Gelb-grün und makellos – so kommen Bananen in die Supermärkte. Wenn dann noch der Preis stimmt, sind die meisten Verbraucher zufrieden. Tatsächlich gehören Bananen zu den billigsten Früchten, die das Obstregal zu bieten hat. Dabei geht der Trend zu Bio, sagt Christine Rampold von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI).
So sei der Bio-Anteil an den privaten Einkäufen von Januar bis September 2017 im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent gestiegen. Bereits 2016 habe der Anteil an Bio-Bananen an den gesamten Bananeneinkäufen 16 Prozent betragen. Gut 70 Prozent davon seien Fairtrade-zertifiziert gewesen.
Die zweite wichtige Zertifizierung auf dem deutschen Bananenmarkt ist der Standard der Rainforest Alliance. Nach Informationen des Aktionsbündnisses für nachhaltige Bananen ist mittlerweile ein großer Teil der konventionellen Bananen danach zertifiziert.
Bananenanbau: Flugzeuge versprühen Pestizide
Also in Sachen Banane alles auf einem guten Weg? Frank Braßel, Leiter der "Make Fruit Fair!"-Kampagne bei Oxfam und Experte für Missstände im Fruchtanbau, ist deutlich anderer Meinung. Erst kürzlich hat er Bananenplantagen in Ecuador besucht und festgestellt, dass immer noch zu wenig passiert. "Die Bananen wachsen nach wie vor in reinen Monokulturen, und man sieht auch immer noch Flugzeuge, die Pestizide versprühen."
Dieses Aerial Spraying ist im konventionellen Bananenanbau weit verbreitet und wird vor allem gegen die hartnäckige Blattkrankheit Sigatoka eingesetzt. Wie oft gesprüht wird, hängt davon ab, wie groß die Probleme mit Schädlingen sind.
In einer Untersuchung der Wiener Initiative Ärztinnen und Ärzte für eine gesunde Umwelt, die sich mit den gesundheitlichen Auswirkungen der Pestizidnutzung im Bananenanbau befasst, antwortete gut die Hälfte der befragten Arbeiter von konventionellen Plantagen, sie hätten einmal pro Woche Flugzeugeinsätze beobachtet. Ein Viertel der Befragten berichtete von Flügen, die sogar öfter als einmal wöchentlich stattfanden. Für die Studie wurden 2015 in Ecuador 71 Beschäftigte von konventionell und ökologisch betriebenen Farmen interviewt.
Spritzmittel reichern sich in Böden und Gewässern an
Ein Hauptproblem des Sprayings sind Verwehungen – Experten sprechen von Verfrachtung. Sie führen dazu, dass die Spritzmittel nicht nur dort landen, wo sie wirken sollen. Sie gelangen auch in andere Bereiche und reichern sich in Böden und Gewässern an.
Die Arbeiter auf den Bananenfeldern sind direkt betroffen. Aber auch andere Mitarbeiter, etwa in der Packstation, oder Menschen in den angrenzenden Wohngebieten können die versprühten Mittel abbekommen. Wiederbetretungsfristen sollen sicherstellen, dass die Arbeiter nach dem Einsatz der Sprühflugzeuge nicht zu früh in die behandelten Farmbereiche zurückkehren. Das würden Plantagenbesitzer aber oft nicht ernst genug nehmen, sagt Braßel.
Handlungsbedarf sieht der Experte auch bei den Schutzausrüstungen. Denn Anspruch auf Anzüge, Masken, Stiefel und Handschuhe haben nur diejenigen, die Pestizide ausbringen, während einfache Arbeiter in der Regel eigene Kleidung tragen, erläutert Braßel. "Kommen die Arbeiter mit Pestiziden in Kontakt, tragen sie diese mit der Kleidung nach Hause und verteilen das Gift im Haus."
Arbeiter klagen über Beschwerden
Dass die Pestizide nicht spurlos an der Gesundheit der Menschen im Bananenanbau vorbeigehen, verdeutlicht die Studie der Wiener Ärzteinitiative. Nach akuten Symptomen befragt, berichteten die Arbeiter, die auf konventionellen Plantagen beschäftigt waren, deutlich häufiger von Schwindel, Erbrechen, Augenbrennen, Hautreizungen, starker Müdigkeit und Schlaflosigkeit als die Arbeiter von Bio-Plantagen.
Damit nicht genug: In weiterführenden DNA-Tests an Zellen der Wangenschleimhaut fanden die Wissenschaftler bei den Arbeitern auf konventionellen Plantagen signifikant häufiger Zellveränderungen als in der Kontrollgruppe. Dies lege ein höheres Risiko, an Krebs zu erkranken, nahe.
Wir wollten wissen, unter welchen Bedingungen die Bananen angebaut wurden, und haben in Supermärkten und Discountern eingekauft. Die Anbieter haben wir zu Arbeitsbedingungen und dem Umgang mit Pestiziden befragt. Im Labor ließen wir die Bananen auf ein breites Spektrum an Pestiziden untersuchen.
Bananen im Test: Sieben Mal "sehr gut"
Das Testergebnis: Sieben Bananenmarken schneiden mit Bestnote ab, fünf fallen mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch.
Auffällig: Die konventionellen Bananen enthalten durchweg Pestizidrückstände. Wir haben die Bananen ungeschält analysieren lassen. Ein erheblicher Anteil der Pestizide befindet sich vermutlich in und auf der Schale. Das geht aus Untersuchungen von Überwachungsbehörden hervor, die Bananen mit und ohne Schale geprüft haben. Doch auch in diesen Untersuchungen fanden sich Rückstände im essbaren Anteil.
Besonders bedenkliche Pestizide in Bananen
In fast allen konventionellen Proben tragen die besonders bedenklichen Pestizide Imazalil und/oder Bifenthrin zu den schlechten Noten bei. Laut europäischem Gefahrstoffrecht sind beide Stoffe als vermutlich krebserzeugend eingestuft.
Imazalil ist ein Fungizid, das die Bananen auf dem Transport nach Europa vor dem Verfaulen schützt. Arbeiter sprühen das Mittel auf die Schnittstellen der Kronen oder tragen es mit einem Pinsel auf. Bifenthrin wehrt Insekten ab. Zusammen mit Chlorpyrifos ist es meist in den Plastiksäcken enthalten, in denen die Bananen an der Staude heranwachsen. Die Säcke dienen unter anderem dem Schutz der Schalen vor Insektenstichen, denn das gibt braune Flecken. Arbeiter, die mit den Tüten hantieren, können mit den Pestiziden in Kontakt kommen.
Nur in einer Probe einer Bio-Bananenmarke im Test stellte das Labor zwei Pestizide in Gehalten über dem Bio-Orientierungswert fest. Der Anbieter konnte sich die Funde nicht erklären, eine Überprüfung der Lieferkette und aktueller Chargen waren einwandfrei, wie die mitgeschickten Gutachten belegen.
Bio mit Fairtrade ist Goldstandard
Was ist ansonsten aufgfeallen? Fairtrade ist der Goldstandard. Zumal dann, wenn er mit Bio kombiniert ist. Die Produzenten erhalten einen garantierten Mindestpreis, der ihre grundlegenden Lebenshaltungskosten deckt. Dazu kommt eine Prämie von einem US-Dollar pro Kiste Bananen, etwa für soziale Projekte oder zur Verbesserung der Produktion.
Die vorgeschriebenen Sozialforderungen basieren auf einer umfassenden Umsetzung der Kernarbeitsnormen der International Labor Organization (ILO). Hier spielen die Mitsprache der Produzenten und die Zusammenarbeit mit Gewerkschaften eine wichtige Rolle.
Fast alle Anbieter legten uns Zertifikate vor, die die Fairtrade-Zertifizierung der Produzenten bestätigen.
Grüner Frosch als Label für konventionelle Bananen
Im konventionellen Bereich hat sich offenbar der Standard der Rainforest Alliance (RA) durchgesetzt. Allerdings prangt das dazu gehörige Label mit dem grünen Frosch nur auf den Bananen von drei Anbietern im Test. Die Mehrzahl der Anbieter legte uns Zertifikate für ihre konventionellen Bananen vor.
Ein gravierender Nachteil der Produzenten auf RA-zertifizierten Plantagen gegenüber Fairtrade-Erzeugern: Sie erhalten keinen garantierten Mindestpreis. Das bedeutet, sie müssen in der Regel mit den niedrigeren, gesetzlichen Mindestpreisen auskommen.
Unzureichend sind zudem die Regularien, die der RA-Standard für Pestizide vorsieht. Es gibt zwar eine Verbotsliste mit 150 von internationalen Organisationen als hochgefährlich eingestuften Substanzen. Jedoch fehlen etliche, etwa Imazalil, Bifenthrin oder das unter Krebsverdacht stehende Herbizid Glyphosat. Außerdem dürfen 23 der verbotenen Pestizide derzeit unter bestimmten Bedingungen noch eingesetzt werden, darunter extrem giftige Substanzen wie Oxamyl und Ethoprop oder Stoffe mit fortpflanzungsgefährdendem Potenzial.
Was ist der RA-Standard?
Der RA-Standard verlangt die Einhaltung grundlegender ILO-Kernarbeitsnormen, darunter das Recht, sich gewerkschaftlich zu organisieren und die Zahlung gesetzlicher Mindestlöhne. Mehr aber auch nicht. So müssen etwa die Löhne nicht existenzsichernd sein. RA-zertifizierte Plantagen sind zudem verpflichtet, Regelungen zu Wiederbetretungsfristen umzusetzen. Wie dies zu geschehen hat, bleibt den Farmen aber offenbar selbst überlassen.
Im Standard heißt es unter Punkt 3.5 lediglich: "(...) Arbeiter sind während der Pestizidausbringung per Flugzeug in den Gebieten nicht anwesend." Grundlegendes auch zum Thema Schutzkleidung: Die ist nur für den Umgang mit Pestiziden vorgeschrieben.
Bananen im Test: Bio nicht gleich fair
Übrigens: Bio ist nicht unbedingt fair. Ein Anbieter konnte für die Erzeuger aus Peru lediglich eine Überprüfung der Agrarpraxis und für den Erzeuger aus der Dominikanischen Republik eine faire Produktion nachweisen, die deutlich weniger anspruchsvoll ist als Fairtrade.
Ein anderer erklärte, die Mehrheit der Lieferanten sei Fairtrade-zertifiziert, für einen Teil der Produzenten fehlen demnach Nachweise. Ein dritter legte zu übergeordneten Zertifizierungen ihrer Bio-Bananen keine Nachweise vor. Das Bio-Label allein sagt noch nichts darüber aus, wie fair die Arbeitsbedingungen sind.
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