Zwischen Babys ersten wackeligen Schritten und der sicheren Fortbewegung auf zwei Beinen liegen zahllose Stolpereinlagen und Stürze. Sind dabei spitze Ecken von Tischen, Sideboards und Fensterbänken im Weg, kann das schnell ins Auge gehen.
Eckenschutz fällt im Praxistest durch
Kleine Klebeecken wie der Lesfit Eckenschutz transparent sollen diese Gefahrenquellen entschärfen und das Kind vor schmerzhaften Verletzungen schützen. Doch Schutz bietet das Produkt nicht – im Gegenteil: Die Eckenkappen ließen sich von Kindern, die den Praxistest (natürlich überwacht) im Labor begleiteten, ohne großen Kraftaufwand von der Tischplatte lösen. Die Teile sind so klein, dass ein Kind an ihnen ersticken könnte, wenn sie in den Mund gelangen. Ein Produkt, das Kinder eigentlich schützen soll, wird so selbst zur Lebensgefahr. Ein Unding!
Im Testergebnis Praxistest sorgt für Punktabzüge, dass die Klebeecken sich nicht fest genug ankleben lassen. Selbst mit einem Klebestreifen mehr als es der Hersteller auf der Verpackung empfiehlt, konnten die Kinder im Praxislabor die Kunststoffecken von der Platte ablösen. Darüber hinaus sind die dämpfenden Eigenschaften des Materials, das ein Kind beim Sturz auf die Ecken von Möbeln und Fensterbänken eigentlich vor Verletzungen schützen soll, nur mittelmäßig.
Schadstoffe im Eckenschutz
Auch in Sachen Inhaltsstoffe versagt der Lesfit-Eckenschutz auf ganzer Linie. Er enthält fortpflanzungsgefährdende und hormonwirksame Phthalatweichmacher in beträchtlichen Mengen. Laut REACH-Verordnung dürfen Produkte nur weniger als 0,1 Prozent der betreffenden Phthalatverbindungen enthalten.
Im Lesfit Eckenschutz stecken jedoch bis zu 13 Prozent – nicht in der Summe, sondern je Einzelverbindung. Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart (CVUAS) sagt hier klar, dass Produkte mit derart deutlichen Überschreitungen so gar nicht verkauft werden dürfen.
Auch Chlorparaffine hat das Labor in Mengen nachgewiesen, die wir abwerten. Unter diesen können auch krebserregende Verbindungen sein. Darüber zeigten die Laboranalysen, dass die Kunststoffkappen das Kontaktallergen Triphenylphosphat und phenolische Verbindungen enthalten.
Das Hauptmaterial PVC selbst schadet der Umwelt bei Herstellung und Entsorgung, in der Müllverbrennung bildet es umweltschädliche Dioxine. Auch der Kunststoff der Umverpackung sorgt im Testergebnis Weitere Mängel für Notenabzüge: Auch er enthält PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen, die die Umwelt zusätzlich belasten.
So schlecht ist kein anderes getestetes Produkt in dieser Kategorie.
So setzt sich das Gesamturteil zusammen
Das Gesamturteil beruht zu gleichen Teilen auf dem Testergebnis Praxisprüfung und dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Da die Sicherheit aus unserer Sicht das wichtigste Kriterium für die Bewertung von Kindersicherungen ist, kann es aber nicht besser sein als das Testergebnis Praxisprüfung.
Beim Lesfit Eckenschutz führt bereits die Tatsache, dass Kinder daran ersticken können, zum Urteil "ungenügend". Weitere Punktabzüge gab es bei der Praxisprüfung für die schlechte Haftung und die dadurch bedingte leichte Ablösbarkeit der Eckenkappen sowie für die nur mittelmäßigen Dämpfungseigenschaften.
Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe gab es jeweils vier Noten Abzug für die hohen gemessenen Mengen an Phthalatweichmachern und Chlorparaffinen. Jeweils eine Abwertung um eine Note erhielt das Produkt außerdem für phenolische Verbindungen, Triphenylphosphat und PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen im Produkt. Dass letztere auch im Kunststoff der Verpackung stecken und so im Testergebnis Weitere Mängel ebenfalls zu einer Note Abzug führen, bleibt da nur noch eine Randnotiz.
Der Test zeigt: Zwei der insgesamt fünf getesteten Eckenschutzprodukte können wir empfehlen, zwei weitere landen nur im Mittelfeld. Zur Abwertung in dieser Kategorie führten auch eine erschwerte Demontage und nicht optimale Dämpfungseigenschaften. Außerdem gab es Punktabzüge für polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK).
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