Auch wenn die Infektionszahlen derzeit steigen, soll der Unterricht an Deutschlands Schulen möglichst als Präsenz-Unterricht stattfinden - mit einem umfassenden Hygienekonzept. Einheitliche Regeln zur Maskenpflicht in Deutschlands Schulen gibt es bisher nicht. Vorgaben unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland.
Gefahr durch Aerosole: Klassenräume lüften
Um Infektionen über die Raumluft zu vermeiden, soll ausreichend gelüftet werden. Doch wie kann das in der Praxis aussehen? Wir haben mit Professor Martin Kriegel gesprochen. Er ist Leiter des Instituts für Energietechnik an der TU Berlin und forscht seit langem zur Verteilung von ausgeatmeten Aerosolen in der Raumluft und zu Belüftungssystemen.
Was können Schulen machen, um das Risiko einer Corona-Infektion durch Aerosole zu senken?
Professor Martin Kriegel: "Wenn in einem Raum wie einem Klassenzimmer eine Person ist, die virenbeladene Aerosole ausatmet, dann verbreiten sich diese in wenigen Minuten und können von allen eingeatmet werden, auch wenn die Person eine Maske trägt. Ab welcher genauen Aerosolmenge sich dann jemand infizieren kann, ist zwar noch unklar. Um das Risiko zu senken, sollten Schulen aber so viel wie möglich die Fenster weit öffnen, wenn nicht durchgängig, dann wenigstens nach 20 Minuten sowie während der kompletten Pausen."
Garantieren geöffnete Fenster einen ausreichenden Luftaustausch?
"Besonders an warmen und/oder windstillen Tagen kann es vorkommen, dass das Lüften durchs Fenster kaum Austausch bringt. Ein Ventilator am geöffneten Fenster könnte zwar helfen, allerdings nur, wenn er richtig positioniert und ausgerichtet ist. Falsch ausgerichtet und positioniert kann ein Ventilator den Luftaustausch sogar verschlechtern. Bei höheren Außentemperaturen und wenig Wind sollte man das Gerät mit der Rückseite zum Fenster gerichtet aufstellen. Das ist jedoch kein Garant für höheren Luftaustausch."
Was empfehlen Sie den Lehrern?
"Wenn die Klasse eine CO2-Ampel hat, wäre es in diesem Jahr besonders sinnvoll, sich daran zu orientieren und zu lüften, wenn die Ampel auf "gelb" umgesprungen ist. An Tagen, an denen die CO2-Ampel "rot" ist, würde ich empfehlen, Teile des Unterrichts nach draußen zu verlagern oder den Raum für zusätzliche Pausen zu verlassen. Der CO2-Gehalt ist ein Indikator, wie viel Frischluft tatsächlich in den Raum kommt."
Empfehlungen der Kommission Innenraumlufthygiene
Weil sich Aerosole insbesondere in geschlossenen Räumen schnell im gesamten Raum verteilen, empfiehlt auch die Kommission Innenraumlufthygiene (IRK) am Umweltbundesamt, regelmäßig zu lüften. Das sei auch unabhängig von anderen Schutzmaßnahmen wie dem Einhalten von Mindestabständen oder dem Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung notwendig. Ihre konkreten Tipps fürs Lüften:
- In der Unterrichtspause sollte der Raum intensiv gelüftet werden, das heißt: Fenster weit öffnen. Gekippte Fenster bringen wenig Luftaustausch.
- Dauert die Unterrichtsstunde länger als 45 Minuten, sollte auch während des Unterrichts gelüftet werden.
- Optimal ist eine Lüftung über gegenüberliegende Fenster, die weit geöffnet sind. Ist das baulich nicht gegeben, sollten mehrere Fenster im Raum für einige Minuten geöffnet werden.
- Husten oder Niesen einzelne Personen im Raum, sollte sofort stoß gelüftet werden.
- Da die Menge an Partikeln, die ein Mensch an die Luft abgibt, mit körperlicher Anstregung steigt, sollte gerade in Räumen, wo Sport getrieben wird, häufiger gelüftet werden – mindestens fünfmal pro Stunde.
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Vorgabe: Alle 20 Minuten Fenster auf
Die Kultursminister haben sich darauf geeinigt, dass in Unterrichtszeiten alle 20 Minuten für fünf Minuten gelüftet werden soll. In den Pausen soll nochmals gründlich quergelüftet werden.
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