Hafermilch, Reismilch, Mandelmilch, Sojamilch, Kokosmilch: Pflanzendrinks sind eine wunderbare Alternative zu herkömmlicher Kuhmilch. Dank ihres süßlichen Geschmacks sind sie auch bei den ganz Kleinen beliebt. Doch ist Hafermilch für Babys und Kinder überhaupt geeignet? Können Eltern den Milchbrei ihrer Sprösslinge auch mit Sojamilch statt Kuhmilch anrühren?
Hafermilch – was ist drin?
Hafermilch besteht traditionell aus Hafer und Wasser – zumindest wenn man den Haferdrink selbst macht. Der pflanzliche Milchersatz enthält wichtige Vitamine und Mineralstoffe wie Magnesium und Kalium, essenzielle Aminosäuren und Beta-Glucanen, das für die Verdauung gut ist. Zudem stecken in Hafermilch viele Ballaststoffe, die lange satt machen. Hafermilch enthält keinen Milchzucker und ist damit laktosefrei.
Das klingt soweit erstmal gut. Fakt ist jedoch: Wird Hafermilch industriell hergestellt, enthält sie öfter Zusätze. So kritisierten wir in unserem letzten Hafermilch-Test im Jahr 2023 aus unserer Sicht überflüssige Vitaminzusätze und zugesetzte künstliche Phosphate.
In Hafermilch stecken außerdem wenig Nährstoffe, die Babys und Kleinkinder dringend brauchen. Sie enthält nur wenig Eiweiß (der Eiweißgehalt von Hafermilch liegt bei höchstens einem Drittel dessen, was Kuhmilch an Eiweiß zu bieten hat) – und nicht immer sind Calcium und Vitamin B12 enthalten. Es kann aber sein, dass es zugesetzt ist.
Ab wann dürfen Babys Hafermilch trinken?
- Für Babys im ersten Lebensjahr ist Pflanzenmilch nicht geeignet. Den pflanzlichen Milchalternativen fehlen für die kindliche Entwicklung wichtige Nährstoffe.
- Für Kinder ab dem ersten Geburtstag bieten sich Drinks aus Hafer durchaus als Alternative zu Kuhmilch an. Hier gilt: Eine gute Mischung macht's.
Wichtig: Pflanzliche Drinks sind kein Ersatz für Muttermilch. In den ersten zwölf Lebensmonaten sollten Sie Ihrem Kind Muttermilch oder Pre-Nahrung füttern – in beidem sind alle wichtigen Nährstoffe enthalten, die Babys für ihre Entwicklung benötigen.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) rät von pflanzlichen Alternativen für Säuglinge ganz klar ab: "Sojagetränke und andere vegane Ersatzprodukte wie Mandel-, Frischkorn- oder Reisgetränke etc., die umgangssprachlich auch als Milch bezeichnet werden, sind nicht auf die speziellen Nährstoffbedürfnisse des Säuglings abgestimmt und daher ungeeignet. Gedeihstörungen aufgrund von Energie- und Proteinmangel und weitere Nährstoffdefizite wurden in der Vergangenheit beobachtet."
Es spricht nichts dagegen, Kindern ab dem ersten Geburtstag immer mal wieder pflanzlichen Milchersatz anzubieten. Eine gute Mischung verschiedener Lebensmittel ist aber immer die beste Wahl. Es gilt, darauf zu achten, dass es sich bei der Hafermilch um ein Bio-Produkt, möglichst ohne Zusätze, handelt.
Hafermilch statt Kuhmilch – ist das bei Kindern eine gute Idee?
Der Vorteil von Kuhmilch: Sie enthält viele wichtige Nährstoffe wie Eiweiß, Calcium, Zink, Jod und B-Vitamine, die für die kindliche Entwicklung wichtig sind.
Für die Ernährung von Babys und Kindern empfehlen Experten:
- Vor dem sechsten Lebensmonat sollte auf Kuhmilch verzichtet werden. Nach der Geburt des Babys sind Muttermilch beziehungsweise Säuglingsanfangsnahrung die erste Nahrungsquelle.
- Im zweiten Lebenshalbjahr wird laut Beikostplan der Milch-Getreide-Brei mit Kuhmilch eingeführt.
- Als Getränk sollten Kinder Kuhmilch erst gegen Ende des ersten Lebensjahres trinken.
Das Problem von Hafermilch: Pur (d.h. ohne Zusätze) enthält sie kein Calcium und Eiweiß und kein Vitamin B12. Damit ist Hafermilch im Kindes- und Jugendalter kein empfehlenswerter gleichwertiger Ersatz für Kuhmilch. Pflanzendrinks oder daraus hergestellte Produkte (Joghurt, Käse etc.) können aber natürlich den Speiseplan ergänzen. Wenn Eltern ihr Kind vegan ernähren, müssen sie die kritischen Nährstoffe im Blick haben, sehr gut informiert sein und den Kindern Nahrungsergänzungsmittel geben.
Lese-Tipp: Vegane Ernährung für Kinder: Darauf sollten Sie achten
Übrigens: Auf den Verpackungen steht oft nur "Hafer" oder "Haferdrink" und nie "Hafermilch". Das liegt daran, dass die Hersteller innerhalb der EU in Produktnamen für rein pflanzliche Produkte kein "-milch" mehr schreiben dürfen. Wir sprechen hier weiter von Hafermilch, weil das dem normalen Sprachgebrauch entspricht.
Wenn stillende Mütter vegan leben
Viele Babys leiden unter einem Vitamin-B12-Mangel, warnt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte. "Ein Vitamin-B12-Mangel kann schwere Schäden zur Folge haben, wie Wachstumsstörungen, Blutarmut, Muskelschwäche und eine veränderte Gehirnentwicklung."
Stillende Frauen haben einen besonders hohen Bedarf an Vitamin B12: "Wenn sie sich vegan oder vegetarisch ernähren, nehmen sie oft nicht ausreichend Vitamin B12 mit der Nahrung auf", erklärt der Ärzteverband. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sollten Schwangere 4,5 µg Vitamin B12/Tag und Stillende 5,5 µg/Tag zu sich nehmen. Die Frauen sollten gezielt Supplemente einnehmen oder angereicherte Lebensmittel verzehren, rät die DGE.
Keine Sojamilch für Babys
Säuglinge und Kinder sollten auch keine Sojamilch als Ersatz für Säuglings- oder Babynahrung trinken, raten das Bundesinstitut für Risikobewertung und Kinderärzte.
Soja ist wegen der enthaltenen Isoflavone (sekundäre Pflanzenstoffe) in die Kritik geraten. Diese Stoffe ähneln dem weiblichen Sexualhormon Östrogen und können den Hormonhaushalt beeinflussen.
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