- Die Meere sind vor allem mit Plastik und Mikroplastik verdreckt. Erschreckend: Lediglich ein Prozent des Mülls ist an der Meeresoberfläche sichtbar.
- Meeresbewohner verwechseln Plastik mit Nahrung, fressen es und verhungern schließlich, weil ihre Mägen mit Plastikmüll verstopft sind.
- Nitrat, das mit Düngemittel über Flüsse ins Meer gepült wird, ist ein weiteres Problem. Es lässt Algen übermäßig wachsen, wodurch der Sauerstoffgehalt im Wasser sinkt.
Die größte Müllhalde des Ozeans, das Great Pacific Garbage Patch im Nordpazifik, umfasst rund 1,6 Millionen Quadratkilometer und ist damit viermal so groß wie Deutschland. Die Ausmaße der Vermüllung unserer Ozeane werden aber erst klar, wenn man diese Zahl hört: eins. Lediglich ein Prozent der Gesamtmenge mache der Plastikmüll an der Meeresoberfläche aus, schätzen Forscher. "Wo sich der Rest versteckt, ist zur Zeit noch unklar", stellt Melanie Bergmann vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz- Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven fest.
Plastik im Meer: 99% des Plastikmülls ist nicht sichtbar
Heißt: 99 Prozent des Plastikmülls, den wir seit Jahrzehnten ins Meer kippen, ist verschollen – wir sehen lediglich die Spitze des Eisbergs, der in diesem Fall ein Müllberg ist. Der Meeresboden der Tiefsee "stellt mit Sicherheit eines der Endlager dar", sagt Bergmann. Sicher wisse man das aber nicht, weil die Tiefsee sehr wenig erforscht sei: "Es ist technisch sehr aufwendig, in diesem Bereich zu arbeiten."
Das Problem für die Meeresbewohner: Die Tiere fressen Plastik, weil sie es mit Nahrung verwechseln. Der Magen ist dann voll – und sie verhungern.
Auch Mikroplastik belastet das Meer
Doch es sind nicht nur die sichtbaren großen Plastikteile, die die Ozeane belasten. Winzige Plastikteilchen, die kleiner als fünf Millimeter sind, werden zunehmend zu einem Problem: Mikroplastik. Die allermeisten dieser Teilchen entstehen durch Zerfall – wenn sich also etwa eine Plastiktüte im Meer langsam zersetzt.
Hersteller setzen Mikroplastik aber auch ganz bewusst in Produkten ein: in Wasch- und Reinigungsmitteln oder Funktionskleidung etwa. Die Minipartikel gelangen dann über das Abwasser in die Meere – und dort in die Mägen ihrer Bewohner. Die Tiefseeökologin Bergmann stieß mit ihrem Team in arktischen Gewässern zuletzt in bis zu 5.600 Metern tiefer See auf hohe Konzentrationen an Mikroplastik. Mehr als 13.000 Teilchen pro Kilogramm Meeressand haben die Forscher gemessen, mehr als die Hälfte davon mikroskopisch winzig – kleiner als 25 Mikrometer. Das entspricht etwa dem halben Durchmesser eines menschlichen Haares.
Mirkoplastik in Tiefsee und Artkis gefunden
Die Funde zeigten, so Bergmann, "dass Mikroplastik bis in die entlegensten Winkel unseres Planeten vorgedrungen ist – wie die Tiefsee und die Arktis". Und das, so fügt die Meeresbiologin hinzu, "in außerordentlich hohen Konzentrationen." Britische Forscher haben zudem erst im Mai herausgefunden, dass in manchen Meeresregionen bereits mehr Mikroplastik als Plankton schwimmt.
Was das mit den Tieren macht? Erste Erkenntnisse gibt es: Bei Austern litt in einer Untersuchung die Fortpflanzungsfähigkeit, in einer anderen starben Würmer an den Umweltgiften, die sich an den Plastikteilchen abgelagert hatten. Miesmuscheln zeigten Entzündungsreaktionen, Krabben und Krebse hatten weniger Energie und brüteten weniger Eier aus.
Schwieriger sei es, die Auswirkungen auf die Bewohner der Tiefsee zu erforschen, sagt Bergmann. Aber, fürchtet sie: Sie könnten "schwerwiegender sein, weil das Nahrungsangebot dort ohnehin extrem knapp bemessen ist."
Meeresverschmutzung durch Nitrat und Chemikalien
Und es ist nicht "nur" Plastik, das unsere Ozeane verdreckt. Nitrat etwa, das mit Düngemitteln aus der intensiven Landwirtschaft über die Flüsse ins Meer gespült wird, lässt Algen übermäßig wachsen, wodurch der Sauerstoffgehalt im Wasser sinkt – in manchen, sogenannten toten Zonen gibt es überhaupt keinen Sauerstoff mehr.
Zudem spült die Industrie mit ihren Abwässern Chemikalien und Metalle in die Meere, die die Meeresbewohner krank machen können. Ölkatastrophen wie die Explosion der Bohrplattform Deepwater Horizon 2010 oder Unfälle von Tankern ziehen immer wieder katastrophale Folgen für das Öko-System Meer und seine Bewohner nach sich. Bei der Förderung von Öl und Gas gelangen Chemikalien, ölhaltige Abwässer und giftige Bohrschlämme in die Meere. Auch die Schifffahrt trägt zur Verschmutzung bei.
Verschmutzung der Meere: Das ist zu tun
Um die Meere zu retten, braucht es hier einen interdisziplinären Ansatz. Politik, Industrie, Landwirtschaft und jeder Einzelne müssen zum Erfolg beitragen. Zum einen müssen die bestehenden Gesetze eingehalten werden; mehr Kontrollen auf See, in den Häfen und an Abwasserausflüssen fordert etwa die Umweltschutzorganisation Greenpeace.
Zudem muss die Industrie ihrer Verantwortung gerecht werden. Um weitere Ölkatastrophen zu verhindern, muss es für Offshoreförderanlagen und die Schifffahrt strengere Sicherheitsauflagen geben. Die Schifffahrt muss zudem ökologischer werden – Abgasregeln, die auf den Straßen gelten, müssen auch auf den Meeren gelten.
Der WWF und Greenpeace fordern ein Netz aus Meeresschutzgebieten, um so besonders gefährdete Gebiete besser schützen zu können. Nicht zuletzt kann jeder Einzelne einen Beitrag leisten – beispielsweise durch die Kleidung, die er trägt, den Verzicht auf Kreuzfahrten und die korrekte Entsorgung von Müll. Mehr dazu lesen Sie hier: Die fünf großen Probleme der Meere und was jeder dagegen tun kann.
Die Meeresverschmutzung ist nicht das einzige große Problem der Meere. Sie sind außerdem zu warm, zu sauer, ausgeraubt und leer gefischt. Mehr dazu lesen Sie hier:
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