- Im Test: elf Berliner. Vier davon haben wir in deutschlandweit gelisteten Bäckereiketten eingekauft. Bei den anderen Produkten handelt es sich um abgepackte Ware aus Supermärkten und Discountern.
- Vier von elf Berlinern fallen mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch den Test.
- Vor allem Pestizidrückstände trüben den Genuss. Mehrfach bemängeln wir aber auch enthaltene Phosphate und zugesetzte (natürliche) Aromen.
- Dass die meisten Berliner viel Zucker enthalten, dürfte keine Überraschung sein. Die Süßigkeit sollte daher besser nur zu besonderen Anlässen gegessen werden: Ein Kind überschreitet teils mit einem einzigen Berliner die von der WHO empfohlene maximale tägliche Zuckermenge.
Ob zu Karneval, Fasching oder Fastnacht – ob als Berliner, Krapfen, Kreppel oder Pfannkuchen: In der fünften Jahreszeit ist das gezuckerte Siedegebäck mit Fruchtfüllung fast so etwas wie ein Grundnahrungsmittel. Vor allem in Norddeutschland sind sie auch zu Silvester eine beliebte Nascherei. Zwischen dem 11. November und dem Aschermittwoch werden entsprechend besonders viele Berliner verkauft – vor allem in den Hochburgen der Jecken und Narren.
Pünktlich zum Straßenkarneval verraten wir Ihnen, ob die elf gefüllten Berliner, die wir für unseren Test in Supermärkten und Bäckereifilialen gekauft haben, als süße Grundlage für den Rosenmontagszug taugen oder die Feierlaune doch eher trüben.
Pestizidrückstände als Problem in Berlinern
So viel vorweg: Partystimmung will beim Blick in die Tabelle nicht so recht aufkommen. Zucker und Fett sind dabei nicht einmal die Hauptkritikpunkte. Entgegen der Erwartungen haben die in Fett ausgebackenen Berliner laut Laboranalysen kein Problem mit Fettschadstoffen. Weniger erfreuliche Befunde lieferte hingegen die Untersuchung auf Pestizide.
In allen Proben hat das Labor Spuren mindestens eines Pestizids gefunden. Während geringe Spuren einer einzelnen Substanz aus unserer Sicht noch akzeptabel sind, werten wir Mehrfachrückstände ab. Der Grund: Es ist nicht abzuschätzen, welche Auswirkungen die Substanzen in Kombination auf den menschlichen Organismus haben können.

Mehrfach war unter den gefundenen Stoffen auch ein Abbauprodukt des als vermutlich krebserregend eingestuften Anti-Pilzmittels Captan. Dieser Metabolit ist zwar nicht mehr gesundheitsgefährdend – wohl aber das Pestizid Captan, auf das er zurückzuführen ist. Es schadet den Menschen in den Ursprungsländern, die beim Anbau der Rohstoffe damit in Kontakt kommen, weshalb wir seinen Einsatz kritisieren.
Das Labor ist auch auf das Insektizid Pirimiphosmethyl gestoßen, das bienengiftig ist. Es wird häufig bei der Lagerung von Getreide eingesetzt, um Schädlinge zu bekämpfen.
Berliner sind meist richtige Zuckerbomben
Keine wirklich große Überraschung ist der hohe Zuckergehalt der meisten Berliner, den man ihnen bereits von außen ansieht. Fast schon bemerkenswerter ist es da, dass vier Produkte so wenig Zucker enthalten, dass wir sie nicht abwerten.
Bei allen anderen Marken schöpft ein erwachsener Mensch allerdings schon mit dem Verzehr eines einzigen Berliners mehr als die Hälfte der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen maximalen täglichen Zuckeraufnahmemenge aus. Ein Grundschulkind dürfte entsprechend neben einem dieser Berliner an dem Tag überhaupt keinen Zucker mehr zu sich nehmen.
Der höchste Zuckergehalt im Test: 20,2 Gramm Zucker pro Stück. Das entspricht fast sieben Zuckerwürfeln.
Hohe Zuckergehalte etwas reduzieren
Uns ist klar, dass Berliner eine Süßigkeit sind und auch Verbraucherinnen und Verbraucher sie sicher nicht als gesunden Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung betrachten. Dennoch sind wir überzeugt, dass die Hersteller noch nicht an allen möglichen Stellschrauben gedreht haben, um die teils hohen Zuckergehalte zumindest etwas zu reduzieren.
Würde es statt einer Füllung mit Konfitüre, die einen vorgeschriebenen Zuckeranteil von mindestens 55 Prozent hat, vielleicht auch ein einfaches Fruchtmus tun?
Weitere Inhaltsstoffe der Berliner in der Kritik
Neben viel zu viel Zucker müssen aus unserer Sicht auch (natürliche) Aromen in der Zutatenliste der Berliner nicht sein. Wir halten sie an dieser Stelle für unnötig, denn Zucker und süße Füllung tun schon genug für den Geschmack. Wozu braucht man da noch Aromen?
Auch in der Kritik: enthaltene Phosphate. Sie sind zwar bis zu einem gewissen Maß wichtig für die Knochen – eine zu hohe Aufnahme kann jedoch den Nieren schaden. Werden Phosphate als Backtriebmittel verwendet, könnten sie durch unbedenkliche Substanzen ersetzt werden, zum Beispiel Weinstein oder eine Mischung aus Natron und Zitronensäure.
Vereinzelt bemängeln wir außerdem Carboxymethylcellulose und gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH/MOSH-Analoge).
- Carboxymethylcellulose führte hochdosiert in Tierversuchen zu entzündlichen Veränderungen der Darmflora. Die Unbedenklichkeit für den Menschen wurde bislang nicht belegt. Dass es anders geht, zeigen die Produkte im Test, die ohne diese aus unserer Sicht überflüssigen Zusatzstoffe auskommen.
- MOSH/MOSH-Analoge reichern sich im menschlichen Fettgewebe, in Leber, Milz und den Lymphknoten an. Was sie dort anrichten, ist noch nicht ausreichend geklärt. Eine mögliche Eintragsquelle können in der Produktion eingesetzte Schmieröle sein – wir sehen hier die Hersteller in der Verantwortung, Eintragswege zu erkennen und auszuschließen.
Mehr Fett drin als angegeben
Zuguterletzt verteilen wir Minuspunkte für deutlich abweichende Fettgehalte. Das Labor hat teils bis zu 50 Prozent mehr Fett gemessen als dies auf der Verpackung bzw. der Nährwerttabelle in der Bäckerei-Filiale zu finden ist. Bei der Bewertung orientieren wir uns am EU-Leitfaden für Toleranzen zur Nährwertdeklaration für zuständige Behörden.
Weiterlesen auf oekotest.de:
- Shein-Mode im Test: Schnäppchen teils voller giftiger Chemikalien
- Sind Kindertattoos gesund? Bedenkliche Stoffe in nahezu allen Klebetattoos
- Bisphenole in Pizzakartons: Die Chemikalien BPA und BPS landen in der Pizza
- Kajal-Test: Nicht jeder Schminkstift ist sanft zum Auge
- Papierstrohhalme im Test: Einige sind mit Schadstoffen belastet