Apfelsaft ist hierzulande der beliebteste Saft. "100 Prozent Apfel": So steht es auf vielen Direktsäften – und das stimmt normalerweise auch. Alles gut also? Nach dem Motto "Apfel gesund" plus "Apfelsaft besteht aus Äpfeln" ist gleich "Apfelsaft gesund"?
Die Antwort lautet (wie bei so vielem im Leben): Es kommt drauf an, wie viel man davon trinkt. Dass Äpfel gesund sind, ist sprichwörtlich. Doch sind in einem Glas Apfelsaft natürlich keine Feststoffe der ausgepressten Frucht mehr enthalten – und die sind es, die teilweise zum guten Ruf des Apfels beitragen. So stecken im Obst beispielsweise viele Ballaststoffe, im Saft jedoch nicht.
Gesunder Apfelsaft?
Wer grundsätzlich auf eine gesunde Ernährung achtet, muss vor einem Glas Saft natürlich keine Angst haben. Auch wenn der enthaltene Zucker ein Problem darstellt: Mit zehn bis zwölf Prozent natürlichem Zuckergehalt kann es die Mehrheit der Apfelsäfte auf dem Markt locker mit vielen Softdrinks aufnehmen.
Ähnlich hoch ist der Zuckergehalt von Orangensaft. Das fördert aber bekanntlich nicht nur Karies, sondern führt bei übermäßigem Konsum auch zu Übergewicht.
Die aktuellen Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sehen vor, dass ein durchschnittlicher Erwachsener am besten nicht mehr als 25 Gramm freien Zucker pro Tag zu sich nehmen sollte. 50 Gramm freier Zucker am Tag sind die empfohlene WHO-Obergrenze.
Der Haken: Der Zucker, der in Fruchtsäften vorliegt, wird von der WHO zum freien Zucker gerechnet und damit ernährungsphysiologisch genauso behandelt wie Zucker, der Produkten künstlich hinzugefügt wird.
Das heißt aber auch: Die empfohlene Menge von 25 Gramm freiem Zucker am Tag wird von einem Erwachsenen schon mit einem einzigen (!) Glas Apfelsaft (= 250 Milliliter) erreicht, da der Saft mindestens zehn Prozent Zucker enthält.
Diese Nährstoffe stecken (noch) in Apfelsaft
Ist Apfelsaft damit weg vom Tisch? Das wäre zu einseitig. Denn: Einige wertvolle Nährstoffe überleben die Pressung zumindest teilweise, allen voran die sogenannten Polyphenole, von denen ein trüber Apfelsaft mehr enthält als ein klarer. Polyphenole zeigten in Studien eine vorbeugende Wirkung gegen zahlreiche Zivilisationskrankheiten von Diabetes bis Bluthochdruck.
Und auch ein wenig Vitamin C bleibt im Saft zurück, allerdings nicht mehr besonders viel: Während es manche Äpfel noch auf 25 Milligramm Vitamin C pro 100 Gramm bringen, sind es im Apfelsaft höchstens noch zwei Milligramm auf 100 Gramm – also weniger als ein Zehntel.
Zum Vergleich: Ein frisch gepresster Orangensaft kann bis zu 50 Milligramm Ascorbinsäure (pro 100 Gramm) enthalten und damit die 25-fache Menge Vitamin C, die in Apfelsaft steckt.
Tipps zum Thema:
- Nur noch die Hälfte oder ein Drittel des Zuckers hat Apfelsaft, wenn Sie ihn als Schorle trinken.
- Achten Sie darauf, dass einem Saft aus dem Laden nicht noch Extra-Zucker zugesetzt wurde. (Dann darf er sich ohnehin nicht mehr Apfelsaft nennen, sondern muss als "Nektar" bezeichnet werden.)
- Bewahren Sie Apfelsaft dunkel und kühl auf, da die enthaltenen Vitamine wärme- und lichtempfindlich sind.
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