Bei den Vorsorgeuntersuchungen für Kinder und Jugendliche schaut der Kinderarzt, ob sich das Kind normal und altersgerecht entwickelt und ob es gesund ist. Insgesamt gibt es 14 Vorsorgeuntersuchungen.
Was Sie über die U-Untersuchungen wissen sollten
- Elf Vorsorgeuntersuchungen (U1 bis U9 und J1) sind für alle Eltern kostenlos. Die Kosten für die U10, U11 und J2 übernehmen nicht alle Krankenkassen. Fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse nach, ob sie die Kosten für die zusätzlichen, vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte empfohlenen Untersuchungen übernimmt.
- Die U-Untersuchungen werden im gelben Kinderuntersuchungsheft dokumentiert.
- Die Vorsorgeuntersuchungen sind keine gesetzliche Pflicht. Eine Ausnahme sind die drei Bundesländer Baden-Württemberg und Hessen. Eltern sollten die regelmäßigen Termine aber unbedingt nutzen, um ihr Kind durchchecken zu lassen und eventuelle Erkrankungen oder Entwicklungsverzögerungen rechtzeitig feststellen zu können.
Für weitere Infos: So finden Sie einen guten Kinderarzt
Für alle Vorsorgeuntersuchungen gibt es bestimmte Zeiträume, in denen die Untersuchungen durchgeführt werden sollten:
U1 im Laufe des 1. Lebenstags
Es wird, wie bei allen "Us" später, gemessen und gewogen. Wie verhält sich die Größe zum Gewicht, wie groß ist der Kopf? Der Arzt hört das Baby ab - Atemfrequenz, Atemgeräusche, Herzgeräusche - und prüft den Kreislauf. Den Puls misst er am Fuß. Ein kräftiger Fußpuls bedeutet, dass die Arterien gut durchlässig sind. Außerdem wird untersucht, ob Muskelspannung, Bewegungen und Reflexe in Ordnung sind. Hat das Baby eine rosige Gesichtsfarbe, sind die Schlüsselbeine bei der Geburt intakt geblieben? Das Neugeborene erhält außerdem während der U1 Vitamin-K-Tropfen, um Blutgerinnungsstörungen aufgrund einer Unterversorgung zu verhindern.
Neugeborenen-Hörscreening
Die Schallmessung im Gehörgang soll angeborene oder um den Geburtszeitraum herum auftretende Hörstörungen frühzeitig erkennen.
U2 zwischen dem 3. und 10. Lebenstag
Die U2 - die Neugeborenen-Basisuntersuchung - findet meist kurz vor der Entlassung aus dem Krankenhaus statt. Ambulant entbundene oder zu Hause geborene Kinder müssen zum Kinderarzt gebracht werden. Dem Baby wird Blut aus der Ferse entnommen (Stoffwechselscreening), um zu prüfen, ob die Schilddrüse richtig arbeitet oder das Kind eine Neugeborenengelbsucht hat. Außerdem gibt es eine Stillberatung und ein Gespräch über mögliche erbliche Krankheiten. Der Arzt untersucht die Gelenkbeweglichkeit und das Reflexverhalten. Zudem wird das Sehvermögen beurteilt, Herz und Lunge werden abgehört und die Muskelkontraktionen getestet. Zur Rachitisprophylaxe ab dem zehnten Lebenstag wird die Gabe von Vitamin D empfohlen. Darüber hinaus erhält der Säugling erneut Vitamin-K-Tropfen.
U3 im 1. Monat (4. bis 5. Lebenswoche)
Jetzt steht die Entwicklung der Sinne im Vordergrund: Kann das Baby Gegenstände mit den Augen fixieren, schaut es der Mutter nach, zeigt es Schreckreaktionen nach lauten Geräuschen? Außerdem wird das Kind gemessen und gewogen, um zu sehen, ob es zunimmt. Kann es in Bauchlage zehn Sekunden den Kopf heben? Zeigt es Auffälligkeiten beim Trinken oder Schlafen? Lassen sich die Beine in der Hüfte gut bewegen? Eine Ultraschalluntersuchung der Hüfte wird gemacht, um eine Hüftdysplasie zu entdecken. Erste Impfberatung.
U4 im 3. bis 4. Lebensmonat
Der Arzt beobachtet die Entwicklung der Sinne. Lächelt das Kind zurück? Verfolgt es Gegenstände mit dem Auge? Wendet es seinen Kopf Geräuschquellen zu? Voraussetzung für normalen Kontakt sind ein entwickeltes Seh- und Hörvermögen. Auch das prüft der Arzt. Die motorische Entwicklung wird angeschaut: Setzt das Baby seine Arme in Bauchlage als Stütze ein? Kann es den Kopf im gestützten Sitzen schon selbst halten? Außerdem überprüft der Arzt, ob die Knochenlücke (Fontanelle) am Kopf des Kindes groß genug ist, um dem Schädel ausreichend Platz zum Wachsen zu lassen. Beginn der Impfungen ab der zehnten Lebenswoche.
U5 im 6. bis 7. Lebensmonat
Jetzt zeigt das Kind, was es schon kann: drehen, abstützen, sich aufrichten, nach Gegenständen greifen und der Mama geben. Der Arzt hört ihm genau zu, das Kleine brabbelt und sollte verschiedene Laute und Geräusche bilden. Lauscht es der Musik? Schielt das Kind? Fremdelt es, kann es unbekannt von vertraut unterscheiden? Impfungen sind wieder Thema.
U6 im 10. bis 12. Lebensmonat
Das Baby erobert jetzt seine Welt. Kann es sich an einem Stuhl hochziehen? Läuft es erste Schritte an der Hand oder entlang an Möbeln? Kann es für kurze Zeit allein stehen? Was macht die Feinmotorik, sitzt der Pinzettengriff? Kann es bereits kleine Türmchen bauen und gebraucht es dazu beide Hände? Außerdem hört sich der Arzt das Sprachvermögen an: Spricht das Kind zweisilbige Wörter wie Mama oder dada und imitiert es Laute? Befolgt es einfache Aufforderungen? Weiteres Thema: Impfen.
U7 im 21. bis 24. Lebensmonat
Bei der U7 sind viele Kinder wenig kooperationsbereit; die erste Trotzphase steht vor der Tür. Neben den allgemeinen Untersuchungen der Körperfunktionen steht jetzt vor allem die Überprüfung der geistigen Entwicklung im Vordergrund. Ist das Kind in der Lage, Zwei-Wort-Sätze zu bilden, bekannte Gegenstände zu benennen und einfache Aufforderungen zu verstehen? Das Kleinkind sollte die sogenannte Zehn-Wort-Schwelle erreicht haben. Außerdem kontrolliert der Kinder- und Jugendarzt bei der Zweijahresuntersuchung die Milchzähne und holt eventuell versäumte Impfungen nach.
U7a im 34. bis 36. Lebensmonat
Bei der zusätzlichen Vorsorgeuntersuchung im Kindergartenalter geht es vor allem um die sprachliche und motorische Entwicklung des Kindes. Der Arzt berät, ob das Kind reif für den Kindergarten ist. Werden Entwicklungsverzögerungen entdeckt, wird mit den Eltern besprochen, ob eventuell eine Logopädie oder Ergotherapie nötig sind. Diese Untersuchung soll auch dazu beitragen, dass unter anderem allergische Erkrankungen, Sozialisations- und Verhaltensstörungen, Übergewicht, Sprachentwicklungsstörungen, Zahn-, Mund- und Kieferanomalien früher erkannt und rechtzeitig behandelt werden.
U8 im Alter von 3,5 bis 4 Jahren
Im Mittelpunkt steht unter anderem das Sprachvermögen des Kindes. Wie verständlich spricht es, bezeichnet es sich selbst mit "ich"? Hört es gut? Ein Sehtest wird gemacht. Wie ist der Kontakt zu anderen Menschen? Kann es sich gut konzentrieren, einen Drei-Teile-Mensch malen? Der Arzt klärt die Eltern über Hyperaktivität auf. Zum Testen der Feinmotorik darf das Kind Kleidungsstücke auf- und zuknöpfen. Ein gutes Gleichgewicht zeigt sich am sicheren Einbeinstand und am Abfedern beim Sprung vom Stuhl. Der Arzt sucht nach Schilddrüsen- und Nierenfunktionsstörungen, Herzfehlern und Harnwegsinfektionen.
U9 im 5. bis 6. Lebensjahr
Im Jahr vor der Einschulung achtet der Arzt besonders auf die Sehfähigkeit, das Gehör, die Feinmotorik und die Fortentwicklung der Sprache. Kann es eine Bildergeschichte nacherzählen, schreibt es seinen Vornamen? Wie lange kann das Kind spielen? Wie steht es um seine psychische, soziale und emotionale Entwicklung? Klappt die Darm- und Blasenkontrolle? Kann sich das Kind allein an- und ausziehen? Größe und Gewicht werden gemessen. Gleichzeitig beginnen jetzt erste Auffrischungsimpfungen.
U10 7 bis 8 Jahre
Schwerpunkte der Untersuchung sind das Erkennen von Entwicklungsstörungen wie Lese-Rechtschreib- oder Rechenschwäche sowie Verhaltensstörungen wie ADHS. Diese Untersuchung wird noch nicht von allen gesetzlichen Krankenkassen erstattet. Manche Kassen zahlen aber im Rahmen von Bonusprogrammen. Die privaten Versicherungen erstatten die Kosten.
U11 9 bis 10 Jahre
Diesmal geht es um das Erkennen von Schulleistungsstörungen, Sozialisations- und Verhaltensstörungen, Zahn-, Mund- und Kieferanomalien sowie von gesundheitsschädigendem Medienverhalten. Bewegt sich das Kind ausreichend? Was weiß es über gesunde Ernährung? Auch diese Untersuchung wird noch nicht von allen gesetzlichen Krankenkassen erstattet. Die privaten Versicherungen bezahlen sie in der Regel.
J1 12 bis 14 Jahre
Bei der der Vorsorgeuntersuchung J1 ist Ihr Kind bereits in der Pubertät. Im Fokus der Untersuchung stehen mögliche Entwicklungsstörungen, Probleme, sowie seelische und körperliche Veränderungen. Hier können auch Themen wie Sexualität, Verhütung, Rauchen, Drogen und innerfamiliäre Probleme angesprochen werden.
J2 16 bis 17 Jahre
Kurz vor der Volljährigkeit steht die zweite Jugenduntersuchung an. Neben einem Gesundheits-Check-Up stehen jetzt Themen wie Ernährung, Sexualität und Berufswahl an.
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