Sommerabende im Garten: Wie Sie Rücksicht auf Tiere und Umwelt nehmen

Magazin Juli: Grillwurst: Ist bio besser? | Autor: Sven Heitkamp | Kategorie: Bauen und Wohnen | 28.07.2022

Es gibt viele Möglichkeiten, die Grillsaison noch nachhaltiger und tierfreundlicher zu gestalten.
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Im Sommer wird der Garten zum grünen Wohnzimmer. Familie und Freunde treffen sich zum Grillen, an Feuerschalen und in lauschigen Sitzecken. Auch dabei gibt es ein paar Empfehlungen für Klimaschutz und Tierfreundlichkeit.

Hochsommer! Lange Nächte! Der Grill glüht! Gartenfreunde sind jetzt vor allem draußen anzutreffen und genießen die besondere Atmosphäre in ihrer grünen Oase. Für einen nachhaltigen Garten und den Naturschutz ist die Grillsaison allerdings nicht immer die beste Jahreszeit – wenn man nicht ein paar goldene Regeln beachtet.

Grill fernab von Nistplätzen aufstellen

"Unsere Gärten sind – gerade wenn sie naturnah gestaltet werden – wichtige Rückzugsräume für heimische Tiere wie Vögel, Igel, Eidechsen, Fledermäuse und Insekten", sagt Melanie Konrad vom NABU (Naturschutzbund Deutschland). Die Diplom-Ingenieurin für Landschafts- und Freiraumplanung ist zugleich Gartenexpertin und Referentin für Öffentlichkeitsarbeit beim NABU-Bundesverband.

"Bei aller Freude am Sommer sollten wir immer auch auf Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Tierfreundlichkeit achten", sagt Konrad. Feuerschalen und Grillplätze müssten nicht nur für Menschen sicher angelegt werden, sondern dürften auch Tiere nicht gefährden. 

Ein Grillplatz unter Nistplätzen von Vögeln und Insekten oder anderen Quartieren wie von Fledermäusen sei keine gute Idee, weil die Tiere sonst gestört werden. Nah am Haus angelegt, belässt man Tieren indessen einen Rückzugsraum und erspart sich selbst längere Wege.

Wer eine Feuer- bzw. Grillstelle neu anlegen will, kann dafür auch Naturstein und übrig gebliebene Baumaterialien verwenden.
Wer eine Feuer- bzw. Grillstelle neu anlegen will, kann dafür auch Naturstein und übrig gebliebene Baumaterialien verwenden. (Foto: photowind/Shutterstock)

Grillplatz anlegen mit altem Baumaterial

Das Anlegen eines naturnahen Grill- und Feuerplatzes beginnt mit der Auswahl des Baumaterials. "Man kann natürliche Ressourcen schonen, wenn man Materialien wiederverwendet oder aus der Region bezieht statt von weither", sagt Melanie Konrad.

Ziegel aus einer abgerissenen Mauer oder Recyclingpflaster lassen sich zum Beispiel als Untergrund für einen Sitzplatz nutzen und geben eine persönliche Note. Manche solcher Schätze und Überbleibsel alter Häuser findet man leicht über Kleinanzeigen. Aus aufgeschichteten Pflaster- oder Klinkersteinen, auf die ein Rost gelegt wird, lässt sich dann eine einfache Grillstelle zaubern.

Nachhaltige Gartenmöbel für laue Grillabende

Auch bei den Möbeln sollte man auf Nachhaltigkeit und Regionalität achten – lieber Holzmöbel aus ökologisch nachhaltiger Forstwirtschaft als Plastikstühle oder Tropenholz aus Übersee.

Einfrieden kann man den Platz mit einer Trockenmauer mit Steinen aus einem nahen Steinbruch. "In den nicht verfugten Ritzen verstecken sich gern Insekten oder Eidechsen", sagt Konrad. Generell sollten in Gärten möglichst wenige und kleine Flächen versiegelt sein, damit Wasser im Boden versickern kann.

Auch Grill- und Sitzplätze oder Terrassen kann man versickerungsoffen gestalten. Kies, Natur- und Schottersteine helfen, den Boden trittfest zu machen ohne ihn gleich komplett zu versiegeln.

Nahrung und Lebensräume für Tiere bieten

Für den Tierschutz gilt: Viele Tiere sind dämmerungs- oder nachtaktiv, wie Igel, Laufkäfer oder Kröten. Sie gehen nachts auf Nahrungssuche. "Je ungestörter sie das tun können, desto besser", sagt Konrad.

Ohnehin sollte ein Garten viel Nahrung und Lebensräume für Tiere bereithalten – dann dient er auch den Menschen. Ein Wildstaudenbeet, Obststräucher, Walderdbeeren oder blühende Küchenkräuter am Sitzplatz sind ein Hingucker, bieten etwas zum Naschen im Vorübergehen und zugleich Pollen und Nektar für Hummeln und Schmetterlinge.

Am Grillabend für tierfreundliches Licht sorgen

Künstliche Beleuchtung dagegen gefährdet Nachtfalter, weil sie von kurzwelligen Lichtspektren mit hohem Blauanteil angezogen werden und dabei wertvolle Energie verlieren, die sie zur Paarung oder Nahrungssuche brauchen.

"Im Garten sollten wir nur punktuell beleuchten, was unbedingt nötig ist, etwa Stolperfallen oder Treppen. Streulicht in alle Richtungen besser vermeiden, ebenso wie Dauerbeleuchtung." Bestenfalls springt die Beleuchtung nur dann an, wenn sie gebraucht wird, etwa mit Bewegungsmeldern oder Zeitschaltuhren. Bei der Beleuchtung helfen LEDs im warmen Lichtspektrum – und Lampen mit geschlossenem Gehäuse.

>>Weiterlesen: Tierfreundlicher Garten: 10 Tipps für einen Garten, den Insekten, Vögel und Säugetiere lieben

Totholz ist ein wichtiger Lebensraum für Insekten

Generell ist ein Feuer im Garten nicht gerade klima- und umweltfreundlich. Denn mit jeder Verbrennung von Holz gelangen CO2 und Feinstaub in die Atmosphäre. "Es ist immer nachhaltiger, Holz im Garten und im Wald zu belassen als es zu verbrennen", sagt Konrad.

Die Luftverschmutzung durch Holzverbrennung gefährde zudem die Gesundheit. Auch totes Holz, das beim Schnitt von Sträuchern und Bäumen anfällt, kann ein wichtiger Lebensraum für Tiere sein, wenn es eben nicht im Feuerkorb landet. Konrad: "Viele Insekten leben als Larve oder erwachsenes Tier von totem Holz."

Die blauschwarze Holzbiene zum Beispiel baut kleine Höhlen in morsches Holz, in dem sie ihre Brut aufzieht. Ratsam ist es daher, bei einem Feuer im Garten darauf zu achten, dass abgeschnittene Äste nicht schon von Tieren besiedelt sind oder alte Äste und Baumstümpfe gleich im Garten zu belassen.

Lagerfeuer im Garten nur zu besonderen Anlässen

Stattdessen könne man unbehandelte Holzreste aus Bauprojekten oder einer Möbelschreinerei verwenden. "Ein Lagerfeuer sollte nur zu besonderen Anlässen angefeuert und sehr bewusst genossen werden", sagt Konrad. "Ein Stück Holz ist schnell verbrannt, könnte aber zu einem schönen langlebigen Gegenstand werden. Der Kohlenstoff bliebe gebunden und das Klima geschont."

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