Mütter und Väter wissen: Gerade im Kindergartenalter läuft die Nase der Kleinen gefühlt den ganzen Winter. Manchmal haut es sie richtig um. Mit Husten, hohem Fieber, Ohrenschmerzen, Erbrechen oder Durchfall. Unschön, aber normal.
"Im ersten Kindergartenjahr haben die Kleinen durchaus 10 bis 15 Infekte, die teilweise bis zu vier Wochen dauern können", erklärt Jakob Maske, Sprecher des Bundesverbandes der Kinder- und Jugendärzte. Im zweiten Jahr sind es noch 5 bis 10 Infekte. Doch je länger das Kind die Kita und später die Schule besucht, desto mehr läuft sich diese Anfälligkeit aus. Weil das Immunsystem immer mehr Erreger kennengelernt hat und deswegen zunehmend robuster auf sie reagiert.
Hier finden Sie Antworten auf Fragen rund um Erkältungserkrankungen, die Eltern bewegen:
Wann müssen sich Eltern Sorgen machen?
Generell gilt — Eltern sollten mit ihrem Kind in folgenden Fällen zum Arzt:
- hohes Fieber
- Fieber über mehr als drei Tage
- eitrige Beläge im Rachen
- Husten mit gelblich-grünem Auswurf
- Schmerzen im Bereich der Stirn- oder Nasennebenhöhlen
- starke Ohrenschmerzen
- Atemprobleme
- Teilnahmslosigkeit
- Husten oder Schnupfen über mehr als eine Woche
- zusätzliche Symptome wie Durchfall, Erbrechen oder Hautausschlag
Wichtig: Bei Säuglingen sollten Sie vorsichtshalber auch bei leichten grippalen Symptomen den Kinderarzt aufsuchen.
Fieber ist bei Kindern keine Seltenheit. Wann muss man etwas dagegen unternehmen?
Mit Fieber reagiert der Körper zum Beispiel auf körperfremde Stoffe, Entzündungen und Infektionen. Die Temperaturerhöhung heizt das Immunsystem an und die Vermehrung der Erreger wird gebremst. Riskant wird es, wenn das Fieber hoch steigt; Temperaturen über 39 Grad Celsius können dem Organismus schaden. Um die Temperaturentwicklung zu beobachten, muss man regelmäßig Fieber messen.
Je nachdem wo man misst, weicht das Ergebnis von der tatsächlichen Körperinnentemperatur ab: Bei der Messung unter den Achseln oder im Ohr liegt das Messergebnis etwa 1 Grad Celsius unter der wahren Temperatur, bei der Messung im Mund etwa 0,5 Grad. Die im After gemessene Temperatur ist am genauesten.
Solange die Körpertemperatur 38,5 Grad nicht übersteigt, braucht man keine Medikamente zu geben.
- Das Kind sollte sich schonen und viel Tee oder Wasser trinken. Drei- bis Sechsjährige brauchen etwa einen Liter pro Tag.
- Um das Fieber zu senken, kann man Hausmittel anwenden wie Wadenwickel. Die Wickel darf man aber nur anwenden, wenn das Kind keine kalten Beine hat.
- Bei Fieber ist Paracetamol das Mittel der Wahl, alternativ auch Ibuprofen. Beide Mittel sollte man nach ärztlicher Empfehlung dosieren, denn eine Überdosis kann gefährliche Nebenwirkungen haben. Fiebernde Kinder sollten nicht mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) behandelt werden, der zum Beispiel in Aspirin steckt. Denn bei Virusinfektionen wie Grippe, Erkältung und Windpocken ist nicht ausgeschlossen, dass ASS zum gefährlichen Reye-Syndrom führen, das sich in Hirnhautentzündung und Leberversagen äußert.
Mit einem fiebernden Kind sollte man immer den Arzt aufsuchen, wenn die erhöhte Temperatur länger als einen Tag besteht, die Körpertemperatur bei 39 Grad oder höher liegt und wenn sich weitere Symptome zeigen wie Hautausschlag, Krämpfe, Apathie, Kopfschmerzen, steifer Nacken, Erbrechen, Durchfall oder Bauchschmerzen.
Mit Erkältung in die Kita – oder nicht?
Auch diesen Winter sind viele Kinder verschnupft – ohne dabei wirklich sehr krank zu sein. Und auch bei leichten Symptomen steht noch immer die Frage im Raum: Ist es vielleicht eine Corona-Infektion? Für Eltern ist es jeden Morgen eine schwierige Entscheidung, ob sie ihr Kind mit Schnupfennase und leichten Halsschmerzen in die Kita oder Schule schicken sollen – oder nicht. Hier gilt ganz klar: Wer krank ist, bleibt daheim!
Bei einer leichten Schnupfennase ist die Entscheidung nicht ganz so einfach. Der Kinderarzt Jakob Maske meint: "Corona ist für uns Ärzte inzwischen eine normale Erkältungserkrankung und wird auch so gehandhabt." Sein Tipp für Eltern: "Wenn das Kind krank ist, bleibt es zu Hause, bei einfachen Infektzeichen darf es in Kita oder Schule gehen."
Wie kann man der Erkältungs-Dauerschleife vorbeugen?
Da man ja innerhalb einer Familie schlecht "auf Abstand" bleiben kann (und will), lässt sich der internen Erkältungswelle eigentlich nur durch Stärkung der körpereigenen Abwehrkräfte und durch gute Hygiene vorbeugen. Ganz wichtig, um die Gefahr einer Ansteckung zu verringern, ist regelmäßiges, gründliches Händewaschen. Dafür reicht normale Seife völlig aus, antibakterielle Produkte sind überflüssig.
Vorbeugen kann man auch, indem man es möglichst vermeidet, sich ins Gesicht zu fassen. Denn an den Händen haftende Erkältungsviren gelangen so an die Schleimhäute von Nase, Mund und Augen und auf diesem Weg in den Körper. Auch bei Tellern, Tassen, Besteck, Waschlappen und Handtüchern darauf achten, dass jeder seine eigenen Utensilien benutzt.
Natürlich kann man innerhalb der Familie nicht komplett auf Abstand gehen. Aber: Um sich zumindest ein wenig vor Ansteckung zu schützen, sollten Familienmitglieder während eines Infekts Umarmungen und Küsschen möglichst vermeiden.
Wenn es sich einrichten lässt, sollte der Erkrankte in einem separaten Zimmer schlafen. Auf der anderen Seite brauchen gerade kranke Kinder viel Zuwendung. Bei relativ harmlosen grippalen Infekten sollten Eltern daher abwägen, was schwerer wiegt: die heilsame Nähe für ihr Kind oder das Risiko, sich bei ihm anzustecken. Oder sie vertrauen auf die Erkenntnisse des US-amerikanischen Schnupfenforschers Elliot Dick, der herausgefunden hat, dass Küssen viel weniger ansteckend ist als angenommen.
Wie können sich Eltern vor den Erregern schützen, die der Nachwuchs anschleppt?
Neben dem regelmäßigen, gründlichen Händewaschen können Eltern die vielen Erreger, die die Kinder aus der Kita oder der Schule mit nach Hause bringen, eigentlich nur durch Stärkung des eigenen Immunsystems abwehren.
Dafür gilt: Feuchte Schleimhäute sind eine gut funktionierende Barriere gegen die Erreger. Daher viel trinken, auf ausreichend hohe Luftfeuchtigkeit im Raum achten und Frieren sowie kalte Füße vermeiden. Stress, Schlafmangel, Zigarettenqualm und eine unausgewogene Ernährung schwächen das Immunsystem; Erkältungsviren haben dann leichteres Spiel. Viel Bewegung an frischer Luft, kneippsche Anwendungen oder Saunagänge bringen Abwehrkräfte auf Trab.
Für Kinder gilt: Um das Immunsystem zu stärken, sollten sich Kinder täglich mindestens eine Stunde lang draußen bewegen - natürlich passend angezogen. Außerdem ist eine ausgewogene Ernährung wichtig, damit Kinder fit bleiben.
Lese-Tipp: Gesunde Ernährung für Kinder: Was Eltern wissen sollten
Sollte man nach einer Erkältung Betten und Kuscheltiere desinfizieren?
Nein. Sauberkeit ist zwar immer noch der beste Schutz gegen krank machende Keime. Dafür reicht es aber, den Haushalt und die Wäsche mit ganz normalen Wasch- und Putzmitteln zu reinigen. Experten raten allenfalls zur Desinfektion der Toilette, falls ein Familienmitglied etwa unter einem infektiösen Durchfall leidet. Nach überstandenem Infekt sollten Bettwäsche, Handtücher und Waschlappen von Erkrankten bei mindestens 60 Grad Celsius in der Maschine gewaschen werden.
Ist man irgendwann immun gegen die vielen Bakterien und Viren?
Komplett immun wird man - auch bei starkem Immunsystem - sicher nicht. Dafür gibt es einfach zu viele verschiedene Erkältungsviren. Mit ihrer Vielfalt und Vorliebe dafür, sich äußerlich ständig ein wenig zu verändern, schaffen sie es immer wieder, das Immunsystem zu überlisten und sich auf den Schleimhäuten von Nase, Rachen und Bronchien einzunisten. Zumal schon wenige Viren genügen, um einen Infekt in Gang zu setzen. Ist die Erkältung dann überstanden, hat man zwar eine gewisse Immunität gegen diesen einen Erreger, nicht aber gegen seine zahlreiche Verwandtschaft.
Hand vor den Mund oder in die Armbeuge - wie hustet und niest man eigentlich richtig?
"Halt die Hand vor den Mund!" - diese Aufforderung ist spätestens seit Corona überholt und zudem nicht sinnvoll. Denn von der Hand gelangen die Erreger an Türklinken, Haltegriffe und Lichtschalter, wo der noch Gesunde sie an die Finger bekommt, mit denen er sich dann vielleicht die Augen reibt oder ins Gesicht fasst.
Als hygienisch empfiehlt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung das Husten und Niesen in die Armbeuge oder in ein Papiertaschentuch. Das aber nur einmal benutzen, nicht irgendwo herumliegen lassen, sondern anschließend gleich entsorgen und Hände mit Seife waschen.
Kinderkrankheitstage 2023 und 2024
Bis Ende 2023 können gesetzlich krankenversicherte Eltern je Kind für 30 Arbeitstage Kinderkrankengeld beantragen, bei mehreren Kindern für nicht mehr als insgesamt 65 Arbeitstage. Zum Jahreswechsel wird diese während der Corona-Pandemie erweiterte Bezugsdauer allerdings reduziert. 2024 sind es dann 15 Arbeitstage pro Kind und Elternteil, wie das Bundesgesundheitsministerium mitteilt. Bei mehreren Kindern sind es längstens 35 Arbeitstage pro Elternteil.
Kinderkrankengeld gibt es für jedes gesetzlich versicherte Kind, das jünger als zwölf Jahre alt ist. Für Kinder mit Behinderung, die auf Hilfe angewiesen sind, gibt es keine Altersgrenze.
Alleinerziehende können bis Ende 2023 für 60 Arbeitstage je Kind Kinderkrankengeld beantragen. 2024 sind es für alleinerziehende Versicherte dann 30 Tage je Kind, bei mehreren Kindern längstens 70 Arbeitstage.
Privatversicherte haben keinen gesetzlichen Anspruch auf Kinderkrankengeld.
Habe ich einen Anspruch auf unbezahlten Urlaub, wenn meine bezahlten Krankheitstage aufgebraucht sind?
Grundsätzlich haben Arbeitnehmer keinen Anspruch auf unbezahlten Urlaub, allerdings gibt es Ausnahmen: Wenn der Arbeitnehmer in eine Notsituation kommt, etwa wenn ein Familienmitglied plötzlich erkrankt, muss der Arbeitgeber aufgrund seiner Fürsorgepflicht unbezahlten Urlaub gewähren. Darüber hinaus ist dieser Anspruch in einigen Tarifverträgen, Arbeitsverträgen oder Betriebsvereinbarungen festgehalten.
Sind die Krankheitstage aufgebraucht, sollten Eltern bei ihrem Arbeitgeber zunächst ausloten, ob es die Möglichkeit gibt, von zu Hause aus zu arbeiten. Auf keinen Fall sollten sich Eltern selbst bei ihrem Arbeitgeber als krank melden, wenn ihre Krankheitstage für das Kind aufgebraucht sind. Denn das kann ein Kündigungsgrund sein.
Wieso bekommen gerade kleine Kinder häufiger eine Lungenentzündung (Pneumonie)?
Neugeborene, Säuglinge und Kleinkinder sind besonders gefährdet, weil ihr Immunsystem noch nicht mit den Erregern der Krankheit fertig wird. Kleine Kinder leiden meist unter einer sogenannten Bronchopneumonie, die die Atemwege und das angrenzende Lungenbindegewebe betrifft.
Auch kommen bestimmte Erreger bei kleinen Kindern häufiger vor als bei älteren. Säuglinge und Kleinkinder stecken sich meist mit Viren an. Sie schädigen die Schleimhäute und machen sie angreifbarer für Bakterien. So kommt es dann häufig noch zu einer zusätzlichen bakteriellen Superinfektion.
Aber auch Pilze oder Chlamydien können bei Babys die Krankheit auslösen. Während bei Kindern im Vorschul- und Schulalter die infektbedingte Lungenentzündung meist mit hohem Fieber einhergeht, kann bei Neugeborenen und Babys das Fieber auch ausbleiben. Deshalb ist die Krankheit bei Säuglingen schwer zu erkennen.
Mit der Pneumonie ist nicht zu spaßen: Weltweit gehört die Lungenentzündung zu den häufigsten Todesursachen bei kleinen Kindern. Laut Weltgesundheitsorganisation erkranken auf der ganzen Welt jährlich schätzungsweise 156 Millionen Kinder unter fünf Jahren an einer Pneumonie.