Mineralöl-Verunreinigungen in sensiblen Lebensmitteln – ein Thema, auf das ÖKO-TEST immer wieder aufmerksam macht. Nun hat die Verbraucherorganisation Foodwatch nachgezogen und drei Labore beauftragt, Babymilch unterschiedlicher Hersteller mit verschiedenen Analysemethoden auf Mineralöl zu untersuchen.
Die Ergebnisse, die vor Kurzem veröffentlicht wurden, erschrecken. Laut Foodwatch sind drei von vier in Deutschland eingekaufte Produkte mit aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen (MOAH) verunreinigt. Zu MOAH zählen auch Verbindungen, die unter Verdacht stehen, Krebs zu erregen.
Betroffen waren:
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Nestlé Beba Optipro Pre (800 g), MOAH-Belastung: 3,0 mg/kg (Chargennummer: 91120346AA)
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Nestlé Beba Optipro 1 (800 g), MOAH-Belastung: 1,9 mg/kg (Chargennummer: 9098080621)
- Novalac Säuglingsmilchnahrung Pre (400g), MOAH-Belastung: 0,5 mg/kg (Chargennummer: A5952275)
Keine MOAH-Rückstände fanden sich laut Foodwatch in Nestlé Beba Optipro 3 (800g). Auch ÖKO-TEST kritisiert die genannten Mineralölbestandteile seit Langem. Zuletzt haben von uns beauftragte Labore im Mai dieses Jahres erhöhte Mengen an mineralölartigen Stoffen in fast allen getesteten Milchpulvern für Säuglinge nachgewiesen.
[Update] Nestlé reagiert auf Kritik von Foodwatch an Milchpulver
Foodwatch hatte seine Prüfergebnisse in der vergangenen Woche bekanntgegeben und den Nestlé-Konzern aufgefordert, betroffene Produkte zurückzurufen und Eltern zu warnen. Zeitgleich initiierten die Verbraucherschützer einen digitalen Protestaufruf, der bislang rund 31.000 Mal unterzeichnet wurde.
Wie Foodwatch heute in einer Pressemitteilung bekanntgab, denkt Nestlé jedoch bislang nicht daran, seine Milchpulver vom Markt zu nehmen. Stattdessen lud der Konzern die Verbraucherschützer zu einem persönlichen "Expertentreffen" ein, holte sich damit aber eine Abfuhr. "Statt Foodwatch zu vertraulichen Gesprächen am Frankfurter Flughafen zu laden, muss Nestlé endlich handeln!", so Matthias Wolfschmidt, Foodwatch-Kampagnendirektor. "Der größte Lebensmittelhersteller der Welt hat offensichtlich erhebliche Probleme bei der Qualitätssicherung seiner Babynahrung", heißt es weiter. "Aber anstatt die mit Mineralöl verunreinigten Baby-Produkte sofort zurückzurufen und Eltern zu warnen, spielt Nestlé auf Zeit."
Belastete Nestlé-Säuglingsmilch bereits bekannt
Das von Foodwatch kritisierte Nestlé Beba Optipro Pre war auch in besagtem Babynahrung-Test von ÖKO-TEST mit MOAH verunreinigt. MOAH sind eine Gruppe von Stoffen, von denen einige möglicherweise krebserregend sind und die zum Beispiel aus Druckfarben in Lebensmittel übergehen können. Um welche MOAH-Verbindungen es sich in der Nestlé-Nahrung handelte, ließ sich im Test nicht ermitteln.
In dem getesteten Nestlé-Produkt fanden sich außerdem Verunreinigungen mit den gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen MOSH/POSH, weshalb ÖKO-TEST das hochpreisige Milchpulver (8,72 Euro für 500 Gramm) insgesamt mit "mangelhaft" bewertete.
Nestlé reagierte auf die Testergebnisse von ÖKO-TEST zum Nestlé Beba Optipro Pre mit zwei Gutachten. Demnach wurden in einem Probenmaterial, das laut Nestlé der getesteten Produktcharge zugeordnet werden könne, keine Mineralölbestandteile nachgewiesen. Unser Labor bestätigte uns jedoch, dass das von uns eingekaufte Produkt zweifelsfrei eine Verunreinigung mit Mineralöl aufweist.
Die Testergebnisse zu Milchpulvern haben wir zuletzt im Ratgeber Kinder und Familie 2019 veröffentlicht.
Auch Nachbarländer betroffen
Einige Monate später ist Foodwatch nun zu sehr ähnlichen Ergebnissen gekommen. Anders als ÖKO-TEST haben die Verbraucherschützer aber auch Babymilch-Produkte in Frankreich und den Niederlanden untersuchen lassen. In den Nachbarländern zeigte sich ein vergleichbares Bild: Dort wurden in fünf von zwölf untersuchten Produkten MOAH gefunden, unter anderem in Pulvern von Danone und Nestlé (in Frankreich) und Hero Baby (in den Niederlanden).
Foodwatch spekuliert, dass die MOAH-Verunreinigungen von Weißblechdosen stammen, die als Verpackung verwendet wurden. Bei der Dosenproduktion werden Walz- und Schneidöle verwendet.
ÖKO-TEST gegenüber hatte Nestlé im Test erklärt, dass bei der Verarbeitung der Milchpulverdosen nur Öle verwendet würden, die gemäß der europäischen Norm EN10202 spezifisch für den Lebensmittelkontakt geeignet seien. Nestlé schloß eine Verunreinigung des getesteten Produktes durch die Verpackung daher aus.
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