Babypflege: Welche Pflegeprodukte Eltern wirklich brauchen – und welche unnötig sind

Autor: Lino Wirag/Redaktion (hap) | Kategorie: Kinder und Familie | 04.04.2024

Wir geben Babypflege-Tipps und Empfehlungen zu Babypflegeprodukten.
Foto: Shutterstock/New Africa

Babyhaut braucht gar nicht so viel Pflege – viele Produkte können Eltern einfach im Verkaufsregal liegen lassen. Wichtig ist vor allem, die Windelregion richtig zu pflegen und den Nachwuchs vor der Sonne zu schützen. Was es außerdem bei der Babypflege zu beachten gibt.

Weniger ist mehr: Nicht alles, was Kosmetikfirmen für die Babypflege anbieten, ist wirklich nötig oder hilfreich. Babyhaut ist zwar empfindlicher als die von Erwachsenen, wie bei den Großen gilt aber: Gesunde Haut benötigt kaum Pflegeprodukte – und auch diese nur sparsam.

Ausnahmen gelten, wenn es draußen besonders kalt und windig ist oder die Babyhaut sich doch einmal richtig trocken anfühlt. Regelmäßige angemessene Pflege trägt auch dazu bei, Hautkrankheiten bei Säuglingen zu vermindern oder zu vermeiden.

Doch was brauchen Eltern wirklich? Was sollten sie beachten? Wir geben Tipps, wie Gesicht, Körper und Po von Säuglingen natürlich gepflegt und gesund bleiben.

Babypflege: Reines Wasser reicht meist aus

Das erste Bad zu Hause steht an, wenn der Nabelschnurrest abgefallen und die Stelle abgeheilt ist. Idealerweise ist die Nachsorgehebamme beim ersten Bad dabei, zeigt die Handgriffe und überträgt ihre professionelle Ruhe und Entspanntheit gleich mit auf das Baby.

Klares, 36 Grad warmes Wasser ist ideal, außerdem eine Badezimmertemperatur von etwa 22 Grad. Lediglich bei sehr trockener Haut eignen sich ein paar Tropfen unparfümiertes Babyöl als Badezusatz.

Für größere "Windelunfälle" den ganzen Rücken hoch, kann es außerdem angenehm sein, ein mildes Baby-Waschgel dazuhaben. Die Produkte sind aber, wie spezielle Babybäder, prinzipiell kein Muss. Denn das Kind wird auch mit klarem Wasser sauber. 

Babypflege ist auch beim Baden wichtig, es braucht allerdings nicht viele Pflegeprodukte.
Babypflege ist auch beim Baden wichtig, es braucht allerdings nicht viele Pflegeprodukte. (Foto: Shutterstock/Studio Romantic)

Baby ein- bis zweimal pro Woche baden

Und wie oft sollte man das Baby baden? In den ersten drei Monaten reicht einmal pro Woche, danach ein- bis zweimal. Denn häufigeres Baden strapaziert die Babyhaut und entfettet sie, sodass sie sich entzünden kann. Da Neugeborene schnell auskühlen, sollten sie außerdem nur kurz gebadet werden. 

Unsichere Eltern sollten den Säugling anfangs gemeinsam in die Wanne setzen. Hinterher ist ein vorsichtiges Abtrocknen besser als das kräftige Rubbeln, das mancher noch aus eigenen Kindheitserinnerungen kennt.

Dermatologinnen und Dermatologen empfehlen, nach dem Baden eine Babypflegecreme aufzutragen. Denn Studien zufolge können sie die Hautbarriere stabilisieren und den Eigenschutz der Haut gegenüber schädlichen Umwelteinflüssen stärken. Zudem können sie das Risiko senken, eine Neurodermitis zu entwickeln.

Wichtig: Im empfindlichen Windelbereich haben die meist parfümierten Cremes nichts zu suchen. Sie sollten zudem nur dünn aufgetragen und gleichmäßig verteilt werden.

Babyhaare anfangs nur mit Wasser waschen

Spezielles Babyshampoo ist gerade in den ersten Lebenswochen und -monaten unnötig. In dieser Zeit sind die Haare meistens ohnehin noch nicht so üppig bzw. noch recht kurz.

Ein bis zwei Haarwäschen mit klarem Wasser pro Woche reichen deshalb in der Regel aus, sofern das Kind nicht übermäßig schmutzig ist. Beim Haarewaschen ist es wichtig, das Köpfchen sanft zurückzulegen, damit das Wasser nicht so sehr ins Gesicht läuft.

Frühestens wenn das Kinderhaar wesentlich dichter wird, kann einmal pro Woche ein Klecks mildes Babyshampoo verwendet werden. Gneis oder Milchschorf auf der Kopfhaut können Eltern übrigens mit Öl einmassieren und dieses über Nacht einwirken lassen: Dann lässt er sich mit einer weichen Bürste ausstreichen oder beim Baden auswaschen. 

Babyohren nicht mit Wattestäbchen reinigen

Übrigens: Nase und Ohren von Babys reinigen sich von selbst. Wattestäbchen für die Ohren können sogar bei der Babypflege gefährlich werden – etwa wenn sich Kinder ruckartig bewegen.

Gerade in den ersten Lebenswochen haben Babys allerdings häufig gereizte Augen – zum Beispiel durch Zugluft oder Verunreinigungen. Möglicherweise verklebt ein gelbliches Sekret die Lidränder. Das Sekret können Eltern mit einem Mulltupfer und lauwarmem, zuvor abgekochtem Wasser vorsichtig zur Nase hin abwischen.

Wann am besten die Nägel schneiden?

In den ersten sechs Wochen sind Finger- und Fußnägel noch sehr weich und fallen in der Regel von selbst ab. Erst dann werden sie härter. Wenn jedoch die Gefahr besteht, dass sich das Baby kratzt oder die Nägel abknicken, sollten Eltern natürlich zur Nagelschere greifen und sie vorsichtig kürzen.

Es gibt spezielle Exemplare, deren Spitze abgerundet ist, damit nichts passiert, falls sich das Baby ruckartig bewegt. Wenn das Kleine sehr zappelt, können Eltern die Nägel auch im Schlaf schneiden.

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Babypflege: Die Windelregion richtig waschen

Ganz ohne roten Po kommt kaum ein Baby durch die Windelzeit. Weil eine Windeldermatitis aber wirklich schmerzhaft sein kann, lohnt es sich, hier sorgfältig zu sein. Es wird empfohlen, die Windeln mindestens alle vier Stunden, nach einem Stuhlgang möglichst sofort zu wechseln.

Dabei gilt es, den Po und die Genitalregion am besten mit warmem Wasser und Waschlappen gründlich zu reinigen. Besonders in den ersten zwei Monaten lautet die Faustregel für eine gute Babypflege: Lieber einmal zu viel als zu wenig wickeln. 

Bei Jungs dürfen Eltern beim Waschen auf keinen Fall die Vorhaut zurückziehen, da sie noch fest mit der Eichel verwachsen ist. Bei kleinen Mädchen spreizt man bei der Pflege vorsichtig die äußeren Schamlippen – und streicht mit dem Waschlappen Richtung Po, um Darmbakterien nicht zu verteilen.

Bei der Babypflege gilt als Faustregel: Lieber einmal zu viel wickeln als zu wenig.
Bei der Babypflege gilt als Faustregel: Lieber einmal zu viel wickeln als zu wenig. (Foto: Shutterstock/Oksana Kuzmina)

Um eventuell angetrocknete Reste des großen Geschäfts sanft zu lösen oder Hautfalten zu reinigen, können Eltern zu etwas Babyöl greifen. Tabu sind parfümhaltige Produkte. Nasse Stellen sollten sorgfältig abgetrocknet werden, damit sich Bakterien und Keime nicht vermehren.

Wenn der Säugling nach dem Säubern noch ein bisschen nackig strampeln kann, tut das der Haut gut. Nehmen Sie sich deshalb die Zeit, beim Wickeln ein paar Minuten lang Luft an die windelgeplagte Haut zu lassen und sich so lange mit Ihrem Baby zu unterhalten – zumindest, wenn es empfindliche Haut hat.

Wundschutzcremes gegen einen wunden Babypo

Ist der Babypopo wund, empfehlen sich Wundschutzcremes mit natürlichen Inhaltsstoffen oder Cremes mit hohem Zinkanteil. Tragen Sie diese aber unbedingt sparsam und nicht auf nasse Haut auf.

Bei ausgeprägten, geschwollenen oder nässenden Rötungen, Pusteln oder schuppigen Hautveränderungen besser beim Kinderarzt bzw. der Kinderärztin vorsprechen, um eine Pilzerkrankung oder bakterielle Infektion auszuschließen. Mehr dazu lesen Sie hier: Wunder Babypo: Was tun wenn die Haut brennt und juckt?

Weil Wundschutzcremes auf die empfindlichsten Stellen von Babys Haut aufgetragen wird, ist es besonders wichtig, dass sie keine Problemstoffe enthält. Wir haben deshalb Wundschutzcremes im Labor untersuchen lassen. Das erfreuliche Testergebnis: Viele dieser Babypflegeprodukte sind "sehr gut", in drei Fällen sind wir jedoch auf besonders bedenkliche Mineralölbestandteile gestoßen. Mehr dazu lesen Sie hier:

Bei der Babypflege auf Babypuder verzichten

Im Kosmetikregal gibt es immer noch Babypuder zu kaufen. Von solchen Produkten raten wir ab. Denn: Erstens können die Produkte Klümpchen bilden, und diese scheuern dann zusätzlich im Windelbereich. Darüber hinaus basieren manche Babypuder noch immer auf Talkum. Talkum sollte allerdings nicht von Kindern eingeatmet werden, da es sich schlecht in der Lunge zersetzt und in minderwertigen Qualitäten sogar Asbest enthalten kann.

Besser Feuchttücher ohne Parfüm nutzen

Für Eltern sind Feuchttücher praktische Alltagsbegleiter für die Babypflege. Unser Feuchttücher-Test, zuletzt veröffentlicht im Jahr 2021, zeigte, dass sich die Produkte verbessert haben und kaum bedenkliche Inhaltsstoffe enthalten. Aber: Sie machen in der Umwelt Probleme.

Parfümfreie Varianten sind uns zwar lieber, aber in unserem aktuellen Test zu Babyfeuchttüchern mit Parfüm haben zumindest viele Produkte mit der Note "gut" abgeschnitten.

Babyhaut ist dünn und empfindlich

Die Haut von Babys ist für lange Zeit nicht so belastbar wie die von Erwachsenen, denn sie ist bis zu fünfmal dünner: Weil der Säureschutzmantel noch nicht reif ist, dringen Schadstoffe und Bakterien leichter ein als bei Erwachsenen. Zudem ist die Hornschicht der Oberhaut noch nicht voll entwickelt und die Talgdrüsen produzieren weniger Fett.

Babyhaut braucht deswegen Zeit, um ihr Gleichgewicht zu finden. Es dauert etwa zehn Jahre, bis Kinderhaut ähnlich beschaffen ist wie die von Erwachsenen. Braucht die Haut von Babys (und Kindern) deshalb nicht besonderen Schutz?

Babypflege mit Cremes & Co. nicht übertreiben

Im Gegenteil: Ihre Haut sollte man möglichst in Ruhe lassen, darüber sind sich Hebammen und Kinderärztinnen und -ärzte einig. Auch wenn das große Regal für die Babypflege das Gegenteil suggeriert – ein Muss sind Cremes und Öle nicht.

Viele Hebammen sagen, gesunde Babyhaut braucht weder Öl noch Creme; andere empfehlen, das Baby einzucremen, wenn die Haut trocken ist. Somit reicht für die morgendliche und abendliche Reinigung von Gesicht und Händen in der Regel lauwarmes Wasser mit einem feuchten Tuch aus.

Übrigens: Für die gesunde Entwicklung des Babys ist auch regelmäßiges Massieren sehr förderlich. Hierfür sind Babyöle ideal. Wichtig ist aber auch hier, auf Produkte ohne Parfüm bzw. ätherische Öle zurückzugreifen. Was es bei der Massage zu beachten gibt, erfahren Sie hier: Babymassage: Eine Anleitung fürs Massieren mit Öl

Bei der Babypflege sollten es die Eltern nicht mit Pflegeprodukten übertreiben. Denn: Weniger ist mehr.
Bei der Babypflege sollten es die Eltern nicht mit Pflegeprodukten übertreiben. Denn: Weniger ist mehr. (Foto: Shutterstock/New Africa)

Wichtig: Babys vor der Sonne schützen

Grundsätzlich gilt also für die Babypflege das Prinzip "Weniger ist mehr". Doch gibt es Fälle, in dem Kosmetikprodukte doch wichtig sein können – und zwar, wenn es um den Schutz vor Kälte, Wind und Sonne geht. An windigen und kalten Tagen ist es sinnvoll, die zarte Gesichtshaut des Babys mit einer reichhaltigen Creme oder einer speziellen Wind-und-Wetter-Creme einzucremen.

In Sachen Sonne stehen Cremes wiederum erst an zweiter Stelle, andere Schutzmaßnahmen gehen vor. Denn: Säuglinge sollten überhaupt nicht der Sonne ausgesetzt werden. Sinnvoll ist es zum Beispiel, ein Sonnenschutz-Segel mit UV-Schutzfaktor 50 oder höher über den Kinderwagen anzubringen. Erst im Alter von einem halben bis dreiviertel Jahr, wenn die Kinder mobil werden, ist es ratsam, Gesicht, Hände oder Füße des Babys mit einer Sonnencreme einzucremen. Sie sollte mindestens einen Lichtschutzfaktor von 50 haben.

In unserem Test von Sonnencremes für Babys und Kinder, der zuletzt im ÖKO-TEST Jahrbuch für 2023 erschien, schnitten immerhin rund die Hälfte der Cremes mit "sehr gut" ab. Einige Produkte fielen aber durch, weil sie immer noch bedenkliche UV-Filter enthielten.

Babyzähnchen: Erster Durchbruch, erstes Putzen

Und wie steht es um die Mundhygiene? Zahnärzte und Zahnärztinnen empfehlen, sich schon vor den ersten Zähnchen darum zu kümmern und den Kieferkamm etwa mit einem Fingerling zu massieren, damit sich das Baby schon früh an die Mundpflege gewöhnt. Mit dem Fingerling kann auch der Mund täglich gereinigt werden, alternativ eignet sich dafür aber auch ein feuchtes Tuch.

Kommen wir zum Thema Fluorid. In ihrem Konsensuspapier zur "Kariesprävention im frühen Säuglings- und Kindesalter" empfahlen Kinderärzte und Kinderzahnärzte zuletzt, Säuglingen vor dem Durchbruch des ersten Zähnchens täglich eine Kombinationstablette mit 0,25 mg Fluorid und 400 bis 500 I.E. (= Internationale Einheit) Vitamin D zu geben.

Bricht der erste Zahn durch, heißt es, Zähne putzen. Hierfür gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder mit einer Zahncreme mit 1.000 ppm Fluorid putzen und Vitamin D ohne Fluorid geben – oder noch bis zum Alter von zwölf Monaten bei den Kombitabletten und fluoridfreier Zahncreme bleiben. Während des ersten Lebensjahres gilt es, bis zu zweimal täglich die Zähne zu putzen, ab dem ersten Jahr dann zweimal pro Tag.

Wichtig ist, dass sich die Eltern für eine Variante klar entscheiden. Denn: Werden fluoridhaltige Zahnpasta und Fluorid-Tabletten gleichzeitig eingesetzt, kann es zu einer Dentalfluorose kommen – also zu bleibenden Verfärbungen auf den Zähnen.

Kinderzahnpasta bei ÖKO-TEST

Ebenfalls gut zu wissen: Als wir zuletzt Kinderzahncremes getestet haben, mussten wir feststellen, dass einige Produkte immer noch den problematischen Farbstoff Titandioxid enthalten, der schon länger in der Kritik steht. Klicken Sie hier, um mehr zu erfahren:

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