Badezusätze für Babys, spezielle Duschgele, Shampoos, Lotionen, Cremes und Salben für jede Gelegenheit – dem Drogerieregal nach zu urteilen brauchen Babys und Kinder ein ganzes Arsenal an Reinigungs- und Pflegeprodukten. Das verunsichert viele Eltern, vor allem beim ersten Kind. Schließlich wollen sie für ihr Kleines alles genau richtig machen.
Wie viel Pflege braucht ein Baby? Muss der zarte Flaum auf dem kleinen Köpfchen, dessen wunderbarer Duft jedem Parfüm spielend den Rang abläuft, überhaupt mit einem speziellen Shampoo gewaschen werden? Wann ist es zu viel des Guten?
Wir haben mit der Hautärztin Dr. Kerstin Lau gesprochen, die sich in ihrer Praxis in Hamburg auf die Haut von Kindern und Säuglingen spezialisiert hat.
1. Wann sollten Eltern Kindern die Haare waschen?
"In den ersten Lebenswochen ist das gar nicht unbedingt nötig", sagt Dr. Lau. Da für das Baden von Babys in der ersten Zeit ohnehin pures Wasser am besten ist, reicht es auch für die Haarwäsche absolut aus. "Je nach dem natürlich, wie viele Haare die Säuglinge schon haben, kann man nach vier bis sechs Monaten mit einer Pflege mit einem milden Babyshampoo beginnen", rät sie.
Wenn Kinder älter und aktiver werden und sich beim Spielen und Essen gerne mal richtig einsudeln, führt an der Haarwäsche irgendwann kein Weg mehr vorbei.
2. Wie oft sollten die Haare gewaschen werden?
Ist das Kind nicht übermäßig schmutzig, reicht ein- bis zweimal pro Woche baden völlig aus. Hat man doch mal einen kleinen Dreckspatz zu Hause, "kann man mit mildem Shampoo problemlos auch häufiger waschen, wenn es nötig ist, sofern die Haut des Kindes gesund ist", sagt die Expertin.
Schwitzen Kinder stark, könne auch das die Kopfhaut reizen, deshalb sollte der Schweiß abgewaschen werden. Dr. Lau mahnt aber zu Augenmaß: Eltern sollten es auf keinen Fall übertreiben. Es sei nicht nötig, ein Baby oder Kleinkind täglich zu baden oder zu duschen. Wasser und Seife wirkten immer auch austrocknend und sollten deshalb nur in Maßen an die zarte Kinderhaut.
3. Was sollte ein Shampoo enthalten – und was nicht?
"Ich persönlich finde: Je weniger, desto besser. Babyhaut ist generell deutlich dünner als die Haut von Erwachsenen – sie hat eine dünnere Hornschicht, der Säuremantel ist noch nicht so ausgeprägt, insgesamt ist sie noch nicht fertig entwickelt und hat damit auch weniger Abwehrstoffe. Sie ist auch empfindlicher für die Entwicklung von Allergien. Da muss man natürlich besonders aufpassen", so Dr. Lau.
Sie rät zu Produkten ohne Duftstoffe, Konservierungsmittel und aggressive Tenside. Da Wasser die Haut immer etwas trocken macht, können Eltern dem Badewasser für einen pflegenden und rückfettenden Effekt aber durchaus ein paar Tropfen Öl zusetzen.
Babybäder im Schadstoff-Test
Ein Badezusatz für Babys ist also kein Muss. Wenn Sie trotzdem zugreifen wollen: Wir haben gerade erst Babybäder im Test ins Labor geschickt, um sie auf Schadstoffe untersuchen zu lassen. Von einigen Produkten sollten Sie besser die Finger lassen, finden wir. Alle Test-Ergebnisse gibt's im ePaper – klicken Sie dazu einfach auf den folgenden Kasten:
4. Was, wenn's schuppt und juckt?
"Auch pflanzliche Mittel können Allergien auslösen", warnt die Dermatologin. "Wenn ein Kind eher trockene, empfindliche Haut hat und zu Neurodermitis neigt, dann sollte man auch die pflanzlichen Zusatzstoffe weglassen." Davon ausgenommen seien speziell hautberuhigende Inhaltsstoffe.
"Die Kinder, die eine richtig schlimme Neurodermitis haben, können täglich mit einem Ölbad gebadet werden – auch um die Schuppen und die Bakterien herunterzuwaschen", erläutert die Dermatologin und Privatdozentin.
Milchschorf hingegen ist kein Grund für häufigeres Haarewaschen. Ist er nur leicht ausgeprägt, bestehe ohnehin kein Handlungsbedarf. "Bei manchen Kindern ist aber der ganze Kopf voll – dann kann man die Stellen großzügig mit Öl oder einer Pflegecreme aufweichen und den Schorf am nächsten Tag mit einem milden Shampoo abwaschen."
5. Sollten Eltern Babys und Kleinkinder föhnen?
Hier ist die Antwort relativ einfach: Erlaubt ist was gefällt. Manche Babys und Kleinkinder genießen die warme Luft auf der Haut, andere schreckt das laute Gepuste des Föhns eher ab.
Grundsätzlich sagt die Hautärztin: "Wenn Babys noch wenige Haare haben, brauchen sie noch nicht geföhnt werden, dann trocknen sie schnell von selbst. Haben Kleinkinder aber schon viel Haar, spricht nichts dagegen, sie zu föhnen. Vor allem im Winter, bevor sie das Haus verlassen, sollten die Haare trocken sein." Natürlich nicht zu warm und mit ausreichendem Abstand.
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