Wert abweichen kann (siehe unten). Und nun? Sind 900 Watt jetzt viel oder wenig? Teuer oder billig?
Staubsauger: Die EU schreibt die Wattzahl vor
Stellt man sich einen Staubsauger vor, der eine Stunde mit der maximalen Leistung – also mit 900 Watt – läuft, verbraucht er dabei 900 Wattstunden (Wh), was wiederum, teilt man den Wert durch 1.000, einem Verbrauch von 0,9 Kilowattstunden (kWh) entspricht.
Wegen der Energiepreisbremse zahlen viele immer noch 40 Cent pro Kilowattstunde (zumindest, bis man die Strompreisbremse überschreitet).
Das heißt: Da eine Stunde staubsaugen per EU-Gesetz und Norm maximal 0,9 kWh Strom verbrauchen sollte, und die Kilowattstunde zurzeit meistens 40 Cent kostet, ergeben sich Kosten von bis zu 36 Cent (= 0,9 kWh * 40 Cent/kWh) pro Saugstunde. Heißt auch: Wer die zu Beginn erwähnten, durchschnittlichen 25 Stunden im Jahr saugt, muss dafür entsprechend bis zu 900 Cent bzw. neun Euro (= 25 h * 36 Cent/h) pro Jahr zahlen.
Natürlich ist diese Rechnung vereinfacht, denn: Damit sie zuträfe, müsste der Staubsauger permanent die maximalen 900 Watt (Nenn-)Leistung aus der Steckdose entnehmen. Was er kaum tun wird, weil dazu auch das Gerät permanent auf höchster Stufe laufen müsste. Zum anderen müsste der Sauger erst nach 2017 auf den Markt gekommen sein. Ist ein Gerät nämlich älter, ist es im Verbrauch sehr wahrscheinlich teurer.
Der Grund: In den Jahren vor 2017 lag der Leistungs-Grenzwert laut EU-Gesetz noch bei 1.600 Watt, was – rechnet man so wie oben – schon bis zu 16 Euro Stromkosten im Jahr entspräche. Vor 2014 waren sogar Sauger mit Leistungen von 2.000 Watt gängig, was auf 20 Euro Stromkosten hinauslaufen würde.
Staubsauger-Kosten: ÖKO-TEST misst nach
Was heißt das alles für das Gerät, das Sie zu Hause haben? Welche Werte sind im Alltagsbetrieb überhaupt realistisch?
Wir haben dazu einfach mal selbst nachgemessen – und zwar mit einem mittelpreisigen (Neupreis: ca. 100 Euro), etwa fünf Jahre alten (Beutel-)Staubsauger eines größeren deutschen Herstellers, der sich laut Internet auch noch im Handel befindet. Auf dem Gerät ist eine Nennleistung von 650 Watt angegeben.
Im Praxisbetrieb zeigt sich: Lässt man den Sauger auf verschiedenen Stufen laufen und misst gleichzeitig die Leistungsaufnahme mit einem Strommessgerät (im Handel für ca. zehn Euro) nach, werden Werte zwischen etwa 220 (= niedrigste Saugstufe) und 700 Watt (= höchste Saugstufe) abgerufen, siehe das nachfolgende Bild. Schon jetzt ist klar: Die normierte Nennwertangabe (hier: 650 Watt) ist nicht unfassbar nützlich, da die tatsächlichen Verbrauchswerte stark abweichen, vor allem nach unten. Das ist gut, weil günstiger!
Auf mittlerer Saugstufe (für Teppiche/Teppichböden) werden rund 400 Watt gemessen, was einem Verbrauch von 0,4 kW pro Stunde und – bei den aktuellen Strompreisen – einem "Stundenpreis" von 16 Cent entspricht. Auf niedrigster Stufe kostet das Saugen entsprechend neun Cent pro Stunde, auch höchster Stufe 28 Cent.
Heißt auch: Wer in unserem Praxisbeispiel 25 Stunden (d.h. ein Jahr lang) mit mittleren Einstellungen saugt – was eine saubere Wohnung garantieren sollte – bezahlt dafür vier Euro an den Stromanbieter. Sparsauger zahlen nur 2,20 Euro, Powersauger sieben Euro jährlich.
Unser Fazit deshalb: Je nach Gerät und Saugverhalten dürften Ihre Jahreskosten zwischen mindestens zwei Euro (= neues Gerät, niedrige Saugstufe, seltenes Saugen) und maximal 30 Euro (= altes Gerät, hohe Saugstufe, sehr häufiges Saugen) liegen.
Sparsam saugen: Diese Tipps helfen
1. Ist Ihr Staubsauger maximal sechs Jahre alt, ist er bereits per Gesetz relativ sparsam. Sie können höchstens versuchen, zukünftig effektiver zu saugen. Heißt:
- Vor dem Saugen Flächen freiräumen, um beim Saugen Zeit (= Strom) zu sparen.
- Es reicht oft aus, auf niedriger(er) Stufe zu saugen, um die gleiche Reinigungsleistung zu erzielen.
- Gerät nicht laufen lassen, wenn es gerade nicht gebraucht wird.
- Filter regelmäßig reinigen und Beutel regelmäßig wechseln (sofern vorhanden); sonst lässt die Leistung nach, während die Kosten gleichbleiben.
2. Ist Ihr Staubsauger älter als sechs Jahre, lohnt sich ein Blick auf die (Nenn-)Wattangabe, die sich auf dem Gerät, in der Gebrauchsanleitung oder übers Internet findet. Liegt Ihr Staubsauger über 900 Watt, gibt es inzwischen Geräte, die die gleiche Leistung für weniger Geld liefern.
Häufigen Irrtum: Eine hohe Wattzahl entspricht einer hohen Saugkraft. Es kommt vielmehr auf die Konstruktion der Geräte an, die effizienter geworden sind.
Der Staubsauger fällt mit Jahresenergiekosten von zwei bis 30 Euro aber insgesamt gar nicht so stark ins Gewicht. Echte Strom- und Gelddiebe lauern anderswo im Haus, nämlich z.B. beim Trockner (bis 300 Euro/Jahr) oder bei der Heizung (3.000 Euro/Jahr und mehr). Heißt: Lieber erst mal dort überprüfen, nachbessern, austauschen.