- Im Test: 23 Karottensäfte, vier davon sind speziell für Babys ab vier, fünf oder zwölf Monaten ausgelobt. 20 Säfte haben ein Bio-Label. Bezahlt haben wir zwischen 60 Cent und 3,73 Euro pro halbem Liter.
- In der Kritik stehen vor allem Furan und Nitrat.
- Grundsätzlich raten wir von Karottensaft als Getränk für Babys und Kleinkinder ab. Babys sollen sich nicht an süße Getränke gewöhnen und trinken am besten einfach Wasser.
Aktualisiert am 6.3.2025 | Karottensaft hat ein gesundes Image. Aber ist fertiger Karottensaft aus den Verkaufsregalen wirklich so gesund wie sein Ruf?
Ist Karottensaft gesund?
Karottensaft punktet zumindest mit einer ordentlichen Portion Betacarotin, das der Körper in Vitamin A umwandeln kann. Und Vitamin A trägt zur Erhaltung der Sehkraft, einer normalen Haut sowie eines funktionierenden Immunsystems bei.
Das gilt als erwiesen, und deshalb dürfen die Hersteller mit diesen Health Claims sogar auf ihren Verpackungen werben. Und bereits bei einem durchschnittlichen Gehalt von 1000 Mikrogramm Vitamin A pro 100 Milliliter Saft genügen 80 Milliliter, um den Tagesbedarf einer erwachsenen Person zu decken. Das ist weniger als ein halbes Glas.
Es braucht also gar keine allzugroßen Mengen für den täglichen Vitamin A-Kick in flüssiger Form. Und wir raten auch dazu, es nicht zu übertreiben mit Karottensaft. Denn er enthält natürlicherweise oft auch viel Zucker.

Bei Karottensaftproduktion gehen Nährstoffe teils verloren
Klar sein sollte außerdem, dass Karottensaft nicht das Gleiche ist wie eine Karotte. Diese enthält nämlich auch jede Menge Ballaststoffe, die gut sind für die Darmgesundheit und damit unter anderem für unser Immunsystem. Aber: Nach der Saftherstellung sind im Karottensaft nur noch ein Bruchteil an wertvollen Ballaststoffen vorhanden.
Auch von dem breiten Spektrum an Nährstoffen aus der Karotte – beispielsweise Folsäure, Kalium und Magnesium – geht ein Teil im Rahmen des Herstellungsprozesses verloren. Hier ist ein frisch hergestellter Saft aus der eigenen Saftpresse allerdings im Vorteil.

Karottensaft im Test: dm, Aldi & Co. im Vergleich
So viel zu den gesunden Inhaltsstoffen. Wir wollten wissen, wie es um Schadstoffe im fertigen Karottensaft bestellt ist. Um das herauszufinden, haben wir 23 Karottensäfte eingekauft, darunter vier Produkte für Babys, und ins Labor geschickt. Das Ergebnis: Die "normalen" Karottensäfte schneiden im Test recht gut ab. Dagegen sieht der Notenspiegel bei den Babysäften deutlich mieser aus.
Strengere Maßstäbe bei der Bewertung von Bäbysaften
Nun drängt sich die Frage auf: Können Eltern für ihre Babys und Kleinkinder nicht einfach einen normalen Karottensaft kaufen, wenn die Babysäfte so schlecht abschneiden? So einfach ist es leider auch nicht. Der Vorteil von Lebensmitteln für Babys und Kleinkinder ist unter anderem, dass sie in der EU besonders strengen Regeln und Grenzwerten unterliegen.
Auch wir haben natürlich bei der Bewertung der Babysäfte eine hohe Messlatte angelegt – aber eben nur bei diesen und nicht bei den "normalen" Karottensäften. Unter anderem deshalb können diese Produkte aus unserer Sicht keine Alternative für die Kleinsten sein.
Doch was kritisieren wir eigentlich an den Karottensäften für Babys genau?
Krebsverdächtiges Furan in Karottensaft für Babys entdeckt
In einem getesteten Karottensaft für Babys steckt Furan, und zwar in einer Menge, die wir als "erhöht" bewerten. Der Stoff bildet sich beim Erhitzen von Lebensmitteln und gilt als potenziell krebserregend für den Menschen. Es gibt einen Referenzwert, bei dem im Tierversuch erste Krebsfälle aufgetreten waren, und zu diesem Wert sollen Lebensmittel laut Europäischer Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) einen definierten Sicherheitsabstand einhalten.
Der gemessene Furan-Gehalt im betroffenen Karottensaft hält den von der EFSA empfohlenen Sicherheitsabstand zur kanzerogenen Wirkung nicht ein – wenn wir annehmen, dass ein acht Kilo schweres Kind 100 Milliliter Saft tränke. Akut gefährlich für Babys ist der gefundene Gehalt zwar nicht. Dennoch werten wir das Produkt aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes um eine Note ab.
Kritik an Nitratgehalten in Baby-Karottensäften
Bei zwei anderen Karottensäften für Babys im Test beanstanden wir "erhöhte" Nitratgehalte. Beide Produkte schöpfen den in der EU geltenden Höchstgehalt für Beikost zu mehr als der Hälfte aus.
Nitrat, das aus dem Boden in die Karotte gelangt, ist selbst zwar wenig gefährlich. Bei der Verdauung entsteht daraus allerdings Nitrit, das im Magen zu Nitrosaminen reagieren kann. Nitrosamine waren im Tierversuch krebserregend.
Viel Zucker in Karottensaft im Test
Karottensaft enthält ganz schön viel Zucker: häufig um die sechs Gramm pro 100 Milliliter – in einem Fall sogar fast neun Gramm. Das ist schon für Erwachsene eine ganze Menge, für Babys und Kleinkinder erst recht. Zur Veranschaulichung: Beim süßesten Karottensaft im Test würden mehr als zwei Teelöffel Zucker in einem halben Glas landen.
Wir haben deshalb ein ganz grundsätzliches Problem mit Karottensaft für Babys: Sie sind wenig sinnvoll. Ja, sie enthalten viel Vitamin A, aber das tut ein Karottenbrei auch. Und als Getränk finden wir Karottensaft schlichtweg überholt.
Karottensaft ist als Getränk für Babys nicht geeignet
Übrigens haben wir bereits beim Einkauf der Testprodukte festgestellt, dass viele speziellen Babykarottensäfte seit unserem letzten Karottensaft-Test im Jahr 2013 vom Markt verschwunden sind. Das ist auch gut so, finden wir.
Schließlich sind sich Experten und Fachgesellschaften einig: Babys und Kinder sollten – wenn die Stillzeit ausläuft – Wasser oder ungesüßten Tee trinken. Sonst nichts, Punkt, aus. Denn der Konsum von zuckerhaltigen Getränken erhöht nicht nur das Risiko für die Entwicklung von Übergewicht und Karies.
Thomas Lücke, Vorsitzender der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), findet es auch wichtig, eine frühe geschmackliche Prägung auf süße Getränke zu vermeiden. Deshalb hält er Karottensaft als Getränk gegen Ende des ersten Lebensjahrs "für ungeeignet". So sehen wir das auch.
Von wegen "ideal für zwischendurch"
Umso fassungsloser machten uns die Auslobungen zweier Karottensäfte für Babys ab fünf Monaten: Der eine Anbieter im Test empfiehlt seinen Karottensaft gemischt mit Wasser "als erfrischenden Durstlöscher zwischendurch". Auch der andere Saft ist in verdünnter Form laut Anbieter "ideal für zwischendurch".
Im Ernst jetzt? Für Babys ab fünf Monaten? Mit diesen Zuckergehalten? Wir finden, das ignoriert komplett den aktuellen Stand des Wissens und ziehen Punkte ab.
Wann Karottensaft für Babys in Ordnung ist
Ein Karottensaft für Babys ist, sofern frei von problematischen Stoffen, aus unserer Sicht nur in Ausnahmen akzeptabel: Wir empfehlen ihn denjenigen, die beispielsweise mit einem wunden Babypo zu kämpfen haben und deshalb einen säurearmen Saft als Zusatz im Babybrei suchen.
Denn da haben Karottensäfte tatsächlich noch eine klitzekleine Existenzberechtigung: Von Gesetz wegen mit Vitamin C angereichert, verbessern die Babysäfte als Zusatz im Gemüse- oder Getreidebrei die Verwertung des pflanzlichen Eisens – genau wie Orangensaft.
Tipp: Karottensaft mit Öl trinken
Das rät ÖKO-TEST:
- Erwachsene und größere Kinder, die gerne fertige Karottensäfte trinken, sollten sie lieber verdünnen: So bleibt der Zuckerkonsum akzeptabel. Es genügt dabei schon weniger als ein halbes Glas, um den Tagesbedarf an Vitamin A zu decken.
- Außerdem gut zu wissen: Das Beta-Carotin in der Karotte, die Vorstufe von Vitamin A, ist fettlöslich. Damit der Körper das Beta-Carotin über den Darm besser aufnehmen und später zu Vitamin A umwandeln kann, sollte man Karottensaft am besten mit einem Schuss hochwertigen Pflanzenöls genießen.
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