- Ein gesundes Frühstück stellen wir uns anders vor: Weil sie gleich mehrere Pestizide enthalten, fallen einige Fruchtmüslis durch den Test.
- Kritik gibt es außerdem für enthaltene Mineralölbestandteile und zu viel Zucker.
- Mit Bestnote sind 21 Fruchtmüslis im Test empfehlenswert.
Starten Sie mit einem Früchtemüsli zum Frühstück gesund in den Tag? Die Antwort lautet: Nicht unbedingt. Zum einen ist der Fruchtzucker aus dem getrockneten Obst erst einmal nicht gesünder als zum Beispiel weißer Haushaltszucker - deshalb kommt es auf die Verzehrmenge an.
Und zum anderen sind wir im Test von Früchtemüslis auf ganze Pestizidcocktails gestoßen, darunter auch besonders bedenkliche Spritzgifte, die in der EU nicht mehr eingesetzt werden dürfen.
Kölln, Seitenbacher & Co.: Früchtemüsli im Test
Doch beginnen wir von vorn: Für diesen Test haben wir 50 beliebte Früchtemüslis mit Fruchtanteilen von sieben bis 55 Prozent eingekauft. Weil es ein großes Bio-Angebot an Müslis gibt, haben wir allein 29 Produkte aus kontrolliert biologischem Anbau in den Test aufgenommen. Was ist dabei aufgefallen?
Das von uns beauftragte Labor hat in vielen der 50 getesteten Früchtemüslis gleich mehrere Pestizide nachgewiesen. Mischungen aus mehreren Pestiziden halten wir unter anderem deshalb für problematisch, weil mögliche Gesundheitsrisiken durch Wechselwirkungen kaum erforscht sind. Der Negativrekord in diesem Test: 31 Pestizide in einer Tüte.
Bedenkliche Pestizide in Früchtemüslis entdeckt
Besonders ärgerlich: In einigen Früchtemüslis stecken besonders bedenkliche Spritzgifte, darunter auch solche, die in der EU nicht mehr eingesetzt werden dürfen. Genau gesagt sind das:
- Famoxadon
- Chlorpyrifos
- Propargit
- Fenvalerate
- Carbendazim
- Permethrin
- Thiacloprid
- Triadimenol
Einige Spritzmittel sind in der EU verboten
Dass diese Spritzgifte in anderen Ländern noch erlaubt sind, und die Zutaten theoretisch aus solchen Ländern stammen können, macht die Sache nicht besser. Angenommen, die Gifte wurden in einem der vielen Anbauländer mit laxeren Regeln ganz legal zum Beispiel auf die Weinreben für die Rosinen gesprüht – von der Sache her bleibt das ein Skandal.
Die Anwendung dieser Chemikalien ist mit gutem Grund in der EU verboten, etwa wegen erbgutverändernder oder krebserregender Eigenschaften oder weil die Stoffe für Bienen giftig sind und Insekten und Vögel gefährden. So werden einmal mehr inakzeptable Risiken für Landarbeiter, Anwohner und die Umwelt für die Produktion unseres Essens in andere Länder ausgelagert.
Kritik an Glyphosat in Früchtemüslis im Test
In der EU hoch umstritten, aber noch nicht verboten ist das krebsverdächtige Spritzgift Glyphosat, dessen massenhafter Einsatz ebenfalls die Artenvielfalt gefährdet. Das beauftragte Lebensmittellabor hat in fünf Früchtemüslis Spuren davon nachgewiesen.
Mineralölbestandteile in überprüften Müslis
Doch damit nicht genug: Auch Mineralölbestandteile sind ein Problem in Früchtemüslis im Test. Elfmal kritisieren wir Verunreinigungen mit gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen (MOSH). Denn diese reichern sich im menschlichen Körper an. Welche Folgen das hat, ist noch unklar.
Noch bedenklicher: In einigen Produkten hat das Labor aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) gefunden. Zu dieser Stoffgruppe können auch krebserregende Verbindungen gehören. Lebensmittel sollten deshalb vorsorglich frei von MOAH sein. Die Mineralölbestandteile könnten etwa aus Verpackungen oder Schmierölen an Maschinen in die Müslizutaten gelangt sein.
In einigen Früchtemüslis steckt viel Zucker
Neben bedenklichen Inhaltsstoffen wie Pestiziden und Mineralöl ist auch zu viel Zucker nicht wünschenswert in Fruchtmüslis. Auch wenn Anbieter gerne "ohne Zuckerzusatz" auf die Verpackung schreiben: Ob ein Früchtemüsli übermäßig viel Zucker enthält oder nicht, lässt sich daran nicht ablesen.
So bestehen einige Müslis zu einem Viertel und mehr aus Zucker, ohne dass in der Zutatenliste Zucker, Rohrzucker oder Glukosesirup auftauchen würden. Die Süße ist natürlich und stammt vor allem aus den Trockenfrüchten. Für den Körper bleibt Zucker aber Zucker.
Für insgesamt sechs Früchtemüslis im Test gilt: Eine Erwachsene hat schon mit einer 50-Gramm-Portion davon die Hälfte der täglichen Zuckermenge zu sich genommen, die die Weltgesundheitsorganisation WHO noch für gesundheitlich unbedenklich hält.
Sind Trockenfrüchte in Müslis gesund?
Um mal ein paar Beispiele zu geben: Rosinen und getrocknete Datteln bestehen zu mehr als 60 Prozent aus Zucker, getrocknete Äpfel zirka zur Hälfte. Frische Weintrauben gehören mit gut 14 Gramm Zucker pro 100 Gramm zu den süßesten Obstsorten. Frische Äpfel enthalten, ja nach Sorte, um die elf Prozent.
Trotzdem hat das fertige Früchtemüsli dem Schokomüsli ein paar Dinge voraus: Zum einen ist in Trockenfrüchten nicht nur der Zucker konzentriert, sondern auch viele Vitamine und Mineralstoffe aus den frischen Früchten. Und sie sind reich an Ballaststoffen (Rosinen 5, getrockneter Apfel 11, Datteln 9 Prozent), die satt machen und vor Heißhunger auf noch mehr Süßes schützen.
21 Früchtemüslis im Test sind "sehr gut"
All die Kritik hat zur Folge, dass elf Früchtemüslis im Test mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durchfallen, einige weitere schneiden nur mittelmäßig ab. Insgesamt 21 Produkte können wir aber auch mit Bestnote zum Verzehr empfehlen.
Haferflocken zum Frühstück?
Nicht nur fertiges Müsli ist zum Frühstück beliebt, es lässt sich auch einfach selber machen. Dabei dürfen Haferflocken meist nicht fehlen. Wir testeten 2020 auch diese Produktgruppe. Das Ergebnis: Einige Marken waren deutlich mit Nickel belastet, ein paar enthielten Schimmelpilzgifte und wir stießen auf Mineralölbestandteile.
Das hatte zur Folge, dass drei Haferflockenmarken durch den Test fielen, einige schnitten nur mittelmäßig ab. Es gab aber auch empfehlenswerte Produkte: Zehn bewerteten wir mit Bestnote. Mehr zum Test lesen Sie hier: Haferflocken-Test: Nickel, Schimmelpilzgifte und Mineralöl gefunden.
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