- Der Klimawandel sorgt für extremere Wetterverhältnisse. Darunter leiden auch die heimischen Gärten.
- Eine Lösung sind natürliche Wasserspeicher, etwa in Form von Zisternen, Teichen oder Wassergräben.
- Diese sammeln starke Niederschläge auf und dienen in Trockenzeiten zur Gartenbewässerung.
Brigitte Martin engagiert sich seit Jahrzehnten im Naturschutzverband BUND, sie ist Sprecherin des Arbeitskreises Stadtnatur Hessen, organisiert Veranstaltungen und Vorträge – und sie versorgt den 400-Quadratmeter-Garten rund um ihr Reihenendhaus in Darmstadt. "Wasserreservoirs anzulegen ist absolut sinnvoll, um starke Niederschläge im eigenen Garten abzufangen und damit der Trockenheit zu begegnen", sagt die 69-Jährige.
Ihre Familie habe schon vor vielen Jahren unterirdische Zisternen rund ums Haus verbuddelt und einen Teich angelegt, außerdem das Dach des Hauses begrünt. Und das System funktioniere zuverlässig. "Wir haben noch nie mit Leitungswasser auffüllen müssen." Wenn im Frühling Sumpfdotterblumen zwischen Binsen und Seggen gelb strahlen und die ersten Eintagsfliegen auf der Wasseroberfläche tänzeln, beginne für sie das Wassergartenjahr, erzählt Martin. Schon bald folgen dann rote und blaue Kleinlibellen, die ihr Leben am Wasser beginnen.
Wasserspeicher im Garten: Teich, Zisterne oder Wasserlauf?
Die Grundidee der garteneigenen Wasserkreislaufwirtschaft: Regenwasser wird von Dachflächen in einen temporären oder dauerhaften Teich, in Zisternen oder kleine Wasserläufe abgeleitet, besonders um starke Niederschläge nachhaltig zu nutzen. Ein Loch von etwa zwei mal zwei mal zwei Metern reicht bereits, um große Zisternen von 2.000 bis 5.000 Litern in der Erde zu versenken. Daran werden eine Minitauchpumpe und ein perforierter Schlauch angeschlossen – für sparsame Tröpfchenbewässerung an trockenen Tagen. Wer auf Strom verzichten will oder nur einen kleinen Garten hat, kann auch eine Handschwengelpumpe anschließen und seine Beete mit der Gießkanne bewässern.
Doch es geht auch ohne Zisternen. Naturteiche, Sumpf- und Wassergräben halten nicht nur das Regenwasser im Gelände, sondern schaffen zugleich Lebensräume für feuchtigkeitsliebende Tiere und Pflanzen. Ein kleiner Gartenteich kann in der Nähe des Hauses oder der Laube angelegt werden. Er sollte möglichst offen in der Sonne oder im Halbschatten liegen, da Wasserpflanzen Licht und Wärme mögen.
Zudem sollte der Teich genügend Abstand zu Bäumen und Sträuchern haben, damit im Herbst nicht zu viel Laub hinein fällt – oder man spannt während des Laubfalls ein Netz darüber. Schon zwei Meter Durchmesser und ein Meter Tiefe können genügen. "Große Teiche ab zehn bis 20 Quadratmetern Fläche bieten natürlich mehr Möglichkeiten", sagt Martin.
Wasserspeicher im Garten: Teichfolien aus Kunststoff meiden
Als Bodenabdichtung bietet sich eine spezielle Teichfolie aus Kautschuk oder kautschukähnlichem EPDM an. Auf PVC oder andere Kunststoffe sollte man aus ökologischen Gründen unbedingt verzichten. Unter die Folie kommt als Drainage eine Kiesschicht oder grobkörniger Sand. Zusätzlich hilft ein Wurzelschutzvlies gegen kleine Steine im Boden. Als Untergrund für die Bepflanzung wird auf die Folie eine lehmige Pflanzenerde aufgetragen. Darauf kommt eine Sandschicht, um Algenbildung zu vermeiden.
Das Gefälle des Teichs darf allerdings nicht steiler als 30 Grad werden, da sonst die Erde abrutscht. Eine flache Uferzone bietet ohnehin mehr Lebensräume und Sicherheit für Tiere. "Ein Teich ist nicht nur eine wichtige Wasserstelle für Igel, Vögel, Fledermäuse und Insekten wie Schmetterlinge und Bienen, sondern auch Trittstein für Libellen und Wohnort für Wasserkäfer", betont Martin. "Die Tiere sollten aber nicht ertrinken können."
Welche Pflanzen und Tiere für den Wasserspeicher?
An der Einmündung der Regenrinne am Ufer des Teichs kann eine kleine Schilfzone das Wasser vorklären. Als Alternative zu einem Regenrohr kann ein kleiner Bachlauf mit Kautschukfolie und Kies angelegt werden. Schon ein geringes Gefälle genügt. Auch ein Überlauf mit Kiesschüttung, der etwa zehn Zentimeter tiefer liegt als die sonstige Uferböschung, sollte eingebaut werden, sagt Martin. Der Wasserauslass sollte vom Haus abgewandt in Richtung einer Wiese und eines Beetes ausgerichtet werden, das einen stärkeren Wasserzulauf gut verträgt.
Bepflanzt wird der kleine Teich zum Beispiel mit Zwergseerosen, die winterhart sind und mit geringen Wasserständen auskommen. Am Ufer können viele neue Gartenbewohner wie Sumpfdotterblumen, Sumpf-Wolfsmilch und Sumpf-Schwertlilien, Wasserminze, Pfennigkraut und Blutweiderich, Binsen und Seggen wachsen. "Ein paar Eimer Wasser aus einem bestehenden Gewässer sorgen für eine sofortige Besiedelung mit Kleintieren wie Wasser- und Schlammschnecken", sagt Martin.
Wasserspeicher im Garten schaffen Lebensräume
Bald würden auch Libellen, Wasserkäfer und andere Insekten zufliegen. "Auf Fische sollten man aber verzichten – man tut weder sich noch den Fischen einen Gefallen." Außerdem kann man dann auch auf spezielle Techniken wie Umwälzpumpen und Filter verzichten.
Wer weder Teiche noch Zisternen anlegen wolle, könne zumindest an vielen Stellen im Garten Mörtelkübel, Fässer, Zinkwannen und Balkonkästen als Wasserreservoirs aufstellen und bepflanzen. Zwerg-Seerosen wachsen sogar im Eimer. "Wer Wasser im Garten hält", sagt Brigitte Martin, "schafft Lebensräume und bereichert sein Gartenleben."
Diese Pflanzen überstehen Trockenheit gut
Die Auswahl an wärmeliebenden und trockenheitstoleranten Stauden, Gehölzen, Sträuchern, Gräsern, Kräutern und Blumen ist enorm. Damit ist der Garten auch ohne viel Gießen für Hitzeperioden im Hochsommer besser gewappnet. Generell eignen sich dafür Gewächse mit kleinen und harten Blättern – auf diese Weise schützt sich die Pflanze vor dem Austrocknen und verhindert, dass Wasser großflächig verdunstet. Tiefwurzler erreichen zudem Wasser aus unteren Bodenregionen und kommen mit zeitweiser Trockenheit besser zurecht.
Beispiele für genügsame Pflanzen sind Blaustrahlhafer, Federgras, Katzenminze, Wollziest und Storchschnabel, Gelber Lauch, Kugel-Lauch, Beifuß, Oregano, Küchensalbei, Kartäusernelken, Blauer Lein und Färberkamille, Spornblume und Eisenkraut, Wilde Möhre, Wild-Tulpen und Wiesen-Witwenblume.
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