Während uns die einen heiß begehren, gehen wir den anderen auf die Nerven. Teilweise offenbar so sehr, dass sie auch vor persönlichen Angriffen nicht haltmachen. So hatten wir in einem Test in der Septemberausgabe 2012 festgestellt, dass Brötchen, Mehl und andere Getreideprodukte mit dem Spritzmittel Glyphosat (Round up) belastet sind. Der Grund: Das Getreide wird kurz vor der Ernte gespritzt. Dadurch stirbt es ab und trocknet gleichmäßig. Nach der Veröffentlichung des Tests gab der Industrieverband Agrar eine Pressemitteilung mit der Überschrift heraus: "Sind wir mit 0,005 Promille betrunken, Herr Stellpflug?"
Das sollte zeigen, wie weit die von ÖKO-TEST gefundenen Gehalte von Glyphosat unter den gesetzlichen Grenzwerten lagen. Tatsächlich waren sie hundertfach geringer als der Grenzwert. Aber nur, weil der an die Bedürfnisse der Pestizidhersteller und der Landwirte angepasst worden ist. Denn nur für Getreide und andere Produkte, bei der die sogenannte Vorerntespritzung erlaubt ist, beträgt der Grenzwert 10 bis 20 Milligramm pro Kilogramm. Für andere Lebensmittel liegt er bei 0,1 Milligramm pro Kilogramm. Das führt zu der absurden Situation, dass Erbsen, die getrocknet werden, 10 Milligramm enthalten dürfen, Erbsen in der Dose aber nur 0,1 Milligramm. Damit stellt sich die Frage: Hat der Gesetzgeber mit den 0,1 Milligramm maßlos überzogen, oder sollen die 10 Milligramm die Vorerntespritzung möglich machen?