Wo sind denn die Erdbeeren? Sechs Prozent der roten Früchte gehören mindestens in einen Erdbeerjoghurt. Ein Blick auf die Becher im Supermarkt zeigt, dass manche Hersteller mehr auch gar nicht für nötig halten. Andere verschleiern den Fruchtgehalt gleich ganz, und schreiben nur, wie viel "Fruchtzubereitung" enthalten ist. Aber wie viel sind überhaupt sechs Prozent? Verdammt wenig! Neun Gramm pro Becher - das entspricht vielleicht gerade so einer Erdbeere. Und das auch nur, wenn diese sehr, sehr mickrig ist. Schmecken soll es dann aber wieder so, wie auf dem Deckel abgebildet: nach einer prallen Portion Beeren. Was auf der Zunge tanzt, ist aber vor allem Aroma. Zumindest bei Herstellern, die immer noch mit Früchten geizen und stattdessen lieber Geschmack aus dem Labor einsetzen.
Aber die werden langsam weniger. Denn in den vergangenen Jahren hat sich das Produkt Erdbeerjoghurt verändert. Und das auch wegen der zahlreichen Untersuchungen von ÖKO-TEST, die in den Molkereien mit großem Interesse gelesen werden. Mehr Frucht, weniger Aroma, heißt der Trend heute. Vorreiter dieser Bewegung sind seit jeher die Bio-Hersteller. Barbara Steiner-Hainz, Marketingleiterin der Milchwerke Berchtesgadener Land, weiß natürlich, dass man "ohne Aroma nicht den gleichen Geschmack hinbekommt". Aber will den der Verbraucher überhaupt? "Klar schmeckt unser Joghurt anders", sagt sie. "Aber der Kunde weiß dann auch, dass der Geschmack wirklich aus den Erdbeeren kommt und akzeptiert das." "Frischer" und "natürlicher" sind Attribute, die Steiner-Hainz dem Joghurt aus ihrem Haus zuordnet, im Gegensatz zu "bonbonartig", was bei konventionellen Herstellern lange Zeit als Trend galt. Auch bei Bio-Hersteller Andechser geht man keine Kompromisse ein und verzichtet auf Aroma - selbst wenn der Erdbeergeschmack zum Mindesthaltbarkeitsdatum stärker abnehmen kann als bei einem aromatisierten Produkt, wie Qualitätsmanager Gerd-Peter Simon erklärt.
Klar ist aber auch: Mit sechs Prozent ist es da nicht getan. 15 Prozent Erdbeeren sind im Joghurt der Andechser Molkerei enthalten. Wenn die Ernte in einem Jahr mal nicht so gut war, müsse man sich eben nach aromatischeren Sorten oder nach Erdbeeren aus anderen Ländern umsehen, damit der Joghurt nachher trotzdem noch so schmeckt, wie man es erwartet. Ein Aufwand, der seinen Preis hat. Aber er führt offenbar zum Erfolg. Denn "der Bio-Gedanke wird heutzutage auch von konventionellen Herstellern abgekupfert", sagt Simon. 14 Prozent Erdbeeren setzt Mövenpick seinem Rahmjoghurt zu - und verzichtet auf Aroma. Nur drei Zutaten - Joghurt, Erdbeeren, Rohrzucker - setzt Danone für seinen neuen Activia Pur Erdbeere ein, und weist darauf auch stolz auf der Vorderseite der Verpackung hin. Das Problem: "Das Aroma von Erdbeeren im Joghurt ist nicht besonders stabil, es zerfällt schnell", erklärt Katja Minak, Head of Health Affairs bei Danone. Die Lösung: Ein Knick-Becher mit zwei getrennten Kammern. Erst kur...