Früchtemüsli im Test: Bis zu 17 Pestizide in einem Müsli

Magazin April 2025: Müsli | Autor: Jil Eichhorn/Annette Dohrmann/Lena Wenzel | Kategorie: Essen und Trinken | 27.03.2025

Gesundes Müsli? Nicht alle Produkte überzeugen im Test.
Foto: kenjii/Shutterstock

Früchtemüsli zum Frühstück. Das klingt nach einem gesunden Start in den Tag. Unser Test von 40 Produkten zeigt allerdings, dass das nicht unbedingt der Fall ist. Notenabzüge gibt es vor allem für zu viel Zucker, Pestizide wie Glyphosat und ein Schimmelpilzgift. 

  • Im Test: 40 Früchte- beziehungsweise Beerenmüslis. 
  • Erfreulich: Die Hälfte ist mit Bestnote empfehlenswert. 
  • Einige Müslis enthalten ganze Pestizidcocktails. Auch in der Kritik: Mineralölrückstände und das Schimmelpilzgift Ochratoxin A (OTA). 
  • Bei Auslobungen wie "ungesüßt" oder "ohne Zuckerzusatz" ist Skepsis angebracht. In vielen Müslis steckt dennoch viel Zucker. 

Etliche Müslis sind echte (Frucht-)Zuckerbomben. Das mag überraschen, schließlich preisen Anbieter ihre Früchtemüslis gern als "ungesüßt" oder "ohne Zuckerzusatz" an – und damit unterschwellig als besonders gesund. Doch über den tatsächlichen Zuckergehalt sagen solche Auslobungen wenig.

Vielmehr lenken sie davon ab, dass getrocknete Früchte wie Rosinen oder Datteln sogar jede Menge Zucker liefern. So besteht der "süße" Spitzenreiter im Test zu fast einem Drittel aus Zucker. Genau gesagt, sind es 32 Gramm Zucker pro 100 Gramm. Beim zweiten Platz sind es mit 31 Gramm kaum weniger.

Dennoch steht auf beiden Müslis: "ohne Zuckerzusatz". Rechtlich ist das absolut okay, weil es sich dabei im Wesentlichen um natürlichen Fruchtzucker aus den Trockenfrüchten handelt und nicht um zugesetzten Zucker wie Saccharose, Honig oder Glukosesirup. Dem Körper ist es allerdings ziemlich egal, woher die Süße stammt. 

Denn Zucker verursacht in welcher Form auch immer Karies und ist an der Entstehung von Übergewicht beteiligt. Daher bemängeln wir Müslis mit einem zu hohen Zuckeranteil.

Kölln, Seitenbacher & Co.: Früchtemüsli im Test

Bevor wir detaillierter auf die weiteren Testergebnisse eingehen – hier ein kurzer Überblick: Passend zu 40 Jahre ÖKO-TEST haben wir 40 Früchte- beziehungsweise Beerenmüslis getestet. Die Mischungen aus Getreideflocken, -flakes und (gefrier-)getrockneten Früchten haben wir in Supermärkten, Bioläden, Discountern, Drogeriemärkten oder online bei Spezialanbietern gekauft.

(Foto: ÖKO-TEST )

Schon in unserem Gründungsjahr 1985 haben wir die vermeintlich gesunden Frühstücksflocken auf den Prüfstand gestellt. Im Vergleich zum damaligen Test sind die heutigen Müslis im Durchschnitt zwar nicht weniger süß, aber inzwischen muss der Zuckergehalt deklariert sein.

Verbraucher "tappen" also nicht mehr "im Süßen", wie die Kollegen einst schrieben, sondern können mithilfe der Nährwerttabelle leicht erkennen, wie viel oder wenig Zucker im Müsli steckt.

Mineralölrückstände in Müsli 

Was 1985 auch anders war: Mineralölbestandteile in Lebensmitteln oder Kosmetik waren noch kein Thema. Es sollten noch fast zehn Jahre vergehen, bis ÖKO-TEST die Stoffgruppe 1994 erstmals in einem Test von Lippenstiften abwertete. Seither sind die Substanzen unangenehme Dauerbegleiter unserer Arbeit. Die Früchtemüslis machen da leider keine Ausnahme. 

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Woher stammen die Verunreinigungen? 

So ist das von uns beauftragte Labor im aktuellen Früchtemüsli-Test sowohl auf gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH/MOSH-Analoge) als auch auf aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) gestoßen – allerdings vereinzelt. Zur Erklärung: 

  • MOSH/MOSH-Analoge reichern sich im menschlichen Fettgewebe, in Leber, Milz und den Lymphknoten an. Was sie dort anrichten, ist noch nicht ausreichend geklärt. 
  • MOAH sehen wir noch kritischer, weil sich unter ihnen auch Verbindungen befinden können, die krebserregend sind. 

Verunreinigungen mit Mineralöl stammen möglicherweise aus Schmierölen an Maschinen, Verpackungen, Transportsäcken aus Jute oder Abgasen. Wir sehen hier die Hersteller in der Verantwortung, Eintragswege zu erkennen und auszuschließen.

Pestizide: Mehrfachbelastungen in Früchtemüslis 

Ein weiterer negativer Dauerbrenner in unserer Test-Historie sind Spritzgifte. Immer wieder auch solche, die wir als besonders bedenklich einordnen oder deren Einsatz in der EU nicht mehr erlaubt ist. Das ist auch bei den Früchtemüslis der Fall: Wir kritisieren viele Produkte, weil sie einen ganzen Cocktail an Pestizidrückständen enthalten. Wir haben bis zu 17 Substanzen in ein und demselben Produkt gefunden.

Auffällig: In mehrfach belasteten Produkten stammen die Rosinen häufig aus China. Zwar stufen wir die Gehalte in allen Müslis als Spuren ein, wir sehen die Mehrfachbelastungen aber dennoch kritisch. Der Grund: Wechselwirkungen der Pestizide untereinander sind bisher noch zu wenig erforscht.

Eine aktuelle Studie lieferte jüngst Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Pestizid-Mehrfachrückständen und Parkinson. Dass einige Anbieter argumentieren, durch den Trocknungsprozess der enthaltenen Früchte würden die Pestizide im Müsli konzentriert, macht die gehäuften Befunde aus unserer Sicht nicht besser.

Schimmelpilzgift und überflüssige Umverpackungen 

Minuspunkte verteilen wir außerdem für gefundenes Ochratoxin A (OTA). Das Schimmelpilzgift kann sich beispielsweise bei der Lagerung bilden – vorrangig in Getreide und Obst, den Hauptbestandteilen der Früchtemüslis. Es ist als krebserzeugend und erbgutschädigend eingestuft. Außerdem wirkt OTA fruchtschädigend und greift das Immunsystem an.  

Dagegen fallen überflüssige Umverpackungen in die Kategorie umweltbelastendes Ärgernis. Sie dienen Anbietern eher als Werbefläche, als dass sie für den Schutz der Produkte wirklich notwendig sind. Daher werten wir neun Müslis ab, die zusätzlich in einem Pappkarton stecken, obwohl sie in Kunststoffbeutel abgefüllt sind.

Unser Test zeigt: Müsli ist nicht immer so gesund.
Unser Test zeigt: Müsli ist nicht immer so gesund. (Foto: NAPAPORN NONTH/Shutterstock)

Gesundes Müsli? 20 Früchtemüslis im Test sind "sehr gut"

All die Kritik hat zur Folge, dass uns einige Früchtemüslis im Test nicht überzeugen. Insgesamt 20 Produkte können wir aber mit Bestnote zum Verzehr empfehlen. Welche das sind, lesen Sie im ePaper: 

Früchtemüsli im Test: Jetzt Ergebnisse kaufen!

Haferflocken zum Frühstück? 

Nicht nur fertiges Müsli ist zum Frühstück beliebt, es lässt sich auch einfach selber machen. Dabei dürfen Haferflocken meist nicht fehlen. Wir haben im vergangenen Jahr auch diese Produktgruppe getestet. 

Das Ergbnis: Viele zarte Haferflocken schneiden mit "sehr gut" ab. Es gibt jedoch auch Probleme: In einigen Produkten hat das Labor Schimmelpilzgifte und mehrere Pestizidrückstände nachgewiesen. Mehr dazu Lesen Sie hier: 

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben Früchte- beziehungsweise Beerenmüsli getestet – passend zu unserem Jubiläum 40-mal, darunter 25 Bio-Marken. Die Mischungen aus Getreideflocken, -flakes und (gefrier-)getrockneten Früchten haben wir in Supermärkten, Bioläden, Discountern, Drogeriemärkten oder online bei Spezialanbietern gekauft und dafür – umgerechnet auf 500 Gramm – zwischen 1,15 und 7,82 Euro bezahlt. Gab es von einer Marke mehrere Sorten, landete das Müsli mit dem höheren Fruchtanteil im Einkaufswagen.

Verglichen mit unserem ersten Müsli-Test 1985 ist unser aktuelles Testportfolio sehr viel umfangreicher. Damals ließen wir die Produkte auf ihren Zuckergehalt sowie die Schwermetalle Blei und Cadmium analysieren. Diese Parameter spielen im aktuellen Test natürlich auch eine Rolle. Darüber hinaus überprüfte das Labor die Müslis auf Pestizide wie das umstrittene Glyphosat und Chlormequat, Mepiquat, Verunreinigungen mit Mineralölbestandteilen und auf gesundheitsschädliche Schimmelpilzgifte, die bei Getreide und Trockenobst auftreten können.

Es fand außerdem eine mikrobiologische Untersuchung auf Schimmelpilze, E. coli-Bakterien, Salmonellen und Bacillus cereus statt, ebenso eine Bestimmung der Gesamtkeimzahl. Den Fruchtanteil ließen wir ebenfalls überprüfen.

Anhand der Deklaration überprüften wir, ob die Anbieter den Ballaststoffgehalt sowie alle vorgeschriebenen Kennzeichnungen auf der Verpackung angeben und ob sie mit Klima- und Umweltauslobungen werben, ohne weitergehende Informationen zu liefern. Wenn die Müslis in einen Kunststoffbeutel verpackt sind, sehen wir einen Umkarton aus Pappe als überflüssig an und werten ihn unter den Weiteren Mängeln ab.

Bewertungslegende 

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt, zugrunde gelegt werden die gemessenen Gehalte. Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das "unterhalb der Bestimmungsgrenze" der jeweiligen Testmethode. Bei Richt- und Orientierungswerten handelt es sich um rechtlich nicht bindende Werte, die eingehalten werden sollten, während rechtlich bindende Grenzwerte eingehalten werden müssen. MOSH/ MOSH-Analoge beinhalten gegebenenfalls auch POSH (Polyolefin Oligomeric Saturated Hydrocarbons), PAO (Poly Alpha Olefins) und MORE (Mineral Oil Refined Products).

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um fünf Noten: ein gemessener Gehalt an aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen von mehr als 0,5 mg/kg (in Tabelle: "MOAH über Richtwert"). Dies entspricht dem vorgeschlagenen Höchstgehalt für Lebensmittel mit niedrigerem Fett-/Ölanteil (≤ 4 %) der Europäischen Kommission. Zur Abwertung um vier Noten führt: ein Mehrfachrückstand von 15 und mehr Pestiziden und/oder Wirkverstärkern und/oder Wachstumsregulatoren. Zur Abwertung um jeweils zwei Noten führen: a) ein Mehrfachrückstand von sieben bis zehn Pestiziden und/oder Wachstumsregulatoren; b) drei bis vier besonders bedenkliche Pestizide in gemessenen Gehalten von mehr als 0,01 mg/kg. Dabei orientieren wir uns an der Liste der hochgefährlichen Pestizide des Pestizid-Aktions-Netzwerks (PAN), Stand: 12/2024, insbesondere der in Gruppe 2 oder Gruppe 3 als sehr bienentoxisch oder sehr bioakkummulierend und sehr persistent in Wasser, Boden oder Sedimenten genannten Stoffe sowie an aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen, Einstufungen von Pestiziden in der EU-Datenbank oder CLP-Verordnung als kanzerogen oder reproduktionstoxisch (hier: Fludioxonil, Cyprodinil, Glyphosat, Captan-Metabolit, Tebuconazol, Lambda-Cyhalothrin, Chlorpyrifos, Acetamiprid, Fenvalerat, Fluopicolid); c) ein gemessener Gehalt an MOSH/MOSH-Analoge der Kettenlängen C17 bis C35 von mehr als 2 bis 4 mg/kg (in Tabelle: "erhöht"); d) ein gemessener Gehalt an Ochratoxin A, der den gesetzlichen Rückstandshöchstgehalt von 4,0 μg/kg für Erzeugnisse, die mindestens 20 % getrocknete Weintrauben und/oder getrocknete Feigen enthalten, zu mehr als 50 bis 100 Prozent ausschöpft (in Tabelle: "Ochratoxin A erhöht").

Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein Mehrfachrückstand von zwei bis sechs Pestiziden und/oder Wirkverstärkern; b) ein bis zwei besonders bedenkliche Pestizide in gemessenen Gehalten von mehr als 0,01 mg/kg (hier: Fludioxonil, Cyprodinil, Glyphosat, Captan-Metabolit, Tebuconazol, Lambda-Cyhalothrin, Chlorpyrifos, Acetamiprid, Fenvalerat, Fluopicolid); c) ein bis zwei von der EU im Anbau verbotene oder nicht mehr zugelassene Pestizide in gemessenen Gehalten von mehr als 0,01 mg/kg (hier: Chlorpyrifos, Fenvalerat); d) ein deklarierter Gehalt an Zucker von mehr als 12,5 bis 25 Gramm pro 50 Grammm, der die WHO-Empfehlung von maximal 25 Gramm Zucker täglich mit einer Portion zu mehr als 50 bis 100 Prozent ausschöpft. Zugrunde gelegt wurde eine durchschnittliche Energiezufuhr eines Erwachsenen von 2.000 Kilokalorien sowie eine 50-Gramm-Portion.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um zwei Noten: ein gemessener Gehalt von mehr als 0,01 mg/kg eines Pestizids in einem Bio-Produkt. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) keine Angabe des Ballaststoffgehalts in der Nährwertdeklaration. Diese Angabe ist rechtlich nicht verpflichtend, kann dem Verbraucher jedoch eine wertgebende Information zum Produkt geben; b) eine fehlende quantitative Angabe des Fruchtanteils oder des Anteils bestimmter Früchte im Zutatenverzeichnis. Laut der EU Verordnung 1169/2011 ist die Angabe der Menge einer bei der Herstellung oder Zubereitung eines Lebensmittels verwendeten Zutat oder Zutatenklasse erforderlich, wenn die betreffende Zutat oder Zutatenklasse in der Bezeichnung des Lebensmittels genannt ist; c) eine fehlende Angabe der Adresse des Herstellers auf der Verpackung; d) Umweltauslobungen ohne ausreichende Information oder konkrete Fundstelle auf dem Produkt; e) eine fehlende zusätzliche Kennzeichnung, dass es sich bei "Dinkel" um eine Weizenart handelt. Nach der Bekanntmachung der EU-Kommission vom 13. Juli 2017 ist eine solche Kennzeichnung verpflichtend; f) eine zusätzliche Umverpackung aus Pappe, obwohl das Müsli schon in einem Kunststoffbeutel verpackt ist.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.  

Testmethoden 

Mineralöl: ISO 20122 : 2024-04 mod. (Die Modifikation betrifft die Verseifung und eine andere Matrix) (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).
Blei, Cadmium: DIN EN 15763 : 2010-04 (nach Aufschluss mittels DIN EN 13805 : 2014-12) (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).
Mykotoxine: LC-MS/MS (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).
Aflatoxine: HPLC/FLD (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).
Pflanzenschutzmittel: DIN EN 15662 : 2018-07 (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).
Glyphosat/Glufosinat/AMPA: LC-MS/MS (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).
Chlormequat, Mepiquat: ASU L 00.00-76 : 2008-12 (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).
Gesamtkeimzahl, aerob: DIN EN ISO 4833-2 : 2022-05.
E. coli: ASU L 00.00-132/2 : 2021-03.
Schimmelpilze: ISO 21527-2 : 2008-07.
B. cereus: ASU L 00.00-33 : 2021-03.
Salmonellen: ASU L 00.00-20 : 2021-07.
Präparation: (Bestimmung des Fruchtanteils, Hauptfrucht): gravimetrisch.

Einkauf der Testprodukte: Dezember 2024 - Januar 2025 

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