Wer keinen Kaffeevollautomaten oder eine Siebträgermaschine zuhause hat, die Kaffee Tasse für Tasse frisch aufbrühen, kennt das Problem: Wenn man eine Kanne Kaffee kocht, wird diese oft nicht ganz leer getrunken. Vielmehr bleibt häufig noch eine Tasse übrig. Muss man den Wachmacher am nächsten Tag wegschütten oder kann man Kaffee vom Vortag noch bedenkenlos trinken?
Wir haben bei Gesundheitsexperten nachgefragt, wie sich die Zusammensetzung des Kaffees ändert und wie stark er über Nacht an Qualität einbüßt.
So verändert sich Kaffee nach dem Aufbrühen
Kaffee besteht nicht nur aus Wasser und Koffein, sondern durch das Rösten der Kaffeebohnen und das anschließende Aufbrühen auch aus Säuren sowie Kohlenhydraten, Fettstoffen, Proteinen, Mineralstoffen und Aromastoffen. Wie das Landesuntersuchungsamt für Chemie, Hygiene und Veterinärmedizin Bremen (LUA) gegenüber ÖKO-TEST erklärt, ist frisch aufgebrühter Kaffee bei unmittelbarem Verzehr mikrobiologisch unbedenklich. Aufgrund seiner Inhaltsstoffe aber kann er bei längerer Standzeit grundsätzlich als Nährboden für Mikroorganismen dienen.
Wenn Kaffee heiß aufgegossen wird, werden eventuell vorhandene Mikroorganismen zunächst weitestgehend abgetötet. Den Erfahrungen des LUA nach gab es noch keinen Fall, "in dem ein frisch zubereiteter heißer Kaffeeaufguss in mikrobiologischer Hinsicht als bedenklich eingestuft wurde".
Das kann sich allerdings ändern, wenn der Kaffee länger herumsteht. Wie das LUA erklärt, können sich in unverschlossenen und ungekühlten oder unsauberen Gefäßen mit der Zeit wieder Mikroorganismen ansiedeln und vermehren. "Bei unverschlossenen Gefäßen kann ein Eintrag allein über die Raumluft erfolgen", teilt uns das LUA auf Anfrage mit.
Abgestandener Kaffee verliert an Qualität
Hinzu kommt, dass sich unverschlossen und ungekühlt aufbewahrter Kaffee bereits nach einer halben Stunde bis Stunde in seiner Zusammensetzung verändert. Allein durch den Sauerstoff in der Luft büßt Kaffee nach Aussagen des LUA mit der Zeit "sehr stark" an sensorischer Qualität ein.
Für Verbraucherinnen und Verbraucher bedeutet das: Wenn Kaffee nicht unmittelbar getrunken wird, sollte man ihn nach dem Aufbrühen zügig abkühlen lassen und in einem sauberen Gefäß verschlossen im Kühlschrank aufbewahren. Dieses Vorgehen empfiehlt sich auch, wenn Sie Eiskaffee zubereiten möchten.
Das LUA schätzt, dass verschlossener, schwarzer Kaffee im Kühlschrank rund eine Woche haltbar ist, ohne dass man sich hinsichtlich der mikrobiologischen Qualität sorgen muss. Da dies im Einzelfall jedoch von vielen verschiedenen Faktoren wie der Hygiene während der Zubereitung oder der verwendeten Geräte abhängt, rät das LUA vor der Verwendung des im Kühlschrank aufbewahrten Kaffees dessen Sensorik – also Aussehen, Geruch und Geschmack – zu prüfen.
Bei der Zubereitung von Cold Brew Kaffee mit deutlich niedrigeren Temperaturen ist die Hygiene sowie die Lagerung im Kühlschrank besonders wichtig, um mikrobiologische Beeinträchtigungen zu vermeiden.
Kaffee vom Vortag: Trinken oder wegschütten?
Nur was, wenn man den heiß aufgebrühten übrigen Kaffee vergessen hat und nicht über Nacht in den Kühlschrank gestellt hat? Kalter Kaffee vom Vortag ist zwar sensorisch betrachtet kein Hochgenuss mehr, gesundheitlich unbedenklich ist er in der Regel aber durchaus. Unter einer Voraussetzung: Sie trinken den Kaffee kalt und wärmen ihn nicht nochmal auf.
Das LUA rät davon ab, kalten Kaffee wiederaufzuwärmen. Das kann das Getränk bitterer werden lassen, weil unter anderem aromabildende Öle verlorengehen. Zudem kann sich der Säuregehalt erhöhen, was den Kaffee auch weniger bekömmlich machen kann.
Fazit: Kaffee am besten gut dosieren
Insgesamt bedeutet das für uns, dass man Kaffee vor dem Kochen so gut wie möglich passend dosieren sollte. Denn besser man brüht Kaffee jedes Mal frisch auf und trinkt ihn direkt bzw. innerhalb weniger Stunden aus. Denn nach spätestens zwei bis vier Tagen kann Kaffee laut LUA anfangen zu schimmeln, wenn er ungekühlt aufbewahrt wurde.
Wer Kaffee für Eiskaffee kocht, lässt ihn abkühlen und stellt ihn dann in einem verschlossenen Gefäß in den Kühlschrank.