Kindern gefällt manches, was Eltern furchtbar finden – das dudelnde Plastikspielzeug mit den vielen bunten Knöpfen, die Barbie mit dem unrealistischen Körperbau, das Glibbermonster oder das Laserschwert. Über Geschmack lässt sich nicht streiten – über Qualität und Sicherheit allerdings schon.
Und die sind Eltern wichtig: Laut einer Umfrage im Auftrag der "Gesellschaft Public Relations Agenturen" ist Sicherheit das entscheidende Kriterium beim Spielzeugkauf (89%); Prüfsiegel sind 83% der Erwachsenen wichtig. Dass sie hochwertige Spielsachen produzieren, trauen Eltern am ehesten namhaften Herstellern zu, wie die gleiche Umfrage zeigt. Das größte Vertrauen genießen Lego und Steiff.
ÖKO-TEST belegt: Spielzeug ist nicht immer sicher
Die Skandale vergangener Jahre über Gift im Kinderspielzeug sind vielen Erwachsenen offenbar noch im Gedächtnis. Das Misstrauen ist gerechtfertigt, wie die Untersuchungen von ÖKO-TEST regelmäßig belegen. Fakt ist: Vieles, was sich in der immer größer und bunter werdenden Spielzeugwelt tummelt, gehört in die Tonne und nicht in Kinderhände. Immer wieder finden unsere Tester sogar Spielzeug, das von Rechts wegen nicht verkehrsfähig ist. Alle unsere Tests aus den Bereichen Kinder & Familie finden Sie hier.
Auch beim EU-Schnellwarnsystem für gefährliche Produkte, Rapex, fällt Spielzeug häufig negativ auf. Im Jahr 2019 warnte Rapex vor 644 Spielsachen, am häufigsten wegen Verschluckungsgefahr. Aber auch wenn Ball, Teddy & Co. den gesetzlichen Anforderungen Genüge tun, sind sie nicht automatisch unbedenklich, denn die EU-weit gültigen Grenzwerte für Schadstoffe in Kinderspielsachen sind immer noch zu lasch – da sind sich Experten, Politiker und Verbraucherschützer weitgehend einig.
Spielzeugsicherheit – die wichtigsten Fragen & Antworten
Im Folgenden beantworten wir die 13 aus unserer Sicht wichtigsten Fragen zum Thema Spielzeugsicherheit, nämlich:
Kontrollen und (Warn-)Hinweise
- Wer überprüft, ob Spielzeug sicher ist?
- Wer kontrolliert die Hersteller?
- Muss Spielzeug das CE-Zeichen tragen?
- Wie oft werden Sicherheitszeichen gefälscht?
- Wann sind Warnhinweise vorgeschrieben?
Bedenkliche Inhaltsstoffe
- Ist Spielzeug belastet, das unangenehm riecht?
- Was ist an PVC-Spielzeug gefährlich?
- Stecken in Weichplastik gefährliche Weichmacher?
- Ist Holzspielzeug besser als Plastik?
- Sind Stoff-Spielsachen weniger belastet als Kunststoffprodukte?
Weitere Fragen
- Verursacht Elektrospielzeug Elektrosmog?
- Kann man belastetes Spielzeug zurückgeben?
- Wo können sich Eltern noch informieren?
Wer überprüft, ob Spielzeug sicher ist?
Für die Sicherheit ist zunächst der Hersteller selbst verantwortlich. Er muss bestätigen, dass er die Anforderungen der europäischen Spielzeugrichtlinie erfüllt. Zusätzlich kann er in Deutschland durch eine freiwillige Kontrolle in einem staatlich anerkannten Institut das GS-Siegel für "Geprüfte Sicherheit" erwerben.
Wer kontrolliert die Hersteller?
Die Bundesländer sind dafür zuständig, die Sicherheit von Spielzeug zu überwachen. Staatliche Marktüberwachungsbehörden, die es in jedem Bundesland gibt, kümmern sich darum. Wird ein Spielzeug erstmals in Verkehr gebracht, sind routinemäßige Sichtprüfungen vorgesehen. Dabei kontrollieren die Sachverständigen das Produkt auf offensichtliche Mängel und prüfen, ob alle vorgeschriebenen Aufdrucke und Sicherheitshinweise vorhanden sind.
Außerdem reagieren die Behörden auf Hinweise von Verbrauchern und nehmen auf Messen, Ausstellungen und Volksfesten Spielzeug unter die Lupe. Die Ämter können den Rückruf von gefährlichem Spielzeug anordnen, Produkte sicherstellen und auch vernichten.
Muss Spielzeug das CE-Zeichen tragen?
Alle Spielsachen für Kinder unter 14 Jahren, die in der EU vertrieben werden, müssen das Communauté-Européenne-Zeichen, kurz CE, tragen. Diese Pflicht gilt nicht für Produkte, die laut Richtlinie kein Spielzeug sind. Dazu zählen zum Beispiel Sammlerartikel, Modeschmuck für Kinder oder Puzzles mit mehr als 500 Teilen.
Wie oft werden Sicherheitszeichen gefälscht?
Immer wieder. Dabei muss es sich nicht immer um böswillige Fälschungen handeln, manchmal sind es auch Kennzeichnungsfehler. Der TÜV Süd veröffentlicht auf seiner Website eine ganze Liste gefälschter Zertifikate. Das Produktsicherheitsgesetz verpflichtet GS-Prüfstellen dazu, gegen Hersteller, die ihr GS-Zeichen für "Geprüfte Sicherheit" unerlaubt nutzen, rechtlich vorzugehen.
Misstrauisch sollte man als Käufer werden, wenn die Prüfstelle auf dem Siegel nicht deutlich erkennbar ist. Das ist ein Indiz für eine Fälschung. Wer nicht sicher ist, ob das GS-Zeichen echt ist, kann über die Seite der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BauA) eine Schnellanfrage starten.
Ist gefälschtes Spielzeug gefährlich?
Fälschungen sind bei Spielwaren nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen ein Problem. Sie können auch zum Sicherheitsrisiko darstellen, weil sie häufig von minderer Qualität sind. Ebenso wie die offizielle Ware stammt gefälschtes Spielzeug sehr oft aus China.
Von den 324 Spielzeugen, bei denen Rapex – das EU-Schnellwarnsystem für gefährliche Produkte – im Jahr 2020 bereits angeschlagen hat, stammten mindestens 261 aus China. Die Gründe reichten von Verletzungs- oder Erstickungsgefahr bis zu Schadstoff- und Keimbelastungen.
Wann sind Warnhinweise vorgeschrieben?
Wenn das Spielzeug nicht eindeutig einer Altersklasse zuzuordnen ist und für Kinder unter 36 Monaten gefährlich sein kann, ist der Warnhinweis "Nicht geeignet für Kinder unter drei Jahren" anzubringen. Ein Risiko kann zum Beispiel von losen Teilen oder langen Schnüren ausgehen. Zusätzlich zum Warnhinweis ist immer eine Begründung erforderlich.
Nicht erlaubt ist der Hinweis, wenn das Spielzeug – etwa Spieluhren oder Beißringe – ganz offensichtlich für Kleinkinder unter drei Jahren gedacht ist.
Ist Spielzeug belastet, das unangenehm riecht?
Die Riechprobe nach dem Auspacken kann tatsächlich ein Anhaltspunkt sein. Zum Beispiel verströmen Gummi- und Plastikteile, die krebserregende polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) enthalten, einen starken, öligen Geruch, den man von der Tankstelle kennt.
Aber nicht alle Gifte lassen sich erschnüffeln, so sind etwa Phthalat-Weichmacher geruchlos. Und manchmal ist auch nur der Produktionsprozess für unangenehmen Geruch verantwortlich.
Was ist an PVC-Spielzeug gefährlich?
Werden kleine Teile wie Puppenschuhe oder Armbändchen aus PVC verschluckt, lösen sich im Magen die Weichmacher aus dem Material. Übrig bleibt ein scharfkantiger Körper, der die Magenwände verletzen kann. Auch die im PVC enthaltenen Weichmacher selbst sind bedenklich.
Ob ein Produkt aus PVC besteht, erkennt der Verbraucher an den Bezeichnungen "VC" oder "Vinyl", das übliche Symbol ist eine 3 in einem Dreieck aus Pfeilen. Gesundheitlich unbedenklichere Kunststoffe tragen die Nummern 1 (PET), 2 oder 4 (Polyethylen) und 5 (Polypropylen).
Stecken in Weichplastik gefährliche Weichmacher?
Das Problem an Weichmachern: Sie verflüchtigen sich mit der Zeit aus dem Produkt und gelangen in die Umwelt und werden vom Menschen aufgenommen. Besonders kritisch ist das bei Kinderspielzeug, das von den Kleinen auch in den Mund genommen wird. Lange Zeit wurden fast ausschließlich Phthalate verwendet.
Inzwischen sind der wichtigste Vertreter dieser Produktgruppe, DEHP, und einige andere Phthalate EU-weit in Spielzeug verboten. Alternativen sind zum Beispiel Weichmacher auf Basis von Zitronensäure.
Ist Holzspielzeug besser als Plastik?
Als nachwachsender Rohstoff ist Holz umweltverträglicher als Kunststoff. Doch auch Holzspielsachen können Schadstoffe enthalten. Manchmal behandeln Hersteller die Oberflächen mit problematischen Lacken oder verwenden Leim, der Formaldehyd ausgast. Formaldehyd ist ein krebsverdächtiger Stoff, der schon in geringen Mengen die Schleimhäute reizt und Allergien auslösen kann.
Vor allem billiges, verleimtes Sperrholz, wie es für Holzpuzzles verwendet wird, ist eine Gefahrenquelle. An unsauber verarbeitetem Holz und rauen Kanten können sich Kinder verletzen. Für Kleinkinder sind unlackierte Hartholzbauklötze die sicherste Spielvariante. Bei lackiertem Spielzeug sollte man auf den Hinweis DIN 53160 achten. Er garantiert, dass Holzspielzeug schweiß- und speichelecht ist.
Sind Stoff-Spielsachen weniger belastet als Kunststoffprodukte?
Bei unseren Tests schneiden Stoffspielsachen wie Bälle oder Puppen tatsächlich oft besser ab als die Plastikvarianten.
Man sollte auf die Textilsiegel GOTS oder IVN achten. Sie stehen für schadstofffreie Produktion vom Anbau der Fasern bis zum Endprodukt. Das Öko-Tex-Siegel belegt nur, dass das fertige Produkt auf Schadstoffe überprüft wurde.
Spielzeug aus Stoff sollte waschbar sein. Schon bevor man es dem Kind zum ersten Mal in die Hand gibt, sollte man es erst einmal entsprechend der Waschanleitung in die Maschine stecken.
Verursacht Elektrospielzeug Elektrosmog?
Einige Spielgeräte sind für erstaunlich starke elektrische oder magnetische Felder verantwortlich, zum Beispiel die Trafos elektrischer Eisenbahnen oder Funkgeräte. "Aber es geht hier zumindest nicht um Dauerbelastungen", relativiert der Baubiologe Wolfgang Maes aus Neuss.
Vor Elektrosmog muss man sich kaum fürchten, solange die Geräte nicht permanent am Netz und in Betrieb sind, versichert Maes. Er empfiehlt deshalb, bei Nichtgebrauch immer den Stecker zu ziehen – vor allem nachts.
Kann man belastetes Spielzeug zurückgeben?
Die Rückgabe von möglicherweise belastetem Spielzeug im Handel kann sich als kompliziert herausstellen. Der Kunde muss nämlich nachweisen, dass das gekaufte Spielzeug belastet ist. Versuchen sollte man es trotzdem, denn je mehr Konsumenten sich beschweren, desto stärker wird der Druck auf die Spielzeughersteller und -händler, nur verträgliche Materialien zu verwenden.
Hilfe erhalten die Käufer bei den Landesuntersuchungs- oder Gesundheitsämtern, wo sie einen Verdacht melden können. Ein Rückgaberecht hat man, wenn das Spielzeug nicht den gesetzlichen Vorgaben entspricht.
Wo können sich Eltern noch informieren?
Die Hersteller sind verpflichtet, die Konsumenten auf Anfrage über die Zusammensetzung von Produkten zu informieren. Eine Kontaktadresse muss auf dem Produkt oder auf der Verpackung angegeben sein. Auch die zuständigen Landesbehörden, etwa die Gewerbeaufsichtsämter, müssen Auskunft darüber geben, ob es Erkenntnisse über Gefährdungen durch bestimmte Produkte gibt.
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