Selbst Besitzer einer Spülmaschine greifen zu Schwamm und Spüli, um besonders empfindliche oder stark verschmutzte Geschirr- und Besteckteile zu säubern. Kaum verwunderlich, dass nach Schätzungen des Industrieverbands Körperpflege und Waschmittel (IKW) jährlich 137.000 Tonnen Handgeschirrspülmittel (Stand: 2013) in deutschen Waschbecken landen - und dann im Abwasser. Spülen belaste die Umwelt damit automatisch, sagt Marcus Gast vom Umweltbundesamt. "Entscheidend ist jedoch, wie stark."
Besonders problematisch sind biologisch schwer abbaubare Substanzen wie Duftstoffe, die sich in Kläranlagen kaum herausfiltern lassen. Einige sind zudem Auslöser von Kontaktallergien, alle sind unnötig, weil sie die Reinigungswirkung der Spülmittel nicht beeinflussen.
Dafür sind in erster Linie Tenside zuständig. Sie sollen Speisereste ablösen und Fette im Wasser binden. Besonders hohe Tensidanteile finden sich in Konzentraten, die aber meist niedriger zu dosieren sind als klassische Spülmittel: Zwei bis vier Milliliter auf fünf Liter Wasser lauten gängige Herstellerempfehlungen für Konzentrate. Vorgeschrieben ist, dass Wasch- und Reinigungsmittel innerhalb der EU nur Tenside enthalten dürfen, die sich innerhalb von 28 Tagen größtenteils abbauen. Doch auch sie belasten die Umwelt, ein sparsamer Spülmitteleinsatz ist daher immer ratsam. Sachgerecht dosiert, reichen Produkte in handelsüblichen Flaschen oft für deutlich mehr als hundert Anwendungen.
Spülmittel im Test: Aldi, Frosch & Co. im Vergleich
Um die Spülmittel entsprechend lange haltbar zu machen und vor Verkeimung zu schützen, setzen Hersteller Konservierungsstoffe ein. Die Mittel der Wahl sind dabei leider häufig allergieauslösende Isothiazolione. Allergische Reaktionen auf Isothiazolinone haben in den vergangenen Jahren drastisch zugenommen. Insbesondere auf Methylisothiazolinon (MIT), das sich nicht nur in Spül- und Reinigungsmitteln findet, sondern auch in anderen Produkten, etwa in Farben und Kosmetika.
Mehrere Hunderttausend Menschen seien in einem Zeitraum von fünf Jahren allein auf diese Chemikalie sensibilisiert worden, sagt Professor Axel Schnuch vom Informationsverbund Dermatologischer Kliniken (IVDK) in Göttingen: "Bei keinem Allergen haben wir eine solche Zunahme geradezu epidemischen Ausmaßes jemals gesehen." In Kosmetika sind MIT und seine Variante Chlormethylisothiazolinon (CIT) inzwischen gesetzlich stark reglementiert. Handspülmittel fallen aber nicht unter die Kosmetikverordnung, weshalb sich Hersteller von Spül- und Reinigungsmitteln weiter munter bedienen können. Viele setzen Kombinationen aus MIT und dem weniger potenten Benzisothiazolinon (BIT) ein. So können zwar Einzelkonzentrationen niedrig gehalten werden. Unproblematisch ist es dennoch nicht, weil die Stoffe bei der Allergisierung zusammenwirken können.
Allergiefachmann Schnuch argumentiert: Wer oft und lange mit solchen Produkten ohne Handschuhe spüle oder reinige, setze sich unter Umständen einer höheren Belastung aus als beispielsweise durch die Anwendung entsprechend konservierter Shampoos. Denn Letztere gerieten kürzer und seltener an die Haut. Handschuhe tragen ist eine Möglichkeit, sich zu schützen. Spülmittel ganz ohne Isothiazolinone wären eine weitere verbraucherfreundliche Lösung.
Sieben Produkte fallen im Spülmittel-Test durch
ÖKO-TEST hat 21 Handspülmittelauf Isothiazolinone und andere Schadstoffe untersuchen lassen. Wir wollten auch wissen, wie effizient die Produkte reinigen. Denn ein gutes Spülmittel spart Wasser und Verpackungsmüll und schont die Umwelt.
Das Ergebnis: Nur ein "gut" getestetes Handspülmittel können wir empfehlen, sieben Produkte fallen mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch. In 13 Fällen stehen unter dem Strich die Noten "befriedigend" oder "ausreichend". Zu viele Schadstoffe stehen häufig durchaus überzeugenden Reinigungsleistungen gegenüber. Umgekehrt ist die Reinigungsleistung der Produkte mit "sehr guten" und "guten" Inhaltsstoffergebnissen leider meist wenig effizient.
Die Menge macht den Unterschied. Fünf Liter Wasser, entsprechend dosiertes Spülmittel - die stärkeren Produkte schaffen im Spültest teils deutlich mehr als 25 Teller. Immerhin zehn der 21 Spülmittel überzeugen hinsichtlich fettarmer oder fetthaltiger Verschmutzungen mit "hohen" und "sehr hohen" Reinigungsleistungen: Ein Produkt macht erst nach 35 beziehungsweise 40 Tellern schlapp. Zwei andere halten da nicht mit. Ihre Reinigungsleistungen sind "niedrig" bis "sehr niedrig", in jeder Prüfung bleiben sie unter zwölf Tellern. Schade, in puncto Inhaltsstoffe zählen sie zu den besseren.
Mit hartnäckigem Schmutz tut sich ein Spülmittel vergleichsweise schwer. Es zeigt deutliche Probleme mit angetrocknetem Haferflockenbrei auf einem Edelstahlblech.
Problemstoffe in Geschirrspülmitteln
Besser Handschuhe tragen: In 17 von 21 Spülmitteln kritisieren wir allergieauslösende Isothiazolinone. Meist sind es Kombinationen aus Benzisothiazolinon (BIT) und Methylisothiazolinon (MIT). Ein Produkt im Test enthält zudem Chlormethylisothiazolinon (CIT). Außerdem stecken in 18 Produkten PEG/PEG-Derivate. Sie dienen unter anderem als Tenside oder Schaumbildner, können aber die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen.
Ein weiterer Kritikpunkt: Lilial (Butylphenyl Methylpropional) lässt vier Spülmittel nach Maiglöckchen duften. Der Stoff hat sich im Tierversuch als fortpflanzungsgefährdend erwiesen.
So reagierten die Hersteller: Mehrere Anbieter teilten mit, dass ihre Spülmittel in eigenen Prüfungen mehr Teller gespült hätten oder bei längerer Einweichzeit und höherer Dosierung Verkrustungen besser gelöst hätten. So etwa die Produkte von Aldi Süd, Almawin, Müller, Fit, Frosch, Netto, Edeka, Henkel und Lidl. Das ändert nichts an den Resultaten des von uns beauftragten Praxislabors.
So spülen Sie wassersparend mit Handspülmitteln
- Vorbereitung: Grobe Speisereste im Biomüll entsorgen, damit das Spülwasser weniger verschmutzt und nicht so häufig gewechselt werden muss. Geschirr nur kurz unter fließendem Wasser abspülen, wenn kleinteiligere Partikel, etwa Spinat- oder Grünkohlreste, anhaften. Töpfe mit Angebranntem direkt nach dem Kochen einweichen.
- Alles der Reihe nach. Erst spülen, wenn sich ausreichend Geschirr angesammelt hat. Wasser einlassen, Spülmittel hinzugeben, dabei die Dosierungsangaben der Hersteller befolgen. Zunächst Gläser, Besteck und leicht verschmutzes Geschirr säubern, die fettigsten Teile zum Schluss.
- Nachbereitung. Gereinigtes Geschirr in kaltem Wasser nachspülen. Spültuch oder Schwamm wöchentlich wechseln.
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