- Kein Babybrei mit Gemüse und Fleisch im Test ist "sehr gut". Ein paar schneiden immerhin mit "gut" ab.
- Bedenklich ist, dass mehr als die Hälfte der Breie im Test aus unserer Sicht "erhöhte" Gehalte an Furan aufweisen. Es wird als möglicherweise krebserregend eingestuft.
- Tipp: Abwechslung zwischen verschiedenen Gemüse- und Fleischsorten ist gut für die geschmackliche Horizonterweiterung und die Nährstoffversorgung des Kindes.
Aktualisiert am 07.04.2022 | Der Zeitpunkt, wann Eltern beginnen, ihre Kinder auch mit Brei zu füttern, ist individuell. Nur, weil auf dem Ettiket von Babybreien häufig "nach 4. Monat" steht, heißt es nicht, dass die Beikost dann eingeführt werden muss. Hat das Kind kein Interesse an Brei, können Sie auch erst mit sechs Monaten zufüttern.
Hipp, Holle & Co.: Wann bekommen Babys Beikost?
Das Baby ist bereit für Brei und Co., wenn es sich zunehmend für das Essen der älteren Familienmitglieder interessiert. Öffnet es den Mund, wenn ein gefüllter Löffel auf es zukommt, und drückt es den Brei nicht mehr mit der Zunge raus, kann es losgehen.
Wichtig: Babys unter vier Monaten sind zu jung für Beikost, weil Nieren und Verdauungssystem noch nicht ausreichend entwickelt sind. Um Missverständnissen vorzubeugen, schreiben deshalb mittlerweile viele Hersteller "ab dem 5. Monat" statt "nach dem 4. Monat" auf ihre Etiketten.
Das Problem mit Furan in Babybreien im Test
Eigentlich ist die Sache klar: Babynahrung muss frei von Schadstoffen sein. Denn kleine Kinder sind besonders empfindlich. Doch: In allen 18 getesteten Gemüsebreien mit Fleisch hat das von uns beauftragte Labor Furan gefunden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft diesen Stoff als möglicherweise krebserregend ein.
In einigen der getesteten Produkte waren die Gehalte aus unserer Sicht sehr niedrig, in anderen sehen wir die Furanbelastung deutlich kritischer, wir bewerten sie als "erhöht".
Zur Erklärung: Furan entsteht beim Erhitzen von Gemüse. Es entweicht aber in die Luft und ist beim Kochen am heimischen Herd eher kein Thema. Anders sieht es bei der industriellen Herstellung von Fertiggläschen aus: Bei der Sterilisation der Fertigbreie sammelt sich der Stoff an. Das ist im Produktionsprozess derzeit noch nicht vermeidbar.
Tipp: Babybrei mit offenem Deckel aufwärmen
Den Herstellern ist es in den vergangenen Jahren zwar gelungen, die Gehalte deutlich zu senken – und akut gefährlich ist keine der festgestellten Belastungen, aber: Noch weniger wäre besser. Denn: In Tierversuchen führte die langfristige Aufnahme von Furan zu Leberschäden, hohe Dosen führten zu Leberkrebs. Zu langfristigen Schäden beim Menschen weiß man bisher noch zu wenig.
Einen offiziellen Grenzwert gibt es bislang nicht. In unserer Bewertung orientieren wir uns an den Werten, bei denen in Tierversuchen erste Schäden aufgetreten sind. Je weiter der Abstand zu diesen Werten, desto besser.
Gut zu wissen: Ein wenig lässt sich die Belastung senken, wenn man die Fertigbreie bei geöffnetem Deckel erhitzt und sie dabei umrührt. Dann verflüchtigt sich ein Teil des Furans. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) geht von etwa 15 bis 30 Prozent Verflüchtigung aus.
Eisenversorgung durch Babybreie mit Fleisch?
Wer seinem Baby regelmäßig einen Brei mit Fleisch gibt, geht vermutlich davon aus, dass dieser ordentlich Eisen liefert. In drei Produkten im Test ist der Eisengehalt allerdings relativ gering.
Für die Eisenversorgung braucht es übrigens nicht zwingend Fleisch. In der vegetarischen Babyernährung liefert Vollkorngetreide Eisen, Vitamin C aus Fruchtsaft macht das Eisen pflanzlichen Ursprungs gut aufnehmbar.
Kritik an Auslobungen auf Gemüsefleischbreien
Unzufrieden sind wir auch mit Auslobungen, die teils auf Babybreien mit Gemüse und Fleisch formuliert sind. So steht dort geschrieben: "Alpha-Linolensäure (eine Omega 3-Fettsäure), wichtig für die Entwicklung von Gehirn- und Nervenzellen".
In den Produkten steckt Rapsöl, das wiederum Alpha-Linolensäure enthält. Sie kann im Körper zu der wichtigen Omega-3-Fettsäure Docosahexaensäure (DHA) umgewandelt werden. Aber: Die umgewandelte Menge ist bei Säuglingen eher gering. Rapsöl leistet deshalb keinen relevanten Beitrag zur DHA-Versorgung.
Eine gute Quelle für DHA – auch für Säuglinge – ist Fisch oder ersatzweise Algenöl. Wenn die Werbeaussagen suggerieren, dass der Fertigbrei das Baby schon bestens mit Omega-3-Fettsäuren versorgt, führt das aus unserer Sicht in eine falsche Richtung.
Der Hersteller hat uns mittlerweile angekündigt, die Auslobung wegzulassen. Sobald wir die Produkte mit verändertem Etikett im Handel finden, werden wir das Testergebnis aktualisieren.
Babybrei im Test: Wie steht's um Gemüse- und Obstbreie?
Für die geschmackliche Horizonterweiterung und die Nährstoffversorgung ist eine Abwechslung zwischen verschiedenen Gemüse- und Fleischsorten gut. Daher könnte Sie auch interessieren, dass wir Babygläschen mit Gemüsebrei getestet haben. Nur zwei erhielten die Note "gut".
Die Gründe für das Testergebnis sind vielfältig. So steckten auch in allen Gemüsebreien mindestens Spuren von Furan, das als möglicherweise krebserregend eingestuft wird. Weitere Kritikpunkte waren erhöhte Nitratwerte. Mehr dazu lesen Sie hier: Babygläschen im Test: Nur zwei Gemüsebreie sind empfehlenswert.
Auch Obstbreie haben wir bereits überprüft. Die Gläschen sind praktisch, allerdings ist der natürliche Zuckergehalt in den Babygläschen oft hoch. Außerdem war aufgefallen, dass der Anteil von echtem Obstpüree bei einigen Produkten unter 80 Prozent liegt. Das heißt, die Früchte werden beispielsweise mit Säften gestreckt. Zum Test geht es hier: Obstbrei-Test: Hersteller tricksen bei Fruchtgehalt.
Diesen Test haben wir zuletzt im Jahrbuch Kinder und Familie für 2022 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Spezial Mein Baby 2022 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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