- Im Test: 19 gemahlene Kurkumas, zehn davon in Bio-Qualität.
- Die meisten geprüften Produkte sind aus unserer Sicht stark mit Mineralöl belastet. Auch wenn man Gewürzpulver meist sparsam einsetzt: Da es keine verbindlichen Grenzwerte gibt, werten wir die festgestellten Gehalte genau so streng wie in anderen Lebensmitteln.
- Neben Mineralöl entdeckt das von uns beauftragte Labor auch Pestizide.
Aktualisiert am 11.11.2022 | Mit seinem aromatischen Geruch und der leichten Schärfe und Bittere eignet sich Kurkuma gut, um Fisch, Geflügel, Eintöpfe und orientalischen Gerichte zu verfeinern. Außerdem gilt das Gewürz als gesundheitsfördernd und wird in Deutschland immer beliebter. Laut Statista wurden 2020 fast 5.700 Tonnen Kurkuma nach Deutschland importiert. Zwölf Jahre zuvor waren es mit 2.100 Tonnen knapp die Hälfte.
Kurkuma-Test: Nur ein Gewürz erhält Bestnote
Doch nach unserem Test von 19 Marken gemahlenem Kurkuma haben wir wenig Anlass die Gewürze hochzuloben: Nur ein Produkt erreicht ein "sehr gut". 16 fallen durch – vor allem wegen aus unserer Sicht zu hoher Belastung mit Mineralölbestandteilen. Dazu kommen Pestizide, die wir in einigen Kurkumas nachgewiesen haben.
Besonders auffällig: In allen getesteten Kurkuma-Pulvern stecken gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe, kurz MOSH. Die Stoffe reichern sich im menschlichen Körper an. Was das für die Organe bedeutet, ist noch unklar.
Zum Teil fand das Labor erhebliche Mengen an gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen von mehr als 10 mg/kg. Bereits Werte über 4 mg/kg sehen wir als "stark erhöht" an. Das trifft auf 16 der 19 geprüften Produkte zu.
Strenge Abwertung von Mineralöl in Kurkuma
Bislang gibt es nur Orientierungs-, aber keine Grenzwerte für MOSH. Wir kategorisieren die gemessenen Gehalte daher genau so streng wie in anderen Lebensmitteln auch. Die Bewertung mag streng erscheinen, wenn man von einem sporadischen und sehr sparsamen Einsatz als Gewürz ausgeht.
Für ein Curry-Gericht oder eine Goldene Milch braucht es aber ordentlich Kurkuma. Beispiel: 1 EL Kurkuma-Pulver für 250 ml Goldene Milch. Da kommt einiges an Mineralölkohlenwasserstoffen zusammen. Dass es auch anders geht, zeigt ein Bio-Produkt im Test. Es enhält nur Spuren dieser Verunreinigung.
Neben den gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen (MOSH) hat das Labor auch die völlig unerwünschten aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) nachgewiesen – zum Glück nur in einem Kurkuma-Pulver.
Die aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen sind deshalb so unerwünscht, da nicht auszuschließen ist, dass sich unter ihnen auch krebserregende Verbindungen befinden.
Wie kommt das Mineralöl ins Gewürzpulver?
Mineralöl kann unter anderem aus Jutesäcken, die vielfach in den Ursprungsländern eingesetzt würden, in die Gewürze gelangen. Das scheiben uns einige Anbieter. Ebenso sprechen viele Anbieter von einer sogenannten "ubiquitären Grundbelastung des eingesetzten Rohstoffs". Ubiquitär bedeutet soviel wie "überall vorkommend". Hinzu kommt noch der Eintragsweg aus Kunststoffen – zum Beispiel aus Verpackungen.
Etliche Anbieter schreiben uns, sie seien sich der Problematik bewusst, würden an "Minimierungsstrategien" arbeiten.
Pestizide in Kurkumas im Test entdeckt
In einigen Produkten stieß das Labor auf Pestizid-Werte, für die wir Noten abziehen. Drei davon sind Bio-Produkte. Das ist ungewöhnlich und ärgerlich. Denn Verbraucher greifen zu Bio, um Pestizidbelastungen zu umgehen.
Eine geringe Menge Ethylenoxid fand das Labor in einem gemahlenen Bio-Kurkuma. Bei dem Begasungsmittel, das auch zur Entkeimung eingesetzt wird, handelt es sich um ein in der EU schon lange nicht mehr zugelassenes Pestizid. Aus gutem Grund, gilt es doch als wahrscheinlich krebserregend und erbgutverändernd.
Schimmelpilzgifte sind kein Problem
Immerhin: Schimmelpilzgifte wie Aflatoxine und Ochratoxin A sind kein Problem. Auch die gemessenen Spurengehalte des Schwermetalls Blei sind unproblematisch.
Zudem hat das beauftragte Labor keine Hinweise auf krebserregendes Bleichromat im Kurkuma gefunden. In einer 2019 veröffentlichten Arbeit fanden Wissenschaftler Anzeichen für die leuchtend gelbe, aber giftige Verbindung Bleichromat in verschiedenen Kurkuma-Produkten aus Bangladesh.
Offenbar waren die Proben damit gefärbt worden. Dieses Gift ist aktuell in unserem Test kein Thema. Das ist trotz der vielen schlechten Ergebnisse eine gute Nachricht.
Kurkuma kaufen und richtig lagern
- Statt fertig gemahlenen Kurkuma zu verwenden, bietet sich frischer Kurkuma an. Äußere Korkschicht entfernen, mit Messer zerkleinern. Dabei Handschuhe tragen, ansonsten leuchten die Finger tagelang gelb.
- Kurkuma dunkel lagern, da das Gewürz am Licht schnell verblasst und sein Aroma verliert.
- Kurkuma kann den teuren Safran ersetzen, um zum Beispiel Reis einzufärben.
- Übrigens: Der Kurkumaanbau kann sich lohnen – dieses Fazit zieht das Gartenbauzentrum des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen in Geisenheim nach einem ersten Anbauversuch. Nach rund 40 Wochen, angefangen mit dem Auslegen von Bio-Handelsware bis zur Kultur in Kisten, habe sich eine "anbauwürdige Erntemenge an qualitativ hochwertigen Rhizomen gebildet".
Diesen Test haben wir zuletzt im Jahrbuch für 2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Spezial Vegetarisch und Vegan 2022 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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