Einkaufen im Supermarkt: Für viele Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland war das in den vergangenen Jahren nicht immer das pure Vergnügen. Schuld daran war die hohe Inflation. Im Juli 2024 waren Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Schnitt mehr als 32 Prozent teuer als vor vier Jahren.
Dafür gibt es zahlreiche Ursachen wie die Auswirkungen der Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg, den Klimawandel sowie steigende Kosten für Rohstoffe, Energie und Personal. Die folgende Lebensmittelübersicht zeigt, bei welchen Produkten die Testkäufer seit Juli 2020 die größten Preissteigerungen registrierten.
Olivenöl: 112,6 Prozent teurer
Für eine Flasche Olivenöl mussten Verbraucherinnen und Verbraucher im Juli mehr als doppelt so viel zahlen wie vor vier Jahren. "Wichtigster Grund ist der Einbruch der Produktion im wichtigsten Erzeugerland Spanien im Wirtschaftsjahr 2022/23", sagt der Bereichsleiter Verbraucherforschung der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI), Thomas Els. In der aktuellen Erntesaison habe es nur eine geringe Erholung gegeben. Ursache seien schlechte Ernten aufgrund von Dürren.
Zucker ist 83,3 Prozent teurer als 2020
Zucker ist ebenfalls deutlich teurer als noch 2020. Die Preisentwicklung sei von Angebotssorgen auf dem globalen Zuckermarkt geprägt und habe auch die Preise in Deutschland erfasst, sagt Els. Bereits 2022 erreichten die Preise ein Rekordniveau, 2023 setzte sich der Aufwärtstrend fort.
Ein weiterer Grund sei der geringere Zuckeranteil in Zuckerrüben durch das nasse Wetter, sagt Lebensmittel-Expertin Jana Fischer von der Verbraucherzentrale Hamburg.
Kekse: 77,4 Prozent Preissteigerung
Wegen steigender Preise bei Rohstoffen wie Zucker, Mehl und Fetten sind Kekse erheblich teurer geworden. "Die Weizenernte war wegen nasser Witterung in Deutschland sowohl letztes als auch in diesem Jahr geringer", sagt Fischer.
Der Preis für Weizenmehl war im Juli 2024 deshalb deutlich höher (+61,5) als vier Jahre vorher. Ein weiterer Grund für den Anstieg war demnach der Krieg in der Ukraine. Russland und die Ukraine zählen zu den wichtigsten Getreideexporteuren der Welt. Die Entwicklungen wirkten sich ebenfalls auf die Preise für Knäckebrot und Zwieback aus (+66,4).
Quark (+72,6)
Deutlich gestiegen sind die Preise für Milchprodukte wie Quark. Kleinere Milchmengen als in den Vorjahren und ein geringer Fettgehalt in der Rohmilch haben 2021/2022 zu steigenden Erzeugerpreisen geführt, anschließend gingen sie wieder zurück.
Seit Anfang 2024 ist erneut ein Anstieg zu beobachten. Quark war im Juli 2024 mehr als 70 Prozent teurer als vier Jahre zuvor. Preissprünge gab es auch bei kondensierter Milch (+61,5), Sahne (+48,7), Schnittkäse (+45,8) und Butter (+39,4).
Warum Quark am stärksten zugelegt hat? Die Herstellung sei am aufwendigsten, sagt der Sprecher des Bundesverbandes deutscher Milchviehhalter, Hans Foldenauer.
Tomatenketchup oder Gewürzketchup (+64,9)
Für Tomaten- und Gewürzketchup müssen Verbraucherinnen und Verbraucher ebenfalls deutlich mehr zahlen. Nach Angaben des Lebensmittelverbandes Kulinaria ist dies vor allem auf stark gestiegene Kosten für wichtige Inhaltsstoffe wie Tomatenmark, Essig und Stärke, aber auch bei Energie und Verpackungen zurückzuführen.
Stangenspargel- oder andere Gemüsekonserven (+64,5)
Von Preiserhöhungen betroffen waren auch Konserven mit Spargel oder gemischtem Gemüse (+64,5), Erbsen (+62,5) und Sauerkraut (60,9). "2022 war europaweit ein besonders schlechtes Erntejahr für Gemüse", sagt der Geschäftsführer des Bundesverbandes der obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie, Christoph Freitag.
2023 sei die Ernte nicht wesentlich besser ausgefallen. Auch das Material hatte dabei Anteil an den Preiserhöhungen. Die große Nachfrage nach Konserven während der Pandemie hat die Preise für Weißblech in die Höhe getrieben. Ein weiterer Faktor seien gestiegen Kosten für Personal, Energie und Logistik, so Freitag.
Sonnenblumenöl, Rapsöl oder Ähnliches (+63,4)
Auch andere Öle sind in der Liste der größten Preiserhöhungen ganz vorn dabei. Ausgehend von einem niedrigen Niveau 2020 hätten die Großhandelspreise für Raps- und Sonnenblumenöl-Raffinat bereits 2021 kräftig angezogen, sagt Experte Els. Infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine seien die Preise dann explodiert.
Vor dem Krieg war die Ukraine der weltgrößte Exporteur gewesen, von dem die EU einen großen Teil ihrer Einfuhren bezog. Dementsprechend war im Frühjahr 2022 Sonnenblumenöl in den Supermärkten über Wochen kaum noch erhältlich, die Regale waren leer geräumt. Zuletzt waren die Verbraucherpreise für Öl wieder rückläufig.
Nur ein Lebensmittel günstiger als im Juli 2020
Es gibt zahlreiche weitere Produkte, die seit 2020 erhebliche Preissteigerungen von 30 Prozent und mehr aufweisen. Nur ein Lebensmittel ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes heute gut zwei Prozent billiger als damals: Zitrusfrüchte.
"Gerade bei Zitronen war die Lieferfähigkeit Spaniens in dieser Saison außergewöhnlich hoch. Die Nachfrage ist saisonüblich schwach", sagt Els. Orangen, Mandarinen, Clementinen, Grapefruits und Zitronen seien jeweils günstiger als vor vier Jahren.
Für kein anderes Lebensmittel registrierten die Testkäufer zuletzt niedrigere Preise als im Juli 2020. Die geringsten Anstiege verzeichneten Birnen (+0,8) und Äpfel (+7,4). Bei Äpfeln gab es nach Angaben von Els 2021 und 2022 überdurchschnittliche Erntemengen, sinkende Kauflaune und deshalb kleinere Preise. Weil die aktuelle Apfel-Ernte schlecht ist, erwarten Branchen-Experten jedoch steigende Preise.
Einige Preisrückgänge seit Juli 2023
Immerhin: Für einige Lebensmittel mussten Verbraucherinnen und Verbraucher im Juli nicht mehr so tief in die Tasche greifen wie noch zwölf Monate zuvor. Die größten Preisrückgänge gab es bei Möhren (-13,8), Zwiebeln und Knoblauch (-13,7), tiefgefrorenem Obst (-13,1), Zitrusfrüchten (-9,3), Sonnenblumenöl und Rapsöl (-8,6) sowie Weizenmehl (-8,3). Die genannten Produkte haben jedoch eines gemeinsam: Sie sind teurer als im Jahr 2020, teilweise sogar deutlich.
Zuletzt verteuerten sich Lebensmittel insgesamt im Vergleich zum Vormonat mit 1,3 Prozent nur noch geringfügig. Das heißt jedoch auch: Der Anstieg setzt sich fort, nachdem die Preise in den vergangenen Jahren in vielen Fällen bereits kräftig in die Höhe gegangen sind.
Können sich Verbraucherinnen und Verbraucher denn Hoffnungen machen, dass das Einkaufen wieder günstiger wird? "Wie sich Preise in Zukunft entwickeln, ist immer schwer vorherzusagen", sagt Jana Fischer von der Verbraucherzentrale. Dürren und Starkregen hätten demnach einen wachsenden Einfluss auf die Lebensmittelpreise. Auch interessant: Deutsche geben EU-weit am wenigsten für Lebensmittel aus.
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