Mütter und Väter wissen: Gerade im Kindergartenalter läuft die Nase der Kleinen gefühlt den ganzen Winter. Manchmal haut es die Kinder richtig um. Mit Husten, hohem Fieber, Ohrenschmerzen, Erbrechen oder Durchfall. Unschön, aber normal.
Acht bis zehn leichte Infektionen im Jahr sind bei kleinen Kindern durchaus normal, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ). Je länger ein Kind die Kita und später die Schule besucht, desto weniger Infekte treten auf. Weil das Immunsystem immer mehr Erreger kennengelernt hat und deswegen zunehmend robuster auf sie reagiert.
Hier finden Sie Antworten auf Fragen rund um Erkältungserkrankungen, die Eltern bewegen:
Wann müssen sich Eltern Sorgen machen?
Bei der Antwort auf diese Frage spielt das Alter eine Rolle. Je jünger, desto eher sollte ein Arzt oder eine Ärztin draufschauen. Hat ein Baby in den ersten sechs Lebenswochen Fieber, muss es sofort bei einem Arzt oder einer Ärztin vorgestellt werden. Denn das ist bei Neugeborenen sehr untypisch.
Generell gilt — Eltern sollten mit ihrem Kind in folgenden Fällen zum Arzt (Quelle BZgA):
- hohes Fieber
- Fieber über mehr als drei Tage
- so starker Husten, dass sich das Kind erbrechen muss, weder essen noch trinken kann
- schmerzhafter Husten
- plötzlich auftretender bellender Husten
- eitrige Beläge im Rachen
- Husten mit gelblich-grünem Auswurf
- Schmerzen im Bereich der Stirn- oder Nasennebenhöhlen
- starke Ohrenschmerzen
- Atemprobleme
- Teilnahmslosigkeit
- Husten oder Schnupfen über mehr als eine Woche
- zusätzliche Symptome wie Durchfall, Erbrechen oder Hautausschlag
Fieber ist bei Kindern keine Seltenheit. Wann muss man etwas dagegen unternehmen?
Mit Fieber reagiert der Körper zum Beispiel auf körperfremde Stoffe, Entzündungen und Infektionen. Die Temperaturerhöhung heizt das Immunsystem an und die Vermehrung der Erreger wird gebremst. Riskant wird es, wenn das Fieber hoch steigt; Temperaturen über 39 Grad Celsius können dem Organismus schaden. Um die Temperaturentwicklung zu beobachten, muss man regelmäßig Fieber messen.
Je nachdem wo man misst, weicht das Ergebnis von der tatsächlichen Körperinnentemperatur ab: Bei der Messung unter den Achseln, im Ohr und im Mund liegt das Messergebnis 0,5 bis 1 Grad Celsius unter der wahren Temperatur. Die im After gemessene Temperatur ist am genauesten.
Solange die Körpertemperatur 38,5 Grad nicht übersteigt, braucht man keine Medikamente zu geben.
- Das Kind sollte sich schonen und viel Tee oder Wasser trinken. Drei- bis Sechsjährige brauchen etwa einen Liter pro Tag.
- Um das Fieber zu senken, kann man Hausmittel anwenden wie Wadenwickel. Die Wickel darf man aber nur anwenden, wenn das Kind keine kalten Beine hat.
- Bei Fieber helfen Paracetamol und Ibuprofen. Beide Mittel sollte man nach ärztlicher Empfehlung dosieren, denn eine Überdosis kann gefährliche Nebenwirkungen haben. Fiebernde Kinder sollten nicht mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) behandelt werden, der zum Beispiel in Aspirin steckt. Denn bei Virusinfektionen wie Grippe, Erkältung und Windpocken ist nicht ausgeschlossen, dass ASS zum gefährlichen Reye-Syndrom führen kann, das sich in Hirnhautentzündung und Leberversagen äußert.
Mit einem fiebernden Kind sollte man immer den Arzt aufsuchen, wenn die erhöhte Temperatur länger als einen Tag besteht, die Körpertemperatur bei 39 Grad oder höher liegt und wenn sich weitere Symptome zeigen wie Hautausschlag, Krämpfe, Apathie, Kopfschmerzen, steifer Nacken, Erbrechen, Durchfall oder Bauchschmerzen.
Mit Erkältung in die Kita – oder nicht?
Auch diesen Herbst sind viele Kinder verschnupft – ohne dabei wirklich sehr krank zu sein. Und auch bei leichten Symptomen steht noch immer die Frage im Raum: Ist es vielleicht eine Corona-Infektion? Für Eltern ist es jeden Morgen eine schwierige Entscheidung, ob sie ihr Kind mit Schnupfennase und leichten Halsschmerzen in die Kita oder Schule schicken sollen – oder nicht. Hier gilt ganz klar: Wer krank ist, bleibt daheim!
Wie können sich Eltern vor den Erregern schützen, die der Nachwuchs anschleppt?
Da man ja innerhalb einer Familie schlecht "auf Abstand" bleiben kann (und will), lässt sich der internen Erkältungswelle eigentlich nur durch Stärkung der körpereigenen Abwehrkräfte und durch gute Hygiene vorbeugen. Ganz wichtig, um die Gefahr einer Ansteckung zu verringern, ist regelmäßiges, gründliches Händewaschen. Dafür reicht normale Seife völlig aus, antibakterielle Produkte sind überflüssig.
Vorbeugen kann man auch, indem man es möglichst vermeidet, sich ins Gesicht zu fassen. Denn an den Händen haftende Erkältungsviren gelangen so an die Schleimhäute von Nase, Mund und Augen und auf diesem Weg in den Körper. Auch bei Tellern, Tassen, Besteck, Waschlappen und Handtüchern darauf achten, dass jeder seine eigenen Utensilien benutzt.
Zudem wichtig: Das Immunsystem stärken. Feuchte Schleimhäute sind eine gut funktionierende Barriere gegen die Erreger. Daher viel trinken, auf ausreichend hohe Luftfeuchtigkeit im Raum achten und Frieren sowie kalte Füße vermeiden. Stress, Schlafmangel, Zigarettenqualm und eine unausgewogene Ernährung schwächen das Immunsystem; Erkältungsviren haben dann leichteres Spiel. Viel Bewegung an frischer Luft, kneippsche Anwendungen oder Saunagänge bringen Abwehrkräfte auf Trab.
Für Kinder gilt: Um das Immunsystem zu stärken, sollten sich Kinder täglich mindestens eine Stunde lang draußen bewegen – natürlich passend angezogen. Außerdem ist eine ausgewogene Ernährung wichtig, damit Kinder fit bleiben.
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Sollte man nach einer Erkältung Betten und Kuscheltiere desinfizieren?
Nein. Sauberkeit ist zwar immer noch der beste Schutz gegen krank machende Keime. Dafür reicht es aber, den Haushalt und die Wäsche mit ganz normalen Wasch- und Putzmitteln zu reinigen. Experten raten allenfalls zur Desinfektion der Toilette, falls ein Familienmitglied etwa unter einem infektiösen Durchfall leidet.
Nach überstandenem Infekt sollten Bettwäsche, Handtücher und Waschlappen von Erkrankten bei mindestens 60 Grad Celsius in der Maschine gewaschen werden.
Warum werden Kinder im Herbst und Winter eigentlich ständig krank?
In der nass-grauen Zeit spielt sich ein Großteil des Lebens drinnen ab, daher kommen wir in dieser Zeit schneller mit Krankheitserregern in Kontakt. Etwa, weil sie – ausgeatmet von einer infizierten Person – in ganz feinen Tröpfchen durch die Luft schweben. Der Grund übrigens, warum regelmäßiges Durchlüften so wichtig ist.
Bei den ganz Kleinen gibt es aber eine Besonderheit: Ihr Immunsystem wird zum allerersten Mal mit diesen Erregern – vor allem sind es Viren – konfrontiert, wie Kinderarzt Ulrich Fegeler erklärt. Genauer gesagt: mit ihren Oberflächenstrukturen, die in der Medizin Antigene heißen. Treffen sie das erste Mal auf die Schleimhäute, kann sich das kindliche Immunsystem noch nicht gezielt zur Wehr setzen. Daher fallen diese ersten Infekte besonders heftig aus.
Doch auch wenn es Eltern wehtut, ihr Kind so kränkeln zu sehen, ist es für etwas gut: Beim zweiten, dritten, vierten Kontakt mit dem Erreger verlaufen Infekte in aller Regel milder. Die Gedächtniszellen des Immunsystems können dann sehr schnell die Produktion von Antikörpern anstoßen, die den Erreger gezielt bekämpfen.
Ist man irgendwann immun gegen die vielen Bakterien und Viren?
Komplett immun wird man – auch bei starkem Immunsystem – sicher nicht. Dafür gibt es einfach zu viele verschiedene Erkältungsviren. Mit ihrer Vielfalt und Vorliebe dafür, sich äußerlich ständig ein wenig zu verändern, schaffen sie es immer wieder, das Immunsystem zu überlisten und sich auf den Schleimhäuten von Nase, Rachen und Bronchien einzunisten. Zumal schon wenige Viren genügen, um einen Infekt in Gang zu setzen.
Ist die Erkältung dann überstanden, hat man zwar eine gewisse Immunität gegen diesen einen Erreger, nicht aber gegen seine zahlreiche Verwandtschaft.
Hand vor den Mund oder in die Armbeuge husten und niesen?
"Halt die Hand vor den Mund!" ‒ diese Aufforderung ist spätestens seit Corona überholt und zudem nicht sinnvoll. Denn von der Hand gelangen die Erreger an Türklinken, Haltegriffe und Lichtschalter, wo der noch Gesunde sie an die Finger bekommt, mit denen er sich dann vielleicht die Augen reibt oder ins Gesicht fasst.
Als hygienisch empfiehlt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung das Husten und Niesen in die Armbeuge oder in ein Papiertaschentuch. Das aber nur einmal benutzen, nicht irgendwo herumliegen lassen, sondern anschließend gleich entsorgen und Hände mit Seife waschen.
Kinderkrankheitstage 2024 und 2025
Gesetzlich krankenversicherte Eltern können für die Jahre 2024 und 2025 für jedes Kind für 15 Arbeitstage Kinderkrankengeld beantragen, bei mehreren Kindern sind es längstens 35 Arbeitstage pro Elternteil. Alleinerziehende können für 30 Arbeitstage je Kind Kinderkrankengeld beantragen, bei mehreren Kindern längstens 70 Arbeitstage.
Kinderkrankengeld gibt es für jedes gesetzlich versicherte Kind, das jünger als zwölf Jahre alt ist. Für Kinder mit Behinderung, die auf Hilfe angewiesen sind, gibt es keine Altersgrenze. Privatversicherte haben keinen gesetzlichen Anspruch auf Kinderkrankengeld.
Das Kinderkrankengeld beträgt in der Regel 90 Prozent des ausgefallenen Nettoarbeitsentgelts.
Habe ich einen Anspruch auf unbezahlten Urlaub, wenn meine bezahlten Krankheitstage aufgebraucht sind?
Grundsätzlich haben Arbeitnehmer keinen Anspruch auf unbezahlten Urlaub, allerdings gibt es Ausnahmen: Wenn der Arbeitnehmer in eine Notsituation kommt, etwa wenn ein Familienmitglied plötzlich erkrankt, muss der Arbeitgeber aufgrund seiner Fürsorgepflicht unbezahlten Urlaub gewähren. Darüber hinaus ist dieser Anspruch in einigen Tarifverträgen, Arbeitsverträgen oder Betriebsvereinbarungen festgehalten.
Sind die Krankheitstage aufgebraucht, sollten Eltern bei ihrem Arbeitgeber zunächst ausloten, ob es die Möglichkeit gibt, von zu Hause aus zu arbeiten. Auf keinen Fall sollten sich Eltern selbst bei ihrem Arbeitgeber als krank melden, wenn ihre Krankheitstage für das Kind aufgebraucht sind. Denn das kann ein Kündigungsgrund sein.