Wir haben 14-mal Anfangsmilch 1 eingekauft und ins Labor geschickt. Das Ergebnis: Sechs Produkte sind empfehlenswert. Negativ dagegen fällt die Lebenswert Bio Anfangsmilch 1, Bioland auf. Sie erreicht nur die Gesamtnote "ausreichend" und landet damit in unserem Test auf dem letzten Platz.
Doch warum hat die Anfangsmilch von Holle nicht besser abgeschnitten? Unser Hauptkritikpunkt ist eine Verunreinigung mit Mineralölbestandteilen. Konkret hat das von uns beauftragte Labor in dem Pulver gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH) entdeckt, und zwar in einer Menge, die wir als "erhöht" bewerten.
Mineralöl in Lebenswert Bio-Anfangsmilch 1
Wir kritisieren MOSH, weil sie sich im Laufe des Lebens im menschlichen Fettgewebe sowie in der Leber, Milz und den Lymphknoten ansammeln. Welche Folgen das hat, ist bislang noch völlig unklar. Deshalb finden wir, dass diese Stoffe nichts in Lebensmitteln zu suchen haben – schon gar nicht in Babynahrung.
Zum Vergleich: Auch in neun anderen Muttermilchersatzprodukten im Test haben die Laborexperten eine Menge an MOSH gemessen, die aus unserer Sicht "erhöht" oder "leicht erhöht" ist.
Holle reagierte auf die Laboranalyse. Laut des Anbietergutachtens waren die MOSH in einem Gehalt nachweisbar, den wir als "Spuren" bewerten würden. An unserer Bewertung ändert das jedoch nichts. Für den MOSH-Gehalt, den das von uns beauftragte Labor gemessen hat, ziehen wir trotzdem zwei Noten ab.
Fettsäure-Verhältnis ist unausgeglichen
Kommen wir zu unserem nächsten Kritikpunkt: Das Verhältnis der Fettsäuren Arachidonsäure (ARA) zu Docosahexaensäure (DHA) ist in der Lebenswert Bio-Anfangsmilch 1 nicht so ausgeglichen, wie es Kinderernährungsexperten empfehlen. Das geht aus unseren Laborwerten hervor.
Zum Hintergrund: Für den Zusatz der beiden Fettsäuren zu Ersatznahrung zeigten einige Studien unter anderem eine positive Wirkung auf die Gehirnentwicklung. Seit 2020 sind die Hersteller gemäß einer neuen EU-Verordnung dazu verpflichtet, ihrer Anfangsmilch einen relativ hohen Mindestgehalt an DHA zuzusetzen. Das konnten sie auch schon vorher freiwillig tun, aber nur in Kombination mit mindestens genauso viel ARA.
Experten sehen neue EU-Verordnung kritisch
Nach der aktuellen Verordnung steht den Herstellern der Einsatz von ARA nun frei. Dies stieß bei Experten auf Unverständnis. So bemängelte die Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) 2020 in einer Stellungnahme, dass die Sicherheit des hohen DHA-Zusatzes ohne ARA nicht geprüft sei. Zudem weiche sie sehr stark von der typischen Zusammensetzung von Muttermilch und der meisten seit Jahrzehnten verabreichten und in vielen klinischen Studien geprüften Säuglingsnahrungen ab.
Wir schließen uns der Kritik an und finden es ärgerlich, wenn das Fettsäure-Verhältnis nicht ausgeglichen ist. Das ist nicht nur bei der Anfangsmilch 1 von Lebenswert Bio, sondern auch bei vier weiteren Produkten im Test der Fall.
So setzt sich das Gesamturteil zusammen
Das Gesamturteil beruht auf dem Teilergebnis Inhaltsstoffe. Da die untersuchte Anfangsmilch 1 von Lebenswert Bio aus unserer Sicht einen "erhöhten" MOSH-Gehalt aufweist, ziehen wir zwei Noten ab. Eine Note Abzug gibt es für die nicht ausgeglichene Fettsäure-Zusammensetzung. Somit lautet das Gesamturteil "ausreichend".
Details zu Bewertung und Prüfmethoden lesen Sie auf der Infoseite zum Test im Abschnitt Testverfahren.
Weiterlesen auf oekotest.de:
- Pre-Nahrung im Test: Mineralöl weiterhin Problem in Baby-Milchpulver
- Getreidebrei im Test: Mineralöl, Arsen und Schimmelpilzgifte entdeckt
- Babybrei im Test: Labor stößt auf krebsverdächtigen Stoff Furan
- Babyflaschen: So schneiden Nuk, Mam, Avent & Co. im Test ab
- Babytragen im Test: Nur vier sind "gut"
- Nichts fürs Kind: Krebserregendes Arsen in Reiswaffeln im Test