- Im Test: 20 Apfelessige. Zwölf davon sind als naturtrüb ausgelobt und acht als klar.
- Nicht alle Produkte überzeugen gänzlich im Geschmack.
- Gut zu wissen: Apfelessig liefert kein Vitamin C.
Es gibt kaum ein anderes Lebensmittel, dem die Naturheilkunde so viele Wunderwirkungen zuspricht wie dem Apfelessig. Auch in der Küche ist er eine Art Alleskönner: Er schmeckt schön fruchtig, verfeinert Dressings und helle Soßen und eignet sich zum Marinieren von Fleisch, Fisch und Gemüse.
Wir wollten wissen, ob Schadstoffe in Apfelessig steckten und ließen 20 Produkten im Labor überprüfen.
Apfelessig von Kühne, Hengstenberg und Co. im Test
Apfelessig besteht aus Apfelwein, der mit zugesetzten Essigsäurebakterien fermentiert wird. Die Hersteller filtern die fertigen Essige dann entweder, bis sie klar sind, oder belassen sie naturtrüb. Wichtig ist, dass die Gärungsprozesse richtig abgeschlossen sind, denn sonst können unerwünschte Stoffe im Essig auftreten wie Acetaldehyd oder größere Reste der Alkohole Methanol und Ethanol.
Die Apfelessige im Test haben in dieser Hinsicht kein Problem: Wenn überhaupt, hat das von uns beauftragte Labor die Stoffe nur in sehr geringen Mengen gefunden. Und 0,5 Volumenprozent Restalkohol sind in Obstessig erlaubt.
Gute Glycerinwerte sind Hinweis auf hohe Qualität
Ein in Apfelessig erwünschter Stoff ist Glycerin. Er gibt einen Hinweis auf hohe Qualität. Alle Produkte weisen nach den Laborergebnissen gute Werte davon auf.
Außerdem waren die enthaltenen organischen Säuren so verteilt, wie es in einem Apfelessig sein sollte. Das heißt: Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Hersteller andere säurehaltige Zutaten zugesetzt haben. Auch die Zuckeranalyse ergab, dass nach der Gärung nichts zugesetzt wurde, um etwa am Geschmack zu schrauben.
Apfelessig im Test liefert kein Vitamin C
Apfelessig wird manchmal als Vitamin-C-Lieferant angepriesen – zu Unrecht. In den Essigen im Test ist überhaupt kein Vitamin C nachweisbar. Hier bleibt der Essig erwartungsgemäß deutlich hinter Äpfeln oder Apfelsaft zurück. Aber: Anders als Apfelschorle enthält Wasser, aufgepeppt mit einem Löffel Apfelessig, nahezu keinen Zucker.
Alle Apfelessige enthalten Kalium und Calcium, allerdings nicht so viel, dass es sich lohnen würde, den Essig beispielsweise als Veganer extra als Calciumquelle zu sich zu nehmen. Die Anteile der Mineralstoffe lagen im Bereich von frischen Äpfeln – wohlgemerkt im unverdünnten Essig. Im Glas Wasser mit zwei Löffelchen Essigzusatz werden sie verschwindend klein.
Naturtrüber Apfelessig schmeckt gehaltvoller
Das Verhältnis von Apfelnoten zum essigsauren Geruch und Geschmack kann bei Apfelessig ganz unterschiedlich ausfallen. Da gibt es kein richtig oder falsch. Es ist Geschmackssache.
Auf jeden Fall als angenehm einzustufen sind die besonders "gehaltvollen", an reife Äpfel erinnernden Apfelnoten, die die Sensorikexperten in einigen naturtrüben und seltener in klaren Proben rochen und/oder schmeckten.
Beim Schnuppern am puren Essig notierten sie bei einigen Proben noch weitere Noten wie "würzig", "herb", "Karamell" und "Honig". In der Geschmacksprüfung des mit Wasser verdünnten Essigs waren diese Ausprägungen aber nicht mehr wahrnehmbar.
Kleine Kritik am Geschmack zweier Apfelessige
Kleine Kritikpunkte hatten die Experten nur bei zwei Produkten: Ein Apfelessig im Test wies einen herben und leichten Cidreeindruck im Geruch auf. Der Geschmack im fertig gemischten Getränk war aber dann immerhin einwandfrei.
Und ein weiterer Apfelessig wies eine leichte Trübung auf. Zwar steht hinten auf dem Etikett, dass Trübungen und Ablagerungen "auf die natürliche Herstellung des Produktes" hinweisen würden. Aber viele Verbraucher dürften bei "klar" und "gefiltert" im Produktnamen doch eine andere Erwartung haben.
Zwei Hersteller werben mit Selbstverständlichkeiten
Wie immer haben wir uns auch die Auslobungen der Produkte genau angesehen. Zwei Bio-Anbieter machen aus unserer Sicht Werbung mit Selbstverständlichkeiten, weil sie etwa hervorheben, ohne Farbstoffe beziehungsweise ohne "unnötige Zusätze" auszukommen, die bei Bio-Apfelessig ohnehin nicht erlaubt sind. Dafür vergeben wir Punktabzug.
Unzulässige gesundheitsbezogene Werbeaussagen finden sich auf keinem der Produkte.
Äpfel für den Apfelessig kommen aus der EU
Deklariert war die Herkunft der Äpfel nur in vier Fällen. Wir haben bei den Herstellern nachgefragt. Demnach stammen die Äpfel von rund der Hälfte der Produkte vollständig sowie in zwei Fällen teilweise aus Deutschland.
Zwei Hersteller haben nicht geantwortet. Der Rest gab nur die grobe Herkunft "EU" an oder konkrete EU-Mitgliedsländer wie Rumänien, Ungarn und Frankreich.
Macht Apfelessig schlank?
Große Studien zur angeblichen Schlankmacherwirkung von Apfelessig gibt es nicht. Wunder sind nicht zu erwarten. Kleinere Untersuchungen deuten darauf hin, dass Apfelessig Blutzuckerspitzen verhindern kann, was wiederum Heißhungerattacken vorbeugen könnte.
Wer täglich einen Apfelessig-Drink nehmen möchte, gibt einfach zwei Teelöffel in ein 150-Milliliter-Glas Wasser.
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