- Wir haben 20 alkoholfreie Sekte getestet – 16 auf Basis von entalkoholisiertem Wein und vier Produkte auf Basis von Traubensaft bzw. Traubenkernextrakt mit zugesetzter Kohlensäure.
- Sechs Flaschen sind "sehr gut", eine fällt mit "ungenügend" durch.
- Notenabzüge gibt es unter anderem für unerwünschte Zusätze und geschmackliche Mängel.
- Ein alkoholfreier Sekt fällt mit seiner Aufmachung besonders negativ auf, da sie aus unserer Sicht Verbraucherinnen und Verbraucher täuscht.
Aktualisiert am 1.11.2023 | Streng genommen dürfte unser Test gar nicht "Alkoholfreier Sekt" heißen. Schließlich darf Sekt sich nur nennen, was die strengen Anforderungen für Qualitätsschaumwein einhält. Wir bleiben der besseren Verständlichkeit wegen trotzdem beim "alkoholfreien Sekt".
Denn korrekte Begriffe wie "Schäumendes Getränk aus entalkoholisiertem Wein" oder "Traubensaft mit zugesetzter Kohlensäure" knallen sprachästhetisch nur mittelmäßig. Die Hüter der Wein- und der Fruchtsaftverordnung mögen es uns nachsehen.
Alkoholfreier Sekt: Ist er wirklich alkoholfrei?
Wenn Sie alkoholfreien Sekt kaufen, sollten Sie wissen, dass diese nicht vollständig alkoholfrei sind. Denn:
- Sind Sekte aus entalkoholisiertem Wein als "alkoholfrei" ausgelobt, dürfen sie weniger als 0,5 %-Vol. Alkohol enthalten. Bei einem Glas alkoholfreiem Sekt (100 Milliliter) entspricht das weniger als 0,5 Milliliter.
- Steht "0,0 %" bzw. "ohne Alkohol" auf einer Flasche dieser Produktgruppe, darf das Getränk immer noch maximal 0,04 %-Vol. aufweisen.
- In Traubensaft darf hingegen bis zu 1 Volumenprozent Alkohol enthalten sein. Grund ist der natürliche Gärungsprozess: Hefepilze wandeln den Zucker in den Trauben zu Alkohol um. Der Alkoholgehalt in Fruchtsäften kann sich sogar noch erhöhen, wenn sie längere Zeit geöffnet herumstehen. Der Saft kann nämlich durch Hefen aus der Luft weiter gären. Daher sollten angebrochene Säfte stets gut verschlossen sowie kühl und luftdicht aufbewahrt werden.
Die genannten Grenzwerte halten alle Produkte im Test ein. Schwangeren raten wir dennoch vom Dauergenuss von alkoholfreiem Sekt ab.
Alkoholfreier Sekt-Test: Wie gut sind Rotkäppchen, Freixenet & Co.?
Wie steht es ansonsten um die Inhaltsstoffe? Um das zu überprüfen, haben wir 20 alkoholfreie Sekte eingekauft und ins Labor geschickt. 16 Produkte wurden auf Basis von entalkoholisiertem Wein hergestellt, vier andere auf Basis von Traubenkernsaft bzw. Traubenkernextrakt mit zugesetzter Kohlensäure. Auch den Geschmack haben wir bewertet.
Das Ergebnis: Sechs Produkte können wir mit "sehr gut" empfehlen. Dabei fällt auf, dass alkoholfreier Sekt kein teures Vergnügen ist. Denn zwei der Testsieger gibt es schon für rund zwei Euro.
Geschmack: So schneiden die geprüften alkoholfreien Sekte ab
Unsere Sensorikexperten hatten alles in allem wenig auszusetzen. Negativ sticht ein alkoholfreier Sekt hervor, der insgesamt auch mit "ungenügend" abschneidet. Er rasselte einerseits mit "künstlichen, bonbon- und parfümartigen" Noten und "unharmonischem Aromaeindruck" durch die Sensorikprüfung.
Außerdem finden wir es gar nicht prickelnd, dass dieses Produkt wie ein Edelschaumwein aufgemacht ist, obwohl Traubensaft darin perlt. Wir sind der Ansicht, dass das Verbraucherinnen und Verbraucher täuscht.
Der Verbraucherzentrale Bundesverband sieht das bei einem anderen Produkt des Anbieters ähnlich und hat ihn verklagt, weil er sein Produkt in eine typische Burgunderflasche abgefüllt hat, ohne vorn auf dem Etikett deutlich zu machen, dass es sich um Traubensaft handelt. Das Landgericht Berlin gab den Verbraucherschützern Recht. Der Anbieter hat Berufung gegen das Urteil eingelegt.
Traubensäfte sind "gefälliger und runder"
Doch zurück zum Geschmack der alkoholfreien Sekte im Test: Produkte aus entalkoholisiertem Wein beschrieben die Sensorikexperten als "größtenteils sehr ähnlich und vergleichbar". Die Traubensäfte wirkten insgesamt "gefälliger und runder".
Das hängt vermutlich damit zusammen, dass Traubensaft von Natur aus eine gewisse Süße mitbringt. Dagegen wird Wein, der zu alkoholfreiem Sekt werden soll, aufwendig bearbeitet und geschmacklich wieder aufgepeppt. Denn trotz schonender Vakuumdestillation – dem häufigsten Verfahren –, bei der Alkohol verdampft, geht ein Teil des Buketts verloren. Zudem entsteht dabei häufig ein Kochgeschmack.
Aromazusätze in alkoholfreien Sekten im Test
Um das auszugleichen, setzen viele Hersteller nachträglich (natürliche) Aromen, Saccharose oder rektifiziertes Traubenmostkonzentrat zu. Letzteres ist isolierter, weitgehend geschmacksneutraler Zucker. Hochwertiger und handwerklich anspruchsvoller ist es aus unserer Sicht, ausschließlich das Naturprodukt Traubenmost zuzusetzen.
Letztlich ist es natürlich Geschmackssache, ob jem and die alkoholfreien Sekte oder die perlenden Traubensäfte lieber mag. Diese stehen vermutlich bei Leuten höher im Kurs, die gern lieblich trinken. Allerdings fehlt ihnen die für Sekt typische Gärungsnote, die die Sensoriker bei allen Produkten auf Weinbasis herausgeschmeckt haben.
Prickeln ohne Promille
Auch typisch für Sekt: die prickelnden Bläschen im Glas. Was das angeht, müssen die Testprodukte den Vergleich nicht scheuen. Dank zugesetzter Kohlensäure haben sie ähnlich viel "Wumms" wie herkömmliche Sekte. Sie sprudeln mit einem Druck zwischen 3 bar (Brut Dargent Chardonnay Free alkoholfrei) und 5,4 bar (Henkell alkoholfrei Sparkling blanc). Zum Wohl!
Alkoholfreier Sekt: Blindverkostung bei ÖKO-TEST
Wir freuen uns immer, wenn sich Gelegenheit bietet, unsere Testprodukte auch mal abseits strenger wissenschaftlicher Kriterien und detaillierter Abwertungsgrenzen zu beurteilen. Dieser Test war da natürlich der perfekte Anlass für eine verlagsinterne Blindverkostung. Hieran nahmen 18 ÖKO-TEST-Kolleginnen teil, die Ergebnisse sind nicht ins offizielle Testergebnisse eingeflossen.
So viel vorweg: Die Spanne reichte von purer Begeisterung über einzelne Produkte bis zur gequälten Frage: "Muss ich das wirklich trinken?!". Einige Testerinnen lobten, dass einzelne Produkte aus entalkoholisiertem Wein echtem Sekt durchaus nah kommen. Dagegen schmeckten die Traubensäfte zwar etlichen Kolleginnen gut – als Alternative zu Sekt sind sie den meisten allerdings zu süß.
Getränke mit Aromazusatz bewerteten wir durchweg etwas schlechter – selbst als sensorische Laien nahmen wir Fehltöne oder künstliche Eindrücke wahr. Dagegen schmeckten wir kaum Unterschiede heraus, ob die Sekte mit Traubenmost oder Zucker gesüßt waren.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 1/2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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