Das Handy wird häufig als Wecker genutzt – damit beginnt und endet der Tag für viele Menschen mit einem Blick auf das Smartphone. Einige schalten es nachts in den Flugmodus, um eine mögliche Strahlenbelastung zu reduzieren. Aber ist das überhaupt sinnvoll?
"Aus Strahlenschutzsicht ist das nicht notwendig", sagt Dr. Florian Kohn, der beim Kompetenzzentrum Elektromagnetische Felder (KEMF) des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) in Cottbus tätig ist. Denn Endgeräte wie Smartphones oder Tablets und Laptops müssten in der EU bestimmte Normen und Grenzwerte einhalten, damit mögliche gesundheitliche Risiken ausgeschlossen sind. Das gelte übrigens auch für Netzwerkgeräte wie WLAN-Router.
Darüber hinaus sei die Strahlung nachts gering: Wird das Smartphone etwa auf den Nachttisch gelegt und nicht mehr benutzt, tausche es in der Regel nur noch wenige Daten mit der Basisstation (zum Beispiel einem Funkmast) aus, um vor allem die Verbindung zum Netzwerk aufrechtzuerhalten. "Wenn das Handy dann nicht gerade zum Beispiel Updates herunterlädt, gibt es darüber hinaus keinen Datenverkehr", stellt der wissenschaftliche Referent klar.

Handystrahlung: Grenzwerte sollen Gesundheit schützen
Für den technischen Hintergrund: Beim Mobilfunk werden zur Daten- und Sprachübertragung hochfrequente elektromagnetische Felder genutzt. Ein Teil dieser Energie wird vom Körper aufgenommen – und zwar vom Körperteil, das sich in der Nähe des Handys befindet. Dort wird sie in Wärme umgewandelt. Wie groß die Menge an aufgenommener Wärme ist, gibt die "Spezifische Absorptionsrate" (SAR) an. Diese wird in Watt pro Kilogramm Körpergewebe (W/kg) gemessen.
In der EU gelten für Handys bzw. Smartphones folgende SAR-Höchstwerte:
- Für den Betrieb an Kopf und Rumpf: Wenn das Handy etwa zum Telefonieren am Kopf genutzt wird oder sich in der Hosentasche befindet, darf der SAR-Wert des Gerätes nicht mehr als 2 Watt pro Kilogramm betragen.
- Für die Nutzung an den Gliedmaßen (Arme und Beine): Wird das Smartphone zum Beispiel in der Hand gehalten oder in einer Tasche an den Beinen getragen, gilt ein Grenzwert von 4 Watt pro Kilogramm.
Zum Hintergrund: Die beiden SAR-Höchstwerte dienen dazu, eine kleinräumige schädliche Erwärmung des Gewebes zu verhindern. Weil die normale Körpertemperatur des Gewebes in Kopf und Rumpf bereits im Normalzustand etwas höher ist als an den Gliedmaßen, gilt hier ein niedriger, "strengerer" SAR-Wert.
Gut zu wissen: Wie hoch der SAR-Wert des eigenen Smartphones ist, lässt sich auf der Webseite des BfS per Suchfunktion herausfinden. Denn die Behörde erhebt seit 2002 in regelmäßigen Abständen die SAR-Werte der auf dem deutschen Markt verfügbaren Handys.
Kann Handystrahlung gefährlich werden?
Fest steht also: Werden die SAR-Werte eingehalten, gelten elektromagnetische Felder von Mobiltelefonen – umgangssprachlich auch "Handystrahlung" genannt –, als unbedenklich.
Dennoch sorgen sie immer wieder für Diskussionen. Das liegt wohl auch daran, dass hochfrequente elektromagnetische Felder von Mobiltelefonen von der Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC), die zur Weltgesundheitsorganisation WHO gehört, im Jahr 2011 als "möglicherweise krebserregend" eingestuft wurden. Das BfS hat wiederum in eigenen Untersuchungen keine Hinweise auf gesundheitliche Beeinträchtigungen feststellen können.
"Wie das Handy auf den Körper wirkt, wird aber immer weiter untersucht", betont Florian Kohn vom BfS. So habe die WHO bereits im Jahr 2019 mehrere Übersichtsstudien (systematische Reviews) in Auftrag gegeben, um den weltweiten Wissensstand zu elektromagnetischen Feldern insgesamt zu erfassen. Zudem plant die IARC, ihre Einstufung von 2011 zu überprüfen, sobald die Studienergebnisse vorliegen.
Studie: Kein Krebsrisiko durch Handynutzung
Eine der Forschungsarbeiten im Auftrag der WHO ist eine groß angelegte, internationale Meta-Studie aus dem Jahr 2024, an dem das BfS beteiligt war. Hierfür wurden rund 5000 Studien gesichtet, wobei 63 Untersuchungen, die zwischen 1994 und 2022 veröffentlicht wurden, für die abschließende Beurteilung näher herangezogen wurden.
Das Fazit: Die Analyse der Studien gebe keine Hinweise darauf, dass die Nutzung von Mobiltelefonen das Risiko für Krebserkrankungen, insbesondere Hirntumoren, erhöht. Auch für die Felder von Schnurlostelefonen und Sendemasten hätten sich keine Zusammenhänge mit einem erhöhten Krebsrisiko ergeben.
Der Mobilfunkstandard 5G wurde in der Meta-Studie allerdings nicht untersucht, da nur Studien bis Ende 2022 in die Analyse eingeflossen sind. Es wurden aber Studien mit Kontakt zu Radarquellen berücksichtigt. Da Radar aber eine ähnliche Frequenz wir 5G habe, geben die Forschenden auch hier Entwarnung.
IARC plant Neubewertung
Derzeit ist noch eine weitere, letzte Meta-Studie im Auftrag der WHO in Arbeit. Sie soll den Wissensstand über den Einfluss von hochfrequenten elektromagnetischen Feldern auf die Entstehung und Entwicklung von Krebs bei Tieren erfassen. Im Zentrum steht dabei das gesamte Spektrum elektromagnetischer Felder, einschließlich der Frequenzen des Mobilfunks. Die Veröffentlichung wird für 2025 erwartet.
Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) wartet noch auf die Ergebnisse der Studie. Danach wird sie ihre Einstufung von elektromagnetischen Feldern von Handys als "möglicherweise krebserregend" für den Menschen überprüfen.
Schutzmaßnahmen nicht nötig
Nach aktuellem wissenschaftlichem Kenntnisstand sind also keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch hochfrequente Felder zu erwarten, sofern die vorgeschriebenen Grenzwerte eingehalten werden, betont das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS).
Damit seien keine Schutzvorkehrungen, wie das abendliche Aktivieren des Flugmodus, nötig. Es spreche aber nichts dagegen, gewisse Maßnahmen zu ergreifen, wenn das zu einem besseren Sicherheitsgefühl beiträgt. "Wer sagt: Ich möchte gerne zusätzlich etwas tun, kann das natürlich machen", erklärt BfS-Experte Florian Kohn.
Wird das Smartphone zu diesem Zweck in den Flugmodus versetzt, solle man aber auch darauf achten, dass auch WLAN und Bluethooth ausgeschaltet sind. Zudem gilt generell: "Je weiter weg sich das Handy vom Körper befindet, desto stärker nimmt die Strahlung ab", sagt der Biologe.
Vor Handystrahlung schützen: Tipps
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) nennt auf seiner Webseite verschiedene Möglichkeiten, die Feldstärke zu verringern bzw. die Zeit zu verkürzen, in der man den elektromagnetischen Feldern des Handys ausgesetzt ist. Die Feldstärke ist übrigens beim Telefonieren sehr viel stärker als beim Senden. Die "Exposition" lässt sich etwa wie folgt verringern:
- Mit einem Kabel-Headset, Kabel-Kopfhörern oder einer Freisprechanlage telefonieren, um einen größeren Abstand vom Kopf zur Antenne zu haben.
- Wenn die Wahl zwischen Festnetz oder Handy besteht: Das Festnetz bevorzugen bzw. Telefonate mit dem Handy kurzhalten.
- Nicht bei schlechtem Empfang telefonieren, etwa im Auto ohne Außenantenne. Denn: Je schlechter die Verbindung zur nächsten Mobilfunkbasisstation, desto höher müsse die Sendeleistung des Handys sein – und damit die Stärke (Intensität) der hochfrequenten elektromagnetischen Felder. Die Autokarosserie verschlechtere die Verbindung, wodurch das Handy mit einer höheren Leistung sende.
- Wer das Smartphone am Körper trägt, sollte auf den vom Hersteller angegebenen Mindestabstand achten und ggf. das passende Tragezubehör (Handyhüllen oder Tragetaschen) nutzen.
- Beim nächsten Handykauf für ein Modell entscheiden, dass einen möglichst geringen SAR-Wert hat.
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