Im ersten Halbjahr 2023 wurden ungewöhnlich viele Scharlach-Fälle in Deutschland beobachtet. Mediziner sprechen von einem "Nachholeffekt", den die Corona-Pandemie ausgelöst habe: Da die Kinder sich zwischen 2020 und 2022 immer wieder in Quarantäne befanden, hatten sie schlicht weniger Möglichkeiten, sich mit Scharlach anzustecken. Auch gehen Ärzte davon aus, dass das Immunsystem vieler Kinder durch die – teils monatelangen – Schul- und Kindergartenschließungen weniger gut ausgebildet ist, als das noch vor 2020 der Fall war.
So kommt es, dass die Infektionskrankheit jetzt breitere Kreise ziehen kann als zuvor: Laut Datenbank des Robert Koch-Instituts (RKI) liegen die gemeldeten Scharlach-Infektionen im Jahr 2023 bislang bei über 5.000 Fällen – 2021 waren es nur rund 200. Es sind zudem die höchsten Werte für Scharlach-Erkrankungen, die das RKI seit dem Jahr 2002 gemessen hat.
Scharlach ist 2023 weit verbreitet
Warum verdient Scharlach überhaupt so viel Aufmerksamkeit? Weil Scharlach gefährlich werden kann, wenn es nicht behandelt wird.
Die Infektionskrankheit wird durch bestimmte Bakterien – sogenannte Streptokokken – verursacht. Sie ist durch direkten und indirekten Kontakt mit erregerhaltigen Tröpfchen übertragbar. Besonders Kinder zwischen ein und zwölf Jahren sind von der Erkrankung betroffen, weshalb Scharlach neben Röteln, Windpocken oder Masern zu den klassischen Kinderkrankheiten zählt.
Scharlach-Symptome: Diese sollten Sie kennen
Ulrich Fegeler vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) erklärt, wie die typischen Scharlach-Symptome aussehen, an denen Sie die Krankheit erkennen können:
- Ein typisches Anzeichen einer Scharlach-Erkrankung ist am Anfang eine weiße Zunge – auch Erdbeerzunge genannt.
- Später stößt die Zunge die Beläge ab und hat geschwollene und erhobene Papillen. Dann wird sie als "Himbeerzunge" bezeichnet.
Scharlach-Symptome: Das sind weitere Anzeichen
Folgende Symptome sind laut Kinderarzt Fegeler ebenfalls Anzeichen für eine Scharlach-Erkrankung:
- Kurz nachdem sich das Kind angesteckt hat, bekommt es Schüttelfrost, Fieber und eine Mandelentzündung mit tiefrotem Rachen.
- Stunden bis Tage nach der Ansteckung folgt ein feinfleckiger Ausschlag an Rumpf und Hals – insbesondere am Bauch und in der Leistenregion.
- Ein Infekt kann jedoch auch ohne den Ausschlag auftreten: Dann spricht man nicht von Scharlach, sondern von einer Streptokokken-Infektion.
Behandelt wird eine Scharlach-Erkrankung mit Antibiotika. Bleibt die Behandlung aus, kann die Infektion schwere Folgeerkrankungen von Herz, Nieren, Gelenken oder dem Gehirn nach sich ziehen.
Daher rät Experte Fegeler: "Bei jeder Form von Ausschlag, insbesondere in Verbindung mit Fieber, hochrotem weichem Gaumen, Rachen oder geschwollenen Mandeln, sollten Eltern den Kinder- und Jugendarzt aufsuchen."
Scharlach: Das hilft neben Antibiotika
Zusätzlich zu den Medikamentengaben können weiche und flüssige Nahrung, kühle Getränke und Eis schmerzlindernd wirken. Bei juckendem Ausschlag können Sie die Nägel Ihres Kindes kurzschneiden, damit es den Ausschlag nicht aufkratzen kann.
Wichtig: Ohne die Behandlung mit Antibiotika können Kinder bis zu drei Wochen ansteckend bleiben. Wenn Antibiotika genommen werden, ist das Kind 24 Stunden nach Beginn der Antibiotikatherapie nicht mehr ansteckend.
Weiterlesen auf oekotest.de: