Studie: Haustiere sollen das Risiko für Allergien senken

Autor: Stefanie Jakob | Kategorie: Kinder und Familie | 07.01.2019

Studie: Haustiere sollen das Risiko für Allergien senken

Laut einer aktuellen Studie leiden Kinder, die mit mehreren Tieren im Haushalt aufwachsen, später seltener unter Asthma, Heuschnupfen oder Ekzemen. Doch es gibt auch Kritik an der Studie.

Forschern aus Schweden zufolge können Tiere im Haushalt Kinder vor Allergien schützen. Je mehr Hunde, Katzen und andere Haustiere mit einem Kleinkind zusammenleben, desto größer soll der Effekt sein, berichtet die Gruppe von der Universität Göteburg in der Fachzeitschrift „Plos One“. Deutsche Wissenschaftler sehen die neuen Hinweise auf einen Zusammenhang allerdings skeptisch. Weitere Faktoren könnten die Allergieresistenz beeinflussen.

In den untersuchten Haushalten ohne Tiere hatte fast die Hälfte der Kinder im Alter von sieben bis neun Jahren zumindest einmal im Leben eine allergische Episode. Die Forscher zählten umso weniger Allergiefälle, je mehr Haustiere die Familien hatten.

Auch weitere Studien weisen auf Zusammenhang hin

In den vergangenen 20 Jahren haben bereits mehrere Studien auf einen möglichen Zusammenhang hingewiesen. Vorher sei man vom Gegenteil ausgegangen: „Früher wurde die Haltung von Haustieren als Risikofaktor für die Entwicklung von Allergien angesehen“, heißt es in der Studie.

Der Leiter der aktuellen Studie, Bill Hesselmar, berichtete bereits vor fast 20 Jahren selbst, dass Kinder, die mit Tieren zusammenleben, weniger gefährdet seien. Dies sei Wissenschaftlern zufolge auf die Hygienehypothese zurückzuführen: Demnach besteht ein Zusammenhang zwischen der Entwicklung des Immunsystems und einem frühen Kontakt des Organismus mit Schmutz und Keimen.

Aktuelle Studie untersucht die Dosis von Schmutz und Keimen

In der aktuellen Studie untersuchten Hesselmar und seine Kollegen, ob auch die Dosis von Schmutz und Keimen eine Rolle spielt. Dafür zogen sie zwei Erhebungen aus dem Raum Göteborg heran: In einer Querschnittsstudie untersuchten sie 1029 Kinder im Alter von sieben bis acht Jahren auf Allergien. Gleichzeitig erfragten die Forscher, wie viele Hunde, Katzen oder andere Tiere im Haushalt lebten, als das Kind ein Jahr alt war. Dabei berücksichtigten die Wissenschaftler auch weitere Einflussfaktoren wie etwa die Zahl der Geschwister.

Das Ergebnis der Studie: Etwa 49 Prozent der Kinder, die ohne Haustiere aufwuchsen, hatten schon einmal eine allergische Reaktion gezeigt. In Haushalten mit vier Tieren waren es 28 Prozent. Die Auswertung der anderen Erhebung mit 249 Kindern eines Geburtsjahres zeigte einen ähnlichen Zusammenhang. Hier konnten allerdings nur „zwei oder mehr Tiere“ genannt werden.

Das Team um Hesselmar verweist als Erklärung auf den sogenannten Farm-Effekt. Demnach entwickeln Kinder, die auf Bauernhöfen aufwachsen, seltener Allergien als Stadtkinder. Die Forscher vermuten bei ihrem Resultat „einen Mini-Farm-Effekt, bei dem die Haltung von Haustieren vor der Entwicklung von Allergien schützt“.

Deutsche Experten reagieren zurückhaltend

Deutsche Experten sehen das Studienergebnis allerdings kritisch: Die Einschätzung eines „Mini-Farm-Effekts“ gäben die Daten nicht her, wird Erika von Mutius vom Klinikum der Universität München bei welt.de zitiert. Die Untersuchung bestätige frühere wissenschaftliche Ergebnisse und sei zwar seriös, ihr fehlen aber „Angaben, wie eng die Kinder mit den Tieren zusammengelebt haben“.

Auch Susanne Lau von der Charité Berlin äußert sich ähnlich und gibt zu bedenken, dass noch andere Faktoren die Studienergebnisse beeinflusst haben könnten: „Familien mit vielen Haustieren haben womöglich einen ganz anderen Lebensstil als Familien mit keinem oder nur einem Haustier“, wird die Forscherin bei welt.de zitiert.