- Im Test: 21 fertige Tomatensoßen. Die meisten sind aus dem Glas.
- Mit "sehr gut" sind nur drei Tomatensoßen im Test empfehlenswert.
- Notenabzüge erhalten einige Produkte für Schimmelpilzgifte, zu viel Salz und mangelnde Transparenz in der Lieferkette.
Aktualisiert am 3.11.2022 | Vitamin C, Kalium und Ballaststoffe, dazu kaum Kalorien: Tomaten sind gesund. Dafür sorgt auch der Lycopingehalt in dem Gemüse. Der rote Tomatenfarbstoff hat nämlich antioxidative Eigenschaften. Besonders hohe Gehalte stecken in der Schale, deswegen sollte man sie immer mit verarbeiten.
Lycopin ist übrigens hitzestabil, sodass auch beim Kochen ein Großteil des Farbstoffs erhalten bleibt. Außerdem kann der Körper es aus erhitzten Tomaten leichter aufnehmen.
Schimmelpilzgifte in fertigen Tomatensoßen
Ein hoher Gehalt an Lycopin ist ein Hinweis darauf, dass viele reife Tomaten für die Soße verarbeitet wurden. Die Gehalte schwanken naturgemäß, sinken aber immer dann, wenn viele unreife Tomaten in den Produkten stecken.
Die Schwierigkeit für die Hersteller: reife, aber nicht zu reife Tomaten zu verwenden. Besonders viel Lycopin steckt nämlich in den Produkten, die mit Schimmelpilzgiften negativ aufgefallen sind. In vier Tomatensoßen hat das von uns beauftragte Labor Schimmelpilzgifte in einer Höhe nachgewiesen, die wir abwerten.
Sind Schimmelpilzgifte gesundheitsgefährdend?
Schimmelpilzgifte sind nicht nur eklig, sondern auch ein mögliches Gesundheitsrisiko. Es handelt sich hier um Alternariatoxine, speziell um Alternariol (AOH) und Tenuazonsäure (TEA).
- AOH wirkt "in vitro genotoxisch", hat also in Zellstudien das Erbgut geschädigt.
- TEA hat in Tierversuchen die Bildung körpereigener Proteine gehemmt, was möglicherweise zu Organschäden führen könnte.
Die Bio-Tomatensoße einer bekannten Marke im Test reißt sogar den neu von der EU beschlossenen Richtwert für Tenuazonsäure – und überschreitet ihn fast um das Doppelte. Das Produkt schneidet "ungenügend" ab.
Gesetzliche Grenzwerte für Alternariatoxine gibt es weiterhin nicht, obwohl das Problem lange bekannt ist – immerhin nun aber Richtwerte. Mit Richtwerten ist das aber natürlich immer so eine Sache, weil die Hersteller sich nach ihnen richten sollen – das aber nicht müssen.
Zu viel Salz in einigen Tomatensoßen im Test
Neben Schimmelpilzgiften ist zu viel Salz ein Problem in fertigen Tomatensoßen. Zu viel Salz ist ungesund – es erhöht das Risiko für Bluthochdruck und Folgeerkrankungen.
Den größten Anteil unseres Salzkonsums macht aber nicht das aus, was wir bewusst mit dem Salzstreuer auf unser Essen streuen, sondern verstecktes Salz, das Fertiglebensmitteln wie Brot, Wurst oder Soßen zugesetzt ist.
Deswegen ist es gerade wichtig, dass Hersteller in Fertigprodukten sparsam mit Salz umgehen. Das tun leider längst nicht alle. Die im Labor gemessenen Salzgehalte variieren zwischen 0,01 und 1,28 Gramm pro 100 Gramm. In 14 Soßen werten wir erhöhte Salzgehalte ab. Würden diese Produkte als Soßen in Finnland vermarktet, müssten sie einen Warnhinweis tragen.
So schmecken die Tomatensoßen im Test
Übrigens: Für den Geschmack scheint das Salz nicht nötig zu sein, wenn die Qualität stimmt: Die Sensorikprüfer bewerteten die einzige Soße im Test, die gar kein Salz zugesetzt hat, mit der Bestnote von 5,0 Punkten.
Wo wir beim Geschmack sind: Wenn es dafür eins nicht braucht, dann sind das Aromen. Sie stecken in zwei Tomatensoßen im Test. Hersteller setzen Aromen ein, um Qualitätsunterschiede auszugleichen und Produkte zu standardisieren.
Wir finden: Natürliche Zutaten sollten für genug Geschmack sorgen – zum Glück sehen das die meisten Hersteller im Test auch so. Sensorisch gab es ohnehin wenig zu bemängeln – fast alle Produkte überzeugen geschmacklich.
Woher stammen die Tomaten?
Und woher stammen die Tomaten, die in den Tomatensoßen im Test stecken? Aus Bella Italia – versprechen viele Anbieter auf ihren Verpackungen. Weil aber verarbeitete Tomatenprodukte häufig aus China kommen und es dort massive menschenrechtliche Probleme im Tomatenanbau gibt, wollten wir, dass die Hersteller mit Dokumenten ihre Lieferkette exakt nachweisen, bis hin zu den Landwirten, die die Tomaten geliefert haben.
Klar, das ist nicht immer einfach und klar, auch viel Papierkram – teils haben 100 und mehr Bauern Tomaten für eine Charge Soße geliefert. Aber es ist wichtig, Transparenz in die Lieferketten zu bekommen. Viele Hersteller haben uns ihre Lieferkette vorbildlich nachgewiesen.
Auffällig: Gerade große Anbieter bemühten sich am wenigsten, uns die Herkunft der Tomaten bis zurück aufs Feld nachzuweisen. Das werten wir konsequent ab.
Barilla, Maggi & Co. im Vergleich: Das Fazit
- Keine Belastung mit Schimmelpilzgiften, die Herkunft der Tomaten ist durch die Lieferkette belegt und die Soßen überzeugen geschmacklich: Drei überprüfte Produkte erhalten die Bestnote.
- Auffällig: Vor allem Bio-Produkte haben ein Problem mit Schimmelpilzgiften.
- Mit "mangelhaft" und "ungenügend" fallen zwei Tomatensoßen im Test durch. Viele schneiden außerdem nur mittelmäßig ab.
Diesen Test haben wir zuletzt im Jahrbuch für 2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Spezial Vegetarisch und Vegan 2022 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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Hinweis: *die angegebenen Preise in der Produktbox beziehen sich auf die Angabe in Gramm, wenn auf einem Produkt die Füllmenge sowohl in Gramm als auch in Milliliter angegeben ist.