Die Möhren sind schrumpelig, die Brötchen schon ganz schön hart und beim Joghurt ist das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten: 78 Kilogramm Nahrungsmittel werfen wir Deutschen jährlich im Durchschnitt weg, die Hälfte davon könnte vermieden werden.
Die Lebensmittelverschwendung hat beträchtliche Auswirkungen auf die Umwelt: "Weltweit lassen sich geschätzt 7 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen und 6 Prozent der gesamten Wasserentnahme auf verlorene oder weggeworfene Lebensmittel zurückführen", erklärt der Ernährungs-Radar, eine Kooperation des KErn - Kompetenzzentrum für Ernährung, der Universität Bayreuth und der Akademie für Neue Medien.
Tipps, damit weniger Lebensmittel im Müll landen
Die Vereinten Nationen haben sich im Rahmen der Sustainable Development Goals (SDG) zum Ziel gesetzt, die weltweiten Lebensmittelabfälle pro Kopf auf der Ebene des Einzelhandels und der Verbraucherinnen und Verbraucher bis 2030 zu halbieren. Auch die deutsche Bundesregierung bekannte sich 2018 zu diesen Nachhaltigkeitszielen.
Das Thünen-Institut hat für Deutschland berechnet, welche Effekte eine Reduktion der vermeidbaren Abfälle auf die Umwelt hätte: Mit einer Reduktion um 50 Prozent im Handel, der Außer-Haus-Verpflegung und den Privathaushalten könnten 10,5 Prozent (4 Mio. ha) weniger Land verbraucht werden, die Treibhausgas-Emissionen sänken um 9,5 Prozent (16,7 Mio. t CO2-Äquivalente) und der Energieaufwand um 9,9 Prozent.
Fangen Sie am besten gleich heute an – hier unsere Tipps für weniger Lebensmittel im Müll:
1. Unnötige Einkäufe und Fehlkäufe vermeiden
Simpel aber effektiv. Wer mit Einkaufszettel unterwegs ist und nur in den Einkaufswagen packt, was auf dem Zettel steht, kauft weniger Unnötiges ein. Wichtig: Vor dem Einkauf die Vorräte daheim checken, ob nicht noch genug vorrätig ist.
2. Das Mindesthaltbarkeitsdatum richtig verstehen
Nach europäischem Recht muss auf fast allen verpackten Lebensmitteln und Getränken angegeben sein, wie lange das Produkt mindestens haltbar ist. Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) ist jedoch kein Verfallsdatum. Es ist lediglich eine "Frischegarantie" des Herstellers, die besagt, dass das gekaufte Produkt bis zu diesem Datum garantiert seinen Geschmack, seine Konsistenz und seine Farbe behält.
Um eventuelle Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden, wird das MHD vom Produzenten meist relativ kurz angesetzt. Viele Lebensmittel sind aber deutlich länger in einwandfreiem Zustand.
Nicht zu verwechseln ist das Mindesthaltbarkeitsdatum mit dem Verbrauchsdatum: Lebensmittel, deren Verbrauchsdatum abgelaufen ist, sollten entsorgt werden.
3. Vertrauen Sie Nase und Augen
Sind Sie sich nicht sicher, ob Sie ein Lebensmittel noch genießen können, obwohl das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist? Vertrauen Sie Ihrem Gefühl. Die eigene Nase und die Augen sind ein besserer Ratgeber als das Mindesthaltbarkeitsdatum.
- Bei Milchprodukten lässt sich einfach feststellen, ob das Produkt noch haltbar ist: Verfärbungen, ein auffälliger Geruch oder Geschmack sind Zeichen dafür, dass die Ware verdorben ist.
- Bei Reis und Nudeln ohne Ei ist die Haltbarkeit praktisch unbegrenzt.
- Auch Zucker, Kaffee, Tee, Konserven, Hülsenfrüchte mit geringem Fettanteil und Gewürze in Aromaschutzverpackungen sind nahezu ewig haltbar.
Lesen Sie auch: Eier-Test: So erkennen Sie, ob ein Ei noch gut ist
4. Ein zweites Leben für Brot, Obst und Gemüse
Für altes Brot und nicht mehr ganz frisches Obst und Gemüse hilft eine Portion Einfallsreichtum. Überreifes Obst kann schnell zu Marmelade verkocht werden. Dabei sorgen reife Früchte für besonders viel Geschmack. Schrumpelige Kartoffeln können zu Kartoffelbrei verarbeitet werden. Aus nicht mehr taufrischen Möhren wird eine Suppe.
Trockenes Brot kann für Semmelknödel oder Croutons verwendet werden. Wenn das Brot ganz hart ist, können Sie Paniermehl daraus machen. Noch besser: Brot – bevor es alt wird – einfrieren und nach Bedarf auftauen.
Weitere Lese-Tipps für Sie:
- Altes Brot verwerten: Zum Wegwerfen zu schade
- Eiweiß verwerten: 4 Ideen, was Sie mit Eiklar noch anfangen können
- Eigelb verwerten: Wofür Sie die Dotter noch verwenden können
Hier finden Sie Rezepte für Reste:
5. Ab in die Tiefkühltruhe
Statt "ab in die Tonne!" heißt es von nun an "ab in die Tiefkühltruhe!". Wenn Sie sehen, dass Sie zu viel Brot, Gemüse, Milch oder Käse eingekauft haben, können Sie die Lebensmittel einfrieren und so ihr Leben verlängern. Einige Lebensmittel eignen sich allerdings nicht für die Tiefkühltruhe:
6. Richtig lagern
Räumen Sie neue Konserven im Schrank hinter die, die dort schon standen. So werden automatisch die kürzer haltbaren zuerst verbraucht.
Und achten Sie bei Obst und Gemüse auf die richtige Lagerung: Tomaten zum Beispiel sind kälteempfindlich. Sie verlieren im Kühlschrank schnell ihren Geschmack und schimmeln leicht. Fürs Aufbewahren von Tomaten gilt deshalb: am besten luftig und kühl. Auch Knoblauch und Zwiebeln werden schnell gammelig. Sie sollten nicht in luftdichten Behältern aufbewahrt werden.
Für weitere Infos:
- Diese 8 Lebensmittel werden oft falsch gelagert
- Äpfel richtig lagern
- Kartoffeln richtig lagern
- Brot aufbewahren
- Karotten richtig lagern
- Tomaten aufbewahren
7. Lebensmittelverschwendung fängt auf dem Acker an
Erdbeeren sind schon lange zu einem Sinnbild der Lebensmittelverschwendung geworden: Große Teile der Ernte werden untergepflügt, sie vergammeln auf dem Feld oder landen in Biogasanlagen. Das können Sie gegen Lebensmittelverschwendung auf dem Feld tun:
- Heimisches Obst und Gemüse kaufen.
- Obst und Gemüse im nächsten Sommer, wenn möglich, auf dem Feld selbst pflücken.
- Gezielt nach Obst und Gemüse der "Klasse II" fragen.
- Auch bei fertiger Marmelade, Tiefkühlobst und Konserven Produkte aus heimischem Anbau bevorzugen.
8. Lebensmittel auffrischen statt wegwerfen
Nicht immer lässt sich der Essensplan genau einhalten oder die Familie hat weniger Hunger als gedacht. Dann bleiben Lebensmittel übrig und werden bei längerer Lagerung labbrig, weich oder hart. So können Sie Brot, Gemüse, Salat, Käse, Pizza und trockene Kekse auffrischen:
9. Auch aus "Müll" lässt sich noch was zaubern
Viele Obst- und Gemüsereste gelten gemeinhin als "Müll". Sie können zwar problemlos im Biomüll entsorgt werden, aber viele Schalen und diverses Grünzeug lassen sich retten und weiterverarbeiten:
- Bananenschalen verwerten: Recycling-Ideen, die Sie probieren sollten
- Orangenschalen verwerten: Praktische Tipps für den Haushalt
- Kohlrabiblätter: So können Sie die Blätter verwerten
- Brokkolistrunk: Viel zu schade für die Biotonne
- 8 Recycling-Tipps für Eierschalen: Kennen Sie schon alle?
- Karottengrün: So können Sie das Kraut der Möhre weiterverwenden
- Nicht wegwerfen: Wassermelonenschale weiterverwerten
- Apfelschalen verwerten: Einfache Ideen
10. Verdorbene Lebensmittel bitte entsorgen
Auf der anderen Seite gilt aber auch: Lebensmittel, die tatsächlich schlecht geworden sind, gehören in die Tonne, nicht auf den Teller. Mit Lebensmittelinfektionen und Schimmelpilzen ist nicht zu spaßen.
Wenn Brot Schimmel angesetzt hat, sollten Sie den ganzen Laib entsorgen – auch wenn der Schimmelbefall nur klein war. Auch Fleisch und Wurstprodukte gehören nach dem Ablauf des Verbrauchsdatums in den Müll.
Intelligente Verpackungen sind die Zukunft
Noch sind sie wegen der hohen Kosten wenig verbreitet, es wird jedoch intensiv geforscht: Die Industrie beschäftigt sich schon seit längerem mit intelligenten Verpackungen, die Auskunft darüber geben sollen, welchen Zustand ein Produkt hat. Die Bundeszentrale für Verbraucherschutz führt vier unterschiedliche Verfahren auf: Zeit-Temperatur-Indikatoren, Frische-Indikatoren, Funkchips oder Barcodes.
Probleme unserer Wegwerfgesellschaft
Unsere Wegwerfgesellschaft bringt ethische Probleme mit sich: Wir werfen Lebensmittel weg, die eigentlich noch genießbar wären – in anderen Ländern leiden oder sterben Menschen an Hunger. Auch ökologisch ist das Wegwerfen von Lebensmitteln problematisch.
Für die Herstellung wurden wichtige Ressourcen aufgewendet: Energie, Wasser und Rohstoffe. Rund 3,3 Gigatonnen an Kohlenstoffdioxid-Äquvivalenten werden durch sogenanntes Food Waste (englisch für Lebensmittelverschwendung) verursacht, so Greenpeace. Die Umweltschutzverbände sind sich einig, dass der Großteil des Mülls vermeidbar wäre.
Weiterlesen auf oekotest.de: