Junge Eltern werden bei dieser Nachricht müde, aber wissend gähnen. Sie haben es schon lange geahnt: Der Schlafmangel in der Zeit mit Babys und kleinen Kindern zermürbt. Und er hält lange an. Eine repräsentative Studie aus Großbritannien gibt den Eltern jetzt Recht: Die Schlafstörungen können bis zu sechs Jahre dauern.
Vor allem Mütter trifft es hart
Die in der Fachzeitschrift Sleep veröffentlichte Studie zeigt: Mütter trifft es besonders hart: "Frauen leiden nach der Geburt eines Kindes in der Regel häufiger an Schlafstörungen als Männer", so der Autor der Studie, Entwicklungspsychologe Sakari Lemola vom Psychologischen Institut der Universität Warwick. Der Grund: Noch immer seien die Mütter häufiger als die Väter die primären Bezugspersonen. Wenn Mütter ihr Kind stillen, sind die Auswirkungen gravierender als wenn sie ihm die Flasche geben.
Wenig überraschend: Die ersten drei Monate nach der Geburt sind besonders zermürbend. In dieser Zeit bekommen Mütter durchschnittlich eine Stunde weniger Schlaf als in der Zeit vor der Geburt. Bei den Vätern sind es lediglich 13 Minuten weniger Schlaf. Die Erklärung der Forscher: "Das hängt möglicherweise damit zusammen, dass Mütter, einschließlich berufstätiger Frauen, immer noch mehr Pflichten im Haushalt und bei der Erziehung von Kindern haben und im Vergleich zu Vätern in den meisten Industrieländern, einschließlich Deutschland, mehr Zeit für diese Aufgaben aufwenden."
Die Schlaflosigkeit trifft alle Eltern
Je älter die Kinder werden, umso mehr Schlaf bekommen die Eltern. Aber auch wenn die Kinder zwischen vier und sechs Jahre alt sind und längst durchschlafen, schlafen Mütter noch ganze 20 Minuten weniger als in der Zeit vor dem Kind. Den Grund für die mangelnde Schlafzufriedenheit und -dauer bei größeren Kindern sieht Lemola in den Verpflichtungen und Sorgen, die die Elternrolle mit sich bringt.
Die Schlaflosigkeit trifft alle Eltern: Alter, Einkommen und Lebenssituation haben keinen oder nur einen ganz schwachen Einfluss auf die Schlafdauer und Schlafzufriedenheit.
Ein kleiner Trost: Erstlingseltern leiden besonders unter dem schlechten und wenigen Schlaf. Laut der Studie schlafen Eltern beim zweiten und dritten Kind besser. Das zeigt: Übung macht den Meister.
Über die Studie: Die Forscher der Universität Warwick in Großbritannien haben für ihre Untersuchung Daten aus Deutschland ausgewertet. Befragt wurden im Jahresrhythmus bundesweit mehr als 2.500 Frauen und knapp 2.200 Männer. Die Studien-Teilnehmer sollten angeben, wie lange sie geschlafen hatten und wie die Qualität ihres Schlafs war.
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