- Wir haben 23 isotonische Getränke getestet. Die Preise pro 500 Milliliter liegen zwischen 25 Cent und 1,49 Euro.
- Das Ergebnis: Keines der überprüften Sportgetränke ist uneingeschränkt empfehlenswert. Die besten Produkte schneiden mit der Note "befriedigend" ab; viele Fertiggetränke fallen durch den Test.
- Kritik üben wir vor allem an zu geringen Natriumgehalten und umstrittenen Zusatzsstoffen. Dazu gehören weitere Mineralstoffe, Vitamine, künstliche Aromen sowie Süßstoffe.
Aktualisiert am 5.11.2023 | Eine kleine Wahrheit aus der Sportwissenschaft vorweg: Wer eine halbe Stunde joggt oder beim Zumba kurz ins Schwitzen gerät, kommt gut ohne isotonische Sportlerdrinks aus. Aber was bedeutet "isotonisch" eigentlich und für wen sind solche Getränke sinnvoll?
"Isotonisch": Was steckt hinter dem Begriff?
Der Begriff "isotonisch" setzt sich aus den griechischen Begriffen "isos" (gleich) und "tonos" (Spannung) zusammen. "Isotonisch" bezeichnet Getränke, die den gleichen osmotischen Druck wie das menschliche Blutplasma haben.
Das bedeutet, das Verhältnis von Nährstoffen zu Flüssigkeit entspricht dem des Blutes. Das sorgt dafür, dass das Wasser aus dem Getränk sehr schnell aufgenommen wird. Isotonische Getränke können also Wasserverluste besonders schnell ausgleichen.
Sie bringen außerdem durch Zucker wie Fruktose, Glukose und Saccharose schnellen Energienachschub und helfen so, die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden aufrechtzuerhalten. Natrium soll wiederum Beschwerden bis hin zu Gesundheitsrisiken vorbeugen, die durch die teils enormen Salzverluste über den Schweiß entstehen können.
Wie gesund sind isotonische Getränke?
Für lockeren Freizeitsport sind isotonische Getränke weniger geeignet. Denn: Auch wenn isotonische Getränke kalorienarm sind, sorgt der enthaltene Zucker für weniger Fettverbrennung. Wer also nur eine Stunde ununterbrochen Sport machen oder gar abnehmen möchte, ist mit Wasser am besten bedient.
Wer aber lange schweißtreibend trainiert oder an einem Wettkampf teilnimmt, der profitiert davon, seinen Natrium- und Energiehaushalt mit einem isotonischen Getränk auszugleichen.
Aldi, Edeka & Co. im Test: Wie gut sind isotonische Getränke?
Wir haben 23 isotonische Getränke eingekauft und getestet. Die Fertiggetränke bestehen aus Mineralwasser oder Trinkwasser, (meist) Fruchtsaft, Zuckern und etlichen teils umstrittenen Zusatzstoffen. Einigen ist zudem Natrium zugesetzt.
Das Ergebnis: Wir können keines der isotonischen Getränke im Test uneingeschränkt empfehlen. Die drei besten Sportgetränke bringen es gerade einmal auf ein Gesamturteil "befriedigend". 13 Produkte fallen mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch.
Besonders negativ fällt auf: Nur vier isotonische Getränke enthalten so viel Natrium, wie Ernährungs- und Sportwissenschaftler es für Sportgetränke empfehlen. Doch der Reihe nach.
Stimmige Auslobung als "isotonisch"
Immerhin: Die Auslobung als isotonisch ist bei allen untersuchten Getränken stimmig – der Gesamtanteil der gelösten Teilchen entspricht nach den von uns in Auftrag gegebenen Messungen in etwa dem im Blut. Dadurch kann der Körper die Flüssigkeit besonders schnell aufnehmen.
Aber damit beim Halbmarathon oder dem Tennisturnier weder die Leistungsfähigkeit noch die Gesundheit in Gefahr geraten, kommt es auch auf die richtigen Mengen an.
Sportgetränke sollen ausreichend schnell verfügbare Kohlenhydrate – sprich Zucker – für den Energienachschub liefern. Und sie müssen den Salzverlust durch ausreichend Natrium ausgleichen. Wir orientieren uns in unserer Bewertung an den Empfehlungen der Arbeitsgruppe Sporternährung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).
Isotonische Getränke im Test: Viele mit zu wenig Natrium
Gut für Langstreckensportler: Die Zuckergehalte der isotonischen Getränke in unserem Test liegen zwischen gut drei und knapp fünf Prozent – das korrespondiert mit der empfohlenen Spanne.
Weniger gut: Es fehlt häufig an Natrium. Gerade einmal vier von 23 Produkten enthalten so viel Natrium, wie es die DGE-Arbeitsgruppe für Sportgetränke empfiehlt. Die Wissenschaftler raten zu mindestens 400 Milligramm bis maximal 1.100 Milligramm pro Liter (mg/l).
Ab mehr als 90 Minuten Schwitzen kann man den Körper vorsichtshalber mit Natrium versorgen, um Krämpfen vorzubeugen. Wer beim Marathonlauf nur natriumarmes Wasser trinkt, kann schlimmstenfalls sogar an einer Wasservergiftung sterben.
Unnötig: zusätzliche Mineralstoffe und Vitamine
Natrium in Sportgetränken ist essenziell. Weitere Mineralstoffzusätze halten die DGE-Experten für überflüssig. Zu hoch dosiert können sie den Organismus beim Sport belasten und zum Beispiel Durchfall auslösen. Vier isotonischen Getränken im Test ziehen wir daher wegen ihrer hohen, deklarierten Magnesium- und/oder Calciumgehalte eine Note in Sachen Eignung als Sportgetränk ab.
Auch Vitaminzusätze halten die DGE-Experten – und wir – für überflüssig. Die normale Nahrung liefert ausreichend Vitamine. Wer viele künstlich angereicherte Lebensmittel oder mehrere solcher Sportdrinks zu sich nimmt, könnte sogar einzelne Vitamine zu hoch dosieren.
Das für Sportler beworbene Vitamin B6 etwa, das in vielen der Drinks steckt, steht im Verdacht, bei dauerhaft zu hoher Dosierung Nervenstörungen zu verursachen.
Es klappt auch mit natürlichen Farben und Aromen
Zwei getestete isotonische Getränke leuchten auffallend blau. Verantwortlich ist der deklarierte künstliche Farbstoff Brillantblau (E 133).
Zwar gilt er in den zugelassenen Mengen nicht als problematisch. Dennoch halten wir Lebensmittel für empfehlenswerter, deren Farbe und Geschmack natürlichen Ursprungs sind. Der "exotische Fruchtgeschmack" und der "Erdbeergeschmack" in den betroffenen Sportgetränken stammen aus Aromazusätzen.
Weitere sieben Getränke kritisieren wir ebenfalls wegen des Zusatzes von Aroma. Keinen Notenabzug nehmen wir für "natürliches Grapefruitaroma" oder "natürliches Citrusaroma" vor. Das beauftragte Labor hat nachgewiesen, dass es sich um authentische Fruchtaromen handelt.
In fast allen isotonischen Getränken im Test stecken Süßstoffe
Süßstoffe wie Acesulfam-K, Cyclamat und Saccharin finden sich in fast allen Zutatenlisten der isotonischen Getränke im Test. Süßstoffe stehen immer wieder in der Kritik. So veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Frühjahr 2023 eine aktualisierte Richtlinie, in der sie davon abrät, Süßstoffe zur Gewichtskontrolle oder zur Vorbeugung ernährungsbedingter Erkrankungen einzusetzen.
Der Zuckerersatz könne langfristig möglicherweise das Risiko für Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigern. Laut WHO sollten die Menschen sich zur Gesundheitsförderung besser an eine insgesamt weniger süße Ernährung gewöhnen. Das sehen wir genauso.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 7/2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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